Lieferengpässe bei VW-Elektro- und Hybridautos
VW-Boss schiebt Politik Schuld in die Schuhe

Wegen Problemen mit der Zertifizierung nach der neuen Abgsasnorm 6d-Temp liefert VW erst 2019 wieder Autos mit Alternativantrieb. Schuld seien allerdings die Behörden, wettert Konzernchef Herbert Diess.
Publiziert: 08.08.2018 um 16:06 Uhr
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Aktualisiert: 14.09.2018 um 19:05 Uhr
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VW-Boss Herbert Diess jammert über die Politik, weil die Einführung des neuen Abgas-Prüfzyklus WTLP zu schnell erfolge.
Foto: Werk
Andreas Engel

Ausgerechnet in einer Zeit, in der Alternativantriebe gefragter sind denn je, müssen VW-Kunden jetzt mit zum Teil monatelangen Wartezeiten rechnen. Eine Spätfolge des Abgasskandals: VW bekommt nicht alle Modelle rechtzeitig nach dem ab September geltenden neuen Abgas-Prüfzyklus WLTP zertifiziert – dem Autogiganten fehlen Prüfstände und Ingenieure. Die Wolfsburger liefern deshalb bis Ende 2018 keine Elektro-, Hybrid- und Erdgas-Modelle mehr aus. «Für Fahrzeuge mit Hybrid- und Erdgas-Antrieb nehmen wir zurzeit zudem keine Bestellungen an», bestätigt ein VW-Sprecher der «Welt am Sonntag». Elektroautos wie der E-Golf seien erst 2019 wieder lieferbar, könnten aber bestellt werden; einen Bestellstopp, wie von Medien berichtet, gebe es hier nicht.

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Diess jammert

Um nicht zu viele Kunden an die Konkurrenz zu verlieren, würden nun eben erst einmal all jene Modelle zertifiziert, die sich gut verkaufen – und Autos mit Alternativantrieb gehörten eben nicht dazu. Die Schuld am hausgemachten WLTP-Problem schiebt VW-Boss Herbert Diess – dessen Unternehmen 2015 erst den Abgasskandal losgetreten hatte – jetzt freilich auch noch der Politik die Schuld an der verfahrenen Situation in die Schuhe: «Die Einführung des WLTP ist hastig und schlecht von der Politik vorbereitet worden», sagt Diess gegenüber der «Welt am Sonntag». Statt wie üblich zwei bis drei Jahre hätten die Behörden diesmal nur eines bis eineinhalb Jahre Zeit gelassen.

Bestseller statt saubere Autos

Wie VW fehlen zwar auch Mercedes Prüfstände und Ingenieure, um alle Neuwagen rechtzeitig WLTP-zertifizieren zu lassen – aber die Zahl der bereits zertifizierten Modelle ist in Stuttgart bereits viel grösser als in Wolfsburg (Anfang Juli laut ADAC erst 3 VW- gegenüber 123 Mercedes-Modellen). Andere – wie BMW – haben die Umstellung fast abgeschlossen, auch weitere Hersteller wie Fiat, Hyundai, Jaguar oder Toyota haben kaum Schwierigkeiten mit dem WLTP. Aber anders als etwa VW müssen sie sich eben nicht parallel um Software-Updates für ihre alten Diesel kümmern.

Neuer Messzyklus WLTP

Ab dem 1. September 2018 ist in der EU und der Schweiz der neue Testzyklus WLTP (World Harmonized Light Vehicle Test Procedure) für die Verbrauchsmessung obligatorisch. Er löst den seit 1992 gültigen NEFZ (Neuer Europäischer Fahrzyklus) ab. Die Testdauer wird auf eine halbe Stunde verdoppelt, die Teststrecke steigt von 11 auf 23 Kilometer und die Spitze von 120 auf 131 km/h. Hinzu kommen mit dem RDE (Real Driving Emissions) Realtests auf der Strasse, damit die Grenzwerte für Stickoxide und Partikelanzahl eingehalten werden. Die Verbrauchsangaben der Hersteller sollen mit dem WLTP realistischer werden und dürften daher im Schnitt um rund 20 Prozent ansteigen.

Ab dem 1. September 2018 ist in der EU und der Schweiz der neue Testzyklus WLTP (World Harmonized Light Vehicle Test Procedure) für die Verbrauchsmessung obligatorisch. Er löst den seit 1992 gültigen NEFZ (Neuer Europäischer Fahrzyklus) ab. Die Testdauer wird auf eine halbe Stunde verdoppelt, die Teststrecke steigt von 11 auf 23 Kilometer und die Spitze von 120 auf 131 km/h. Hinzu kommen mit dem RDE (Real Driving Emissions) Realtests auf der Strasse, damit die Grenzwerte für Stickoxide und Partikelanzahl eingehalten werden. Die Verbrauchsangaben der Hersteller sollen mit dem WLTP realistischer werden und dürften daher im Schnitt um rund 20 Prozent ansteigen.

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