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Leichter, schneller, besser
Das Rennsport-Monster für die Strasse

Abt verwandelt einen Audi R8-GT2-Rennwagen zum Supercar. Der XGT definiert die Hackordnung auf öffentlichen Strassen neu – selbst ein Porsche 911 GT3 RS muss sich warm anziehen.
Publiziert: 28.09.2024 um 09:08 Uhr
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Der Rennsport-Ursprung des Abt XGT wird bereits im Stand ersichtlich.
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Auf einen Blick

  • Abt XGT: GT2-Rennwagen mit Strassenzulassung
  • V10-Motor mit 640 PS und 310 km/h Höchstgeschwindigkeit
  • Preis: knapp 600’000 Euro, nur 99 Exemplare werden gebaut
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
Wolfgang Gomoll

Die leichte Linkskurve auf der Autobahn ist im Prinzip nicht der Rede wert. Doch der Fahrer des Skoda Octavia wird sich noch eine ganze Weile an sie erinnern. Wir haben eine Zeit lang auf der rechten Spur gebummelt und öffnen jetzt die Beschleunigungsbüchse der Pandora. Zweiter, dritter, vierter Gang. Wir drehen den kreischenden V-10-Motor fast voll auf und schnalzen mit der rechten Wippe die Gänge rein. Die Verbrennungssymphonie dringt fast ungehindert zu uns durch. Wir ergötzen uns am wilden, ungezügelten Sound. Ganz anders ergeht es unserem Vordermann. Als der Akustik-Tsunami des Verbrennungsmotors die Fahrgastzelle des braven Skoda-Fahrers flutet, erschrickt dieser sichtlich und fährt leichte Schlangenlinien.

Asphaltmonster

Die rollende Urgewalt, mit der wir unterwegs sind, trägt den Namen Abt XGT und schaut nur auf den ersten Blick aus wie ein nachträglich geschärfter Audi R8 mit Riesen-Heckflügel. Tatsächlich handelt es sich aber nicht um einen aufgemotzten Strassensportler, sondern um einen reinrassigen GT2-Rennwagen mit Strassenzulassung. Das geht natürlich nicht ohne einige Veränderungen. «Hinter dem Nummernschild befinden sich über 40 Einzelabnahmen», erzählt Ex-Rennfahrer Martin Tomczyk (42), der nun bei den Kemptenern als Direktor Motorsport aktiv ist.

Deshalb prangt auch keine Audi-Fahrgestellnummer auf der Plakette, sondern eine von Abt. Dass dieser Spass nicht ganz günstig ist, liegt auf der Hand. Nur 99 Exemplare werden gebaut, Preis: knapp 600’000 Euro (umgerechnet ca. 570’000 Franken). Für den Alltag wurden ebenfalls ein paar Annehmlichkeiten eingebaut. Die Klimaanlage sorgt für angenehme Temperaturen und die Karosserie ist aus Komfortgründen höher gelegt als bei der Rennversion. Schliesslich will man nicht über jeden Kieselstein schrammen. Dazu gibts ein Siebengang-Doppelkupplungsgetriebe, bei dem der Pilot via Schaltwippen selbst Hand anlegen muss. Alles andere würde dem Charakter des Fahrzeugs nicht gerecht. 

Wenig Komfort, viel Emotionen

Gut zwei Jahre schraubten die Äbte an dem puristischen Strassensportler, der schon im Stand seine Gene nicht verbergen kann. Der Pilot muss sich über einen Käfig in die Sitzschalen schlängeln und wird mit einem Vierpunkt-Rennsicherheitsgurt fixiert. Der Sitz ist fix, die Anpassung geschieht über die Lenksäule und die verschiebbaren Pedale. Im Innenraum herrscht reines Rennsport-Ambiente: Das Steuer ist mit Knöpfen übersät und könnte direkt aus der F1 stammen. Das zeigt sich auch beim Startvorgang: Das Prozedere ähnelt dem Scharfschalten eines Jets. Zunächst muss man die durchsichtige Plastikscheibe über dem Strombutton zur Seite schieben und dann mit einem Druck die Maschine konditionieren.

Von einem Sirren begleitet, fahren die Systeme hoch. Sobald der Daumen ein weiteres Mal aktiv wird, ist es mit dem Sound of Silence vorbei. Nach einem kurzen Orgeln schreit der 5,2-Liter-V10 hinter dem Fahrer laut auf. Die 640 PS (470 kW) und das maximale Drehmoment von über 550 Newtonmetern stehen Gewehr bei Fuss, um die automobile Hackordnung auf öffentlichen Strassen neu zu definieren: Mit einer Höchstgeschwindigkeit von 310 km/h und einer Sprintzeit von 3,2 Sekunden kennt der XGT wenig Gegner in der freien Wildbahn.

Rennfahrer-Traum

Der Kemptener Bolide klebt dank hohem Anpressdruck förmlich auf dem Asphalt. Jede Bewegung der ultra-direkten Lenkung resultiert unmittelbar in einer Richtungsänderung und jedes Antippen des Gaspedals in massiver Beschleunigung. Rennsport pur! Das Gleiche gilt für die Stahlbremsen, in die man ordentlich treten muss, damit sie richtig zupacken. Nach ein paar Kilometern hat man sich aber an die Direktheit des rollenden Geschosses gewöhnt und verschmilzt mit der Maschine. Der Abt XGT hat Suchtpotenzial. Nicht für jeden, aber ganz sicher für echte Rennfahrer.

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