Monteverdi
Renaissance einer Legende

In den 1960ern und 1970ern entstanden in Binningen/BL Autos von Weltruf. Nun steht vielleicht die Renaissance der legendären Schweizer Automarke Monteverdi bevor.
Publiziert: 23.03.2014 um 23:28 Uhr
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Aktualisiert: 01.10.2018 um 02:01 Uhr
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Paul Berger im Monteverdi-Museum
Von Timothy Pfannkuchen (Text) und Matthias Willi (Fotos)

Der Prophet gilt nichts im eigenen Land. Global wird das Popduo Yello als Pionier des Elektropop verehrt. Hierzulande spricht man über Dieter Meier und Boris Blank eher wie über zwei Verrückte aus Zürich. Weltweit ist Roger Federer der Tennisgott. Bei uns der nette Basler Junge von nebenan. Wer in Amerika Monteverdi erwähnt, erntet geflüsterte Ehrfurcht. Hier Staunen und in der U30-Generation Ratlosigkeit: Montewer?

Monteverdi! Noch heute verblassen in manch verlassenem Bubenzimmer die Poster mit den früheren Sportwagenträumen aus Binningen BL, einst in einem Zuge mit DeTomaso oder Lamborghini genannt. Und die Zeichen verdichten sich, dass bald wieder das Bollern eines neuen Monteverdis durch die Autowelt hallen könnte. Nur Gerüchte? Von wegen!

Hinter dem Projekt steht zuvorderst Paul Berger, Leiter des Monteverdi-Museums und 72 unternehmungslustige Jahre jung. «Ich bitte um Verständnis, dass ich keine Details nennen darf», erklärt der Kaufmann und langjährige Lebensgefährte Peter Monteverdis (1934-1998) und führt aus: «Das Projekt liegt fertig in der Schublade, inklusive Modellen und Businessplan. Wir haben schlicht noch nicht das Geld. Wir suchen Investoren und wir verhandeln bereits – aber es ist noch nicht spruchreif.» Auf zwei Jahre schätzt Berger die Zeit, die bei grünem Licht bis zum fertigen Auto verginge. Dass ein Monteverdi der Neuzeit atemberaubend wäre, daran lässt die Vergangenheit keine Zweifel. «Ich höre stets, es sei schade, dass es das nicht mehr gebe», argumentiert Berger, «und denke, dass wir Erfolg haben könnten. Wir haben die Geschichte!»

Aus der Autowerkstatt seines Vaters formt der Rennfahrer Peter Monteverdi in den Fünfzigern eine Sportwagenvertretung und die Rennwagenschmiede MBM, ist zudem in der Formel 1 aktiv – doch mit dem Namen verbindet man bis heute vor allem spektakuläre Strassenmodelle ab 1967. Legendär sind High Speed und Hai. Während die Ölkrise der 1970er-Jahre Marken wie Jensen die Existenz kostete, stellte Monteverdi um. Es entstanden auf Basis von US-Modellen Geländewagen und Limousinen. Darunter der erste viertürige Range Rover (später von Land Rover weiter gebaut!), Sahara, Safari und Sierra. Blieben die Sportwagen wenige Dutzend rar, wurden vom Safari immerhin einige tausend Stück gebaut (genaue Produktionszahlen sind unbekannt).

«Der Safari lief gut, doch dann wurde die Produktion der Motoren eingestellt, und zudem hätten wir neue Crashnormen erfüllen müssen», beschreibt Berger. 1982 folgte ein letzter Versuch: Der Tiara war eine Mercedes S-Klasse der 126er-Baureihe, stimmig an Front, Heck und innen verändert. In Stuttgart stiess das auf Gegenliebe, doch wollte Mercedes das Mega-Luxusfeld lieber selbst bestellen. Ironischerweise wurde später Maybach zum Milliardengrab, derweil Paul Berger bis heute einen Tiara fährt. 1992 entstanden noch ein paar Exemplare eines neuen Hai, dann war Schluss mit den exklusiven Schweizer Autos.

Der neue Monteverdi wäre ein Sportwagen? «Ich nehme an», sagt Berger schmunzelnd. Wie könnte er heissen – Hai oder High Speed? «Keine Ahnung», antwortet Paul Berger in professioneller Unschärfe. Er weiss: Verrät er zu früh zu viel, verpufft die Sensation. Dann träumen wir hier nun mal selbst: 2017 feiert am Genfer Salon der Monteverdi des dritten Jahrtausends Premiere – zum 50. Markenjubiläum. Unser Wunschname: Hai Speed.

Monteverdi-Museum - Der Schatz von Binningen

Das Monteverdi-Museum in der Basler Vorstadtgemeinde Binningen/BL beherbergt in den Gebäuden, in denen die Autos entstanden, auf drei Etagen die global einzige komplette Monteverdi-Sammlung. Zu rund 50 fahrbereiten (!) Autos (darunter viele Einzelstücke und auch Rennwagen) und Memorabilia kommt auf den drei Etagen eine Modellautosammlung (11'000 Stück). Geöffnet ist das von Paul Berger geführte und privat finanzierte Museum auf Anmeldung (Gruppe bis 20 Personen: 250 Franken). www.automuseum-monteverdi.ch

Das Monteverdi-Museum in der Basler Vorstadtgemeinde Binningen/BL beherbergt in den Gebäuden, in denen die Autos entstanden, auf drei Etagen die global einzige komplette Monteverdi-Sammlung. Zu rund 50 fahrbereiten (!) Autos (darunter viele Einzelstücke und auch Rennwagen) und Memorabilia kommt auf den drei Etagen eine Modellautosammlung (11'000 Stück). Geöffnet ist das von Paul Berger geführte und privat finanzierte Museum auf Anmeldung (Gruppe bis 20 Personen: 250 Franken). www.automuseum-monteverdi.ch

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