Mit Schwinger Christian Stucki auf Achse
König der Strasse

Im Sägemehl erzielt Christian «Chrigu» Stucki alle Erfolge. Doch auch bei seinem Job als Brummi-Fahrer ist der Schwinger ein Meister. Wir sind einen Tag lang mit ihm mitgefahren.
Publiziert: 11.11.2019 um 08:52 Uhr
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Schwingerkönig Christian Stucki lenkt für eine Metzgerei einen 460 PS starken Iveco Stralis.
Foto: Sven Thomann
Marcel W. Perren

Rippli, Wädli, Bratspeck und Bratwürste – in Deisswil BE ernähren sich in der Kantine von Grossmetzger Lüthi & Portmann die meisten Angestellten bereits zum Frühstück währschaft. Doch ausgerechnet der stärkste Mann im Betrieb macht bei seinem Dienstbeginn um 7.30 Uhr einen grossen Bogen ums üppige Buffet. Die Rede ist von Schwingerkönig Christian Stucki (34), der für diese Firma seit neun Jahren in einem 60-Prozent-Pensum Frischfleisch und Wurstwaren transportiert.

«Früher habe ich komplett aufs Frühstück verzichtet, weil ich am Morgen überhaupt keinen Appetit hatte», erzählt Stucki. «Irgendwann machte mir mein Trainer aber klar, dass es für meine sportlichen Leistungen nicht förderlich ist, wenn ich immer auf den Zmorge verzichte. Seither esse ich täglich ein Birchermüesli. Fleisch gibts bei mir meistens erst zum Mittagessen.» Zumindest auf dem Teller. Den Kühlauflieger seines Iveco Stralis stopft «Chrigu» ab 7.45 Uhr mit Rinderhälften, Schweineschinken und Lammcarrés voll. Dann kann die Fahrt zu einer Metzgerei im Kanton Freiburg beginnen.

Aus dem Wald in den LKW

Stucki fädelt seinen 460 PS starken Stralis, der 2003 zum «Truck of the Year» gewählt wurde, auf die Autobahn ein. Auf der Höhe von Kerzers FR beginnt der 150-Kilo-Mann die Geschichte zu erzählen, wie er über einige Umwege hinter dem Steuer dieses 18-Tönners gelandet ist. «Nach meiner Lehre als Forstwart machte ich in der Rekrutenschule das LKW-Billett. Fast gleichzeitig hatte sich ein Bluterguss an meinem Knie zu einem gröberen Infekt entwickelt. Weil ich damals nur mit viel Glück um eine Amputation herumkam, suchte ich danach einen Job, bei dem mein Knie weniger belastet und besser geschützt ist als bei der Arbeit im Wald.»

«Böser» Riese

Christian Stucki – oder Stucki «Chrigu» – wurde am 10. Januar 1985 in Aarberg BE geboren und ist seit 1992 aktiver Schwinger. Als Sieger des Eidgenössischen Schwing- und Älplerfestes 2019 in Zug, des Kilchberger Schwinget 2008 und des Unspunnen Schwinget 2017 hat er drei der prestigeträchtigsten Titel im Schwingen gewonnen. Bei den Eidgenössischen Schwing- und Älplerfesten wurde er zudem einmal Zweiter (2013), zweimal Dritter (2004, 2010) und je einmal Vierter (2007) und Siebter (2016). Er hat bis jetzt 128 Kränze gewonnen, davon sind 42 Kranzfestsiege. Stucki ist 1,98 m gross, wiegt 140 bis 150 Kilogramm und lebt mit seiner Frau Cécile und den Söhnen Xavier und Elia in Lyss BE.

Christian Stucki – oder Stucki «Chrigu» – wurde am 10. Januar 1985 in Aarberg BE geboren und ist seit 1992 aktiver Schwinger. Als Sieger des Eidgenössischen Schwing- und Älplerfestes 2019 in Zug, des Kilchberger Schwinget 2008 und des Unspunnen Schwinget 2017 hat er drei der prestigeträchtigsten Titel im Schwingen gewonnen. Bei den Eidgenössischen Schwing- und Älplerfesten wurde er zudem einmal Zweiter (2013), zweimal Dritter (2004, 2010) und je einmal Vierter (2007) und Siebter (2016). Er hat bis jetzt 128 Kränze gewonnen, davon sind 42 Kranzfestsiege. Stucki ist 1,98 m gross, wiegt 140 bis 150 Kilogramm und lebt mit seiner Frau Cécile und den Söhnen Xavier und Elia in Lyss BE.

Irgendwann erinnerte sich Stucki an einen Kontakt, den er 2003 nach seinem zweiten Rang am Berner Mittelländer Schwingfest geknüpft hatte. «Ich habe damals ein Rind gewonnen, das der ‹Big Boss› der Grossmetzgerei Lüthi & Portmann gespendet hatte. Da ich wusste, dass er ein grosser Schwingerfan ist, fragte ich bei ihm eines Tages für einen Job als Lastwagenchauffeur an. Und bin bis heute dankbar, dass es geklappt hat.»

Etwas mehr dehnen

Stucki betont immer wieder, dass er ohne die Grosszügigkeit und Flexibilität seines Arbeitgebers sportlich nicht so erfolgreich wäre. Gleichzeitig hält der «Überschwinger» fest, dass er sich nach langen Fahrten oft wie eingerostet fühle: «Stundenlang hinter dem Steuer meines Lastwagens zu sitzen, macht sich bei mir vor allem in der Hüftgegend schmerzhaft bemerkbar.» Allerdings ist das für den Schwingerkönig offenbar kein allzu grosses Problem. Pragmatisch meint er: «Ich muss halt vor einem Schwingtraining einfach ein bisschen länger dehnen und stretchen.»

Bei der Ausfahrt Courtepin FR stellt Stucki den Blinker, fährt von der Autobahn und hat knapp fünf Minuten später sein erstes Tagesziel auf dem Gelände einer riesigen Metzgerei erreicht. Der König geht hier nicht weniger fokussiert zu Werke als im Sägemehl. Locker rangiert er seinen mit Fleisch und Wurst randvoll beladenen 18-Tönner rückwärts an die Rampe und schwingt sich dann auf einen Gabelstapler, mit dem er ein Palett nach dem anderen aus dem Camion befördert. Knapp 30 Minuten später sind wir schon wieder auf der Rückfahrt in Richtung Bernbiet.

Orientierungssinn und Erklärungsnot

Im Gegensatz zum grossen Teil seiner Berufskollegen verzichtet Stucki fast gänzlich auf die Unterstützung durch ein Navigerät. Der 42-fache Kranzfestsieger ist nämlich auch ein Meister im Kartenlesen. «Wenn wir in den Ferien in einer fremden Stadt ankommen, erkennt Chrigu in kürzester Zeit die besten und schnellsten Sigthseeing-Routen. Sein Orientierungssinn und sein Gedächtnis sind phänomenal», schwärmt Stuckis Frau Cécile beim Mittagessen. Ihr «Chrigu» habe aber auch eine grosse Schwäche: «Im Erklären ist er ganz mies. Wenn wir zusammen im Fernsehen einen Film anschauen und ich für ein paar Minuten wegmuss, will er mir nach meiner Rückkehr zwar verklickern, was ich versäumt habe. Aber seine Erklärungsversuche sind derart umständlich, dass ich meistens nur Bahnhof verstehe.»

Übrigens: Der zweite Teil unserer royalen Fleischertour mit dem Schwingerkönig und seinem Iveco ist schnell erklärt. Nach der Mittagspause zu Hause in Lyss BE fährt «Chrigu« Stucki nochmals nach Courtepin und wieder zurück. Und pünktlich um 16.30 Uhr hat er heute Feierabend.

10. Transport-CH – Der Nutzfahrzeugsalon vom 14. bis 17. November

In der Bernexpo findet dieses Woche bereits zum 10. Mal der Nutzfahrzeugsalon Transport-CH statt. In acht Messehallen, auf dem Freigelände sowie der eigens angelegten Teststrecke präsentieren rund 250 Aussteller auf rund 50'000 Quadratmetern über 600 Marken. Die Organisatoren erwarten an den vier Messetagen rund 30'000 Besucher.

Datum: 14. bis 27. November 2019

Öffnungszeiten: Do bis Sa, 9 bis 18 Uhr; So 9 bis 16 Uhr

Ort: Bernexpo

Eintrittspreise: Erwachsene: 22 Fr., AHV, Lehrlinge, Studenten, Soldaten in Uniform: 15 Fr., Gruppen (ab 12 Pers.) pro Person über 16 Jahre: 15 Fr.: Kinder (bis 16 Jahren in Begleitung eines Erwachsenen): gratis.

Mehr Infos: www.transport-ch.com

In der Bernexpo findet dieses Woche bereits zum 10. Mal der Nutzfahrzeugsalon Transport-CH statt. In acht Messehallen, auf dem Freigelände sowie der eigens angelegten Teststrecke präsentieren rund 250 Aussteller auf rund 50'000 Quadratmetern über 600 Marken. Die Organisatoren erwarten an den vier Messetagen rund 30'000 Besucher.

Datum: 14. bis 27. November 2019

Öffnungszeiten: Do bis Sa, 9 bis 18 Uhr; So 9 bis 16 Uhr

Ort: Bernexpo

Eintrittspreise: Erwachsene: 22 Fr., AHV, Lehrlinge, Studenten, Soldaten in Uniform: 15 Fr., Gruppen (ab 12 Pers.) pro Person über 16 Jahre: 15 Fr.: Kinder (bis 16 Jahren in Begleitung eines Erwachsenen): gratis.

Mehr Infos: www.transport-ch.com

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