Li Shufu neu grösster Einzelaktionär
Was will der Chinese mit Daimler?

Schweizer Hotels und Uhrenmanufakturen, Fussballvereine, Autohersteller – nichts scheint sicher vor chinesischen Investoren. Jüngster Coup: Der Einstieg von Li Shufu mit Geely bei Daimler.
Publiziert: 04.03.2018 um 12:33 Uhr
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Aktualisiert: 13.09.2018 um 04:00 Uhr
Der nächste chinesische Investor steigt gross in einem europäischen Unternehmen ein: Li Shufu ist neu grösster Einzelaktionär von Daimler.
Foto: Getty Images
Raoul Schwinnen

Letzte Woche machte sich der chinesische Milliardär und Gründer des Geely-Konzerns, Li Shufu, mit 9,69 Prozent Anteilen überraschend zum grössten Einzelaktionär des Daimler-Konzerns. Der 54-Jährige erwischte damit nicht nur das Topmanagement in Stuttgart auf dem linken Fuss, sondern die ganze Autobranche rätselt: Was hat Geely mit den Daimler-Anteilen vor?

Li Shufu: «Henry Ford» Chinas

Als 18-Jähriger lieh sich Li Shufu von seinem Vater, einem Reisbauern, 120 Yuan (heute knapp 15 Fr.), kaufte eine Kamera und machte mit Fotos erste Geschäfte. Ernsthaft startete er seine Unternehmerkarriere Mitte der 1980er-Jahre, als er mit Freunden eine Fabrik für Kühlschrank-Komponenten gründete und später Motorräder aus Taiwan nachbaute. 1998 startete der «chinesische Henry Ford», wie er auch schon bezeichnet wurde, mit seiner Firma Geely nach Erhalt der nötigen Lizenz mit der profitablen Autoproduktion für die wachsende chinesische Mittelschicht. Um den Sprung ins Ausland zu schaffen, kaufte sich Geely 2010 bei Volvo ein und zuletzt setzte Li Shufu seine Expansion mit den Übernahmen von London Taxi, der britischen Sportwagenmarke Lotus und nun dem Einstieg bei Daimler fort. Allein 2017 soll sich Shufus Vermögen laut US-Magazin «Forbes» auf 17 Milliarden Dollar verdreifacht haben.

Chinesischer Selfmade-Milliardär Li Shufu
Selfmade-Milliardär und Geely-Gründer Li Shufu.
Imago

Als 18-Jähriger lieh sich Li Shufu von seinem Vater, einem Reisbauern, 120 Yuan (heute knapp 15 Fr.), kaufte eine Kamera und machte mit Fotos erste Geschäfte. Ernsthaft startete er seine Unternehmerkarriere Mitte der 1980er-Jahre, als er mit Freunden eine Fabrik für Kühlschrank-Komponenten gründete und später Motorräder aus Taiwan nachbaute. 1998 startete der «chinesische Henry Ford», wie er auch schon bezeichnet wurde, mit seiner Firma Geely nach Erhalt der nötigen Lizenz mit der profitablen Autoproduktion für die wachsende chinesische Mittelschicht. Um den Sprung ins Ausland zu schaffen, kaufte sich Geely 2010 bei Volvo ein und zuletzt setzte Li Shufu seine Expansion mit den Übernahmen von London Taxi, der britischen Sportwagenmarke Lotus und nun dem Einstieg bei Daimler fort. Allein 2017 soll sich Shufus Vermögen laut US-Magazin «Forbes» auf 17 Milliarden Dollar verdreifacht haben.

Shufu überrascht alle

Gespräche über einen Aktienkauf gabs gemäss dem deutschen «Handelsblatt» schon länger, doch soll Geely nun offenbar mit Hilfe trickreicher Finanztransaktionen die gesetzlichen Meldepflichten umgangen haben – deshalb der überraschende Zeitpunkt von Shufus Coup. Offiziell begrüsst Daimler den Einstieg Li Shufus als langfristig orientierten Investor. Ola Källenius, Daimler-Vorstandsmitglied: «China ist der grösste Zukunftsmarkt. Deshalb ist es nicht schlecht, wenn wir Chinesen mit an Bord haben.»

Gibts einen Sitz im Aufsichtsrat?

Dennoch hegt man in Stuttgart gewisse Befürchtungen. Wenn Geely – die 2010 Volvo übernahmen und die Marke mit viel Geld zum ernsthaften Mercedes-Konkurrenten aufbauen – Einsitz im Daimler-Aufsichtsrat erhält, sässen die Chinesen an vorderster Front bei wichtigen strategischen Entscheidungen. Bei freundlich bewerteten Transaktionen, wissen Insider, erhalten neue Daimler-Investoren ab einer bestimmten Beteiligungshöhe für gewöhnlich einen Sitz im Aufsichtsrat.

Weht bald die chinesische Flagge am Hauptsitz von Daimler? Bei freundlichen Transaktionen erhalten Investoren ab einer bestimmten Beteiligungshöhe einen Sitz im Aufsichtsrat.
Foto: AFP Export

Gemeinsame Elektrostrategie für China?

Anders als die weiteren grossen Daimler-Partner Kuwait (6,8 %) und Renault/Nissan (3,1 %), die sich kaum in die Geschäfte einmischen, ist Li Shufu ein strategischer Investor mit eigenen Plänen. Und mit dem Erfolg von Geely (siehe Box) und seinen weiteren Investments in der Autoindustrie hat der Selfmade-Milliardär bereits bewiesen, dass er etwas vom Business versteht. Konkret liegt die Vermutung nahe, dass Shufu neben dem Einsitz im Daimler-Aufsichtsrat auch eine Kooperation zwischen Geely und dem deutschen Autobauer bei den künftig für den chinesischen Markt immer wichtigeren Elektroautos anstrebt. Folglich könnte die Daimler-Kleinwagentochter Smart, die all ihre Modelle auf Elektroantrieb umstellen will, zum ersten gemeinsamen Projekt zwischen Daimler und Geely werden.

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