Die Strecke ist schnurgerade, wir sitzen im einzigen Auto weit und breit – und trotzdem gehts nur im Schritttempo voran. Unserer Stimmung tut dies aber keinen Abbruch. Im Gegenteil: Fasziniert folgen wir dem riesigen Elefantenbullen, der seelenruhig mitten auf der Sandstrasse durch das Wildreservat Madikwe im Nordwesten Südafrikas trottet. Statt in einem klapprigen Safari-Jeep thronen wir allerdings im ultimativen Luxus-Geländewagen, dem Mercedes-Maybach G 650 Landaulet. Zum Abschluss der aktuellen G-Klasse – 2018 startet der Nachfolger – durfte sich das Team um G-Klasse-Chef Gunnar Güthenke nochmals so richtig austoben. Das Resultat ist ein extrovertiertes Monster, das den Spagat zwischen Extrem-Geländewagen und luxuriöser Chauffeurslimousine wagt.
First-Class-Luxus in der Steppe
Während Fahrer und Beifahrer vorne in einer G-Klasse sitzen, geniessen wir im Fond die gleichen First-Class-Liegesitze und den selben Luxus wie in der Maybach-Limousine – inklusive der elektrisch hochfahrbaren Trennscheibe, die sich per Knopfdruck zusätzlich abdunkeln lässt. Gunnar Güthenke: «Um die beiden Fondpassagiere zu verwöhnen, haben wir den Radstand um 58 Zentimeter verlängert. Zudem lassen sich die beiden Sitze beheizen, belüften und verfügen über eine Massagefunktion.» Dank der Bodenfreiheit von fast einem halben Meter (!) fühlen wir uns wie auf einem Hochsitz. Gut, dass elektrisch ausfahrbare Trittbretter den Ein- bzw. Ausstieg erleichtern. So gerüstet klettert das 3,3 Tonnen schwere Kultmobil über alles hinweg, was sich ihm in den Weg stellt.
Weder Geröll, tiefe Wasserfurten noch weicher Sand werden als Hindernisse wahrgenommen. Wahrlich das richtige Gefährt, um sich im 75'000 Hektar grossen Madikwe Reservat auf Safari zu begeben. Mehr als 12'000 Tiere leben hier, einschliesslich der legendären Big Five (Büffel, Elefant, Leopard, Löwe, Nashorn). Per Knopfdruck öffnen wir das hintere Faltdach (Landaulet) und machen den G 650 zum perfekten Pirschfahrzeug. Im Fond stehend geniessen wir nun die perfekte Übersicht – so schnell haben wir noch nie Gnus, Zebras, Impalas oder Affen entdeckt. Mehr geht nicht – und mehr muss es auch nicht sein …
Koloss mit V12-Biturbo
Um die Tiere nicht zu erschrecken, pirschen wir uns lediglich im Schritttempo voran. Der V12-Biturbo-Motor, das stärkste bei Mercedes verfügbare Triebwerk überhaupt, lässt seine 630 PS und 1000 Nm Drehmoment nur durch sonores Brabbeln erahnen. Für schnellere Fahrten ist der Koloss sowieso nicht geeignet bzw. gedacht. Dafür ist der zu monströs, zu hochbeinig, zu schwer, kurz zu gigantisch. Die Elektronik macht zudem bei Tempo 180 Schluss. Wer aber soll den 5,35 Meter langen Monster-G kaufen? Eine Rarität wird er auf jeden Fall bleiben, ist die Stückzahl doch auf 99 Exemplare limitiert.
In Europa wird man ihn ab Herbst 2017 wohl weniger antreffen, als in den Vereinigten Arabischen Emiraten, Russland oder den USA – vermutlich als Spielzeug für den exklusiven Wochenendausflug. Der Preis, wohl irgendwo zwischen 500'000 und 600'000 Franken, dürfte die anvisierte Kundschaft wohl mehr anziehen als abschrecken. Einige mögen über so viel Verrücktheit und Skurrilität den Kopf schütteln. Andererseits ist es doch erfrischend, dass sonst so vernünftige Ingenieure und Techniker eines auf Erfolg getrimmten Weltkonzerns für einmal ihrer Fantasie freien Lauf lassen durften.
Antrieb: 6,0-Liter-V12-Biturbo, 630 PS, 1000 Nm bei 2300/min, 7-Gang-Automatik, 4x4 mit Geländereduktion, 3 Differentialsperren
Masse: Länge/Breite/Höhe 5,35/2,15/2,24 m, Radstand 3,43 m, Gewicht 3300 kg, Reifen: 325/55 R 22, Bodenfreiheit 46 cm
Preis: ca. 550'000 Franken, auf 99 Stück limitiert, Verkaufsstart Herbst 2017
Antrieb: 6,0-Liter-V12-Biturbo, 630 PS, 1000 Nm bei 2300/min, 7-Gang-Automatik, 4x4 mit Geländereduktion, 3 Differentialsperren
Masse: Länge/Breite/Höhe 5,35/2,15/2,24 m, Radstand 3,43 m, Gewicht 3300 kg, Reifen: 325/55 R 22, Bodenfreiheit 46 cm
Preis: ca. 550'000 Franken, auf 99 Stück limitiert, Verkaufsstart Herbst 2017