Die Anfrage kam überraschend, aber war hoch offiziell: Letzten Herbst hatte Vreni Vollenweider, Vorstandsmitglied im grössten Schweizer MX-5-Klub, im SonntagsBlick den Langzeit-Testauftakt «unseres» Mazda MX-5 gesehen.
So fragte der Mazda MX-5 Club Suisse offiziell an, ob wir ihn bei der Frühlings-Jubiläumstour ins Südtirol nicht begleiten mögen. Warum eigentlich nicht? Schliesslich ist der MX-5 eine wirklich spannende Roadster-Ikone (siehe Box). Spontan sagte ich zu und hielt wenig später ein dickes Roadbook mit Route über 280 Kilometer und vier Pässe sowie zwölf (!) weiteren Tourenvorschlägen in der Hand.
Eine Fahrt im Konvoi mit 18 Fahrzeugen – das wird Disziplin brauchen. Logisch, wiesen mich die Tour-Organisatoren Esther und Walter Keller prompt noch explizit auf Pünktlichkeit hin: «Start genau um 9 Uhr. Tank voll, Blase leer!»
Ohne Verdeck – auch im Regen
Alles klar – also los. Natürlich finde ich mich tags darauf sogar etwas zu früh am Startort, der A13-Raststätte «Heidiland» nähe Maienfeld, ein. Schliesslich will ich mich erst noch mit «Markenkollegen» und Mitfahrern unterhalten. So erfahre ich denn auch gleich, dass ich im Konvoi der einzige Fahrer in einem MX-5 der neuen vierten Generation bin; dem sogenannten «ND», verrät man mir. Aha. Alle Klubmitglieder bewegen liebevoll gepflegte ältere Fahrzeuge der ersten drei Generationen, also NAs, NBs und NCs (siehe Box).
Der grösste und älteste MX-5-Klub der Schweiz wurde 1991 gegründet und zählt 62 Automobile und 87 Klub-Mitglieder. Im Zentrum des Klublebens – mit monatlich in Brüttisellen ZH stattfindendem Stamm – stehen nicht nur Motoren und Pferdestärken, sondern die Pflege der Kameradschaft. Ausfahrten sowie kulturelle und kulinarische Anlässe gehören zum Jahresprogramm und bieten eine ideale Möglichkeit, sich mit anderen MX-5-Freunden auszutauschen. Infos: www.mx-5club.ch
Der grösste und älteste MX-5-Klub der Schweiz wurde 1991 gegründet und zählt 62 Automobile und 87 Klub-Mitglieder. Im Zentrum des Klublebens – mit monatlich in Brüttisellen ZH stattfindendem Stamm – stehen nicht nur Motoren und Pferdestärken, sondern die Pflege der Kameradschaft. Ausfahrten sowie kulturelle und kulinarische Anlässe gehören zum Jahresprogramm und bieten eine ideale Möglichkeit, sich mit anderen MX-5-Freunden auszutauschen. Infos: www.mx-5club.ch
Als wir – pünktlich 9 Uhr – losfahren, regnet es. Nicht stark, aber fies. Charly Wunderly, mit eleganten Handschuhen im blauen, technisch «sanft optimierten» MX-5, interpretiert meinen Gesichtsausdruck richtig, schmunzelt und sagt: «Ja, wir fahren offen.»
Bei nur neun Grad? Alles klar! Mit zwei Handgriffen öffne ich in drei Sekunden das praktische Stoffverdeck – einfach nach hinten werfen – und ziehe mein Käppi tief ins Gesicht. Muss ja keiner wissen, dass ich die Heizung auf oberste Stufe stelle und die Sitzheizung einschalte. Bald wird aus dem feinen ein richtig bösartiger Niederschlag. Nun muss ich schmunzeln: Selbst die hartgesottensten Klubmitglieder schliessen jetzt für den Weg den Flüela hinauf die Stoffdächer.
Der MX-5 ist pass-tauglich geworden
Auf der Passhöhe sinds nur noch drei Grad Aussentemperatur. Nach dem wärmenden, trocknenden Kaffeestopp in Zernez GR geht die Fahrt weiter über den Ofenpass Richtung Münstertal. Gewittrige Regenfälle, dunkle Wolken – ein toller Sommer mitten im Juni. Immerhin: Ab und zu schaut die Sonne heraus, und so öffne und schliesse ich das Verdeck noch oft an diesem Tag.
Am Umbrail fahre ich am Ende des Konvois. Direkt vor mir eines der jüngsten Klubmitglieder, der 23-jährige Louis José Oboussier – mit einem der ältesten Fahrzeuge, einem roten MX-5 der ersten Generation.
Auf der steilen und schmalen Umbrail-Passstrasse mit ihren engen Kehren ist der Unterschied zu spüren. Wo sich mein Vordermann nach Traktion ringend Kurve um Kurve hochhangelt und später todesmutig wieder zu Tale schwingt, folge ich im 160 PS starken neuen MX-5 völlig entspannt und wie auf Schienen.
Auf dem höchsten Punkt der Ausfahrt, dem 2757 Meter hohen Stilfserjoch (und somit schon in Italien), vermiest uns Nebel die herrliche Aussicht aufs südtiroler Winschgau. Also gewährt uns Tross-Boss Walter Keller nur einen ganz kurzen Stopp ohne Kaffee – und aufsitzen!
«Tank leer – Blase voll!»
Die Fahrt den Stelvio hinab und bis Meran zieht sich, ehe es gegen 15 Uhr in der Forst-Brauerei Mittagessen gibt. Dafür hat Petrus endlich ein Einsehen. Die Sonne kommt und mit ihr angenehme 23 Grad. Ja, so muss das sein: Offenfahren als Cabriogenuss. Aber wir haben noch viel vor: Nach dem doppelten Espresso mahnen Kellers wieder zum Aufbruch.
Nun auf Nebenstrassen weiter Richtung Bozen. Das Durchqueren der Stadt mit vielen Kreiseln und Ampeln wird im Konvoi zur Herausforderung. Prompt gehen erste MX-5 verloren. Tourdirektor Keller vertraut auf Navigationssysteme und Kartenlesekünste, braust unverdrossen weiter und strebt dem Zielort Villanders entgegen.
Als später schliesslich alle 18 versprengten Roadster unfall- und pannenfrei im schmucken Panoramahotel ankommen, meint Walter Keller nur lächelnd: «Ach, es haben doch alle das Roadbook und ein Handy dabei.»
Und was wäre solch eine Ausfahrt ohne ein paar Herausforderungen – wie etwa unser Schlussfazit im Ziel: «Tank leer – Blase voll!»
Anfangs galt er nur als Lotus-Elan-Kopie, heute ist er längst selbst eine Legende: Der Mazda MX-5 löste Anfang der 1990er-Jahre einen Roadster-Boom aus und ist mittlerweile mit über einer Million der meist verkaufte Roadster der Welt. Die erste Generation (NA) des Zweisitzers mit Heckantrieb, Mittelmotor (115 bis 131 PS) und Klappscheinwerfern wurde von 1989 bis 1998 gebaut. Die zweite Generation (NB) hatte konventionelle Scheinwerfer und stärkere Motoren (bis 140 PS) und lief von 1998 bis 2005. Die gewachsene dritte (NC) mit mehr Ausstattung und bis zu 160 PS starkem Zweiliter hielt 2005 bis 2015. Letztes Jahr startete die ganz neue vierte Auflage (ND): gesundgeschrumpft mit 131 oder (wie im SonntagsBlick-Langzeit-Testwagen) mit 160 PS und ab 23'900 Franken.
Anfangs galt er nur als Lotus-Elan-Kopie, heute ist er längst selbst eine Legende: Der Mazda MX-5 löste Anfang der 1990er-Jahre einen Roadster-Boom aus und ist mittlerweile mit über einer Million der meist verkaufte Roadster der Welt. Die erste Generation (NA) des Zweisitzers mit Heckantrieb, Mittelmotor (115 bis 131 PS) und Klappscheinwerfern wurde von 1989 bis 1998 gebaut. Die zweite Generation (NB) hatte konventionelle Scheinwerfer und stärkere Motoren (bis 140 PS) und lief von 1998 bis 2005. Die gewachsene dritte (NC) mit mehr Ausstattung und bis zu 160 PS starkem Zweiliter hielt 2005 bis 2015. Letztes Jahr startete die ganz neue vierte Auflage (ND): gesundgeschrumpft mit 131 oder (wie im SonntagsBlick-Langzeit-Testwagen) mit 160 PS und ab 23'900 Franken.