Kommt ein neuer Opel GT?
Nur Fliegen wär’ schöner

Vor 50 Jahren feierte der GT Experimental an der IAA in Frankfurt Weltpremiere und kam drei Jahre später als Opel GT auf den Markt. Nun könnte die legendäre «Corvette des kleinen Mannes» am kommenden Genfer Autosalon ihr Comeback feiern – erst als Studie und ab 2018 in Serie.
Publiziert: 29.11.2015 um 00:00 Uhr
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Aktualisiert: 04.10.2018 um 20:22 Uhr
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Links in Rot ist die Serienversion des Opel GT zu sehen, rechts in Gelb die Studie von der IAA 1965.
Von Raoul Schwinnen (Text) und Daniel Reinhard (Fotos)

Zugegeben, es sind vorderhand noch unbestätigte Gerüchte. So antwortet die Opel-Pressestelle in Rüsselsheim auf unsere Frage nach einem GT-Comeback am kommenden Genfer Autosalon nur: «Wir können solche Spekulationen leider nicht kommentieren.» Und auch Opel-Chef Karl-Thomas Neumann wollte sich bei unserem Exklusiv-Interview vor drei Monaten noch nicht in die Karten schauen lassen, antwortete aber vielsagend: «Wir werden in Genf etwas attraktives zeigen, lassen Sie sich überraschen.»

Das Erfolgsrezept des Opel GT? Unter der aufregenden Karosserie steckte die bewährte Technik des Kadett.

Etwas attraktives wäre zum Beispiel ein neuer Opel GT – wie schon vor 50 Jahren, als die Rüsselsheimer 1965 an der IAA in Frankfurt die silberfarbene Studie «GT Experimental» präsentierten. Mit seinen bauchigen Kotflügeln und der schlanken Taille erinnerte sie formal an die US-Klassiker Chevrolet Monza GT oder Corvette. Doch die Technik des GT war weit weniger spektakulär als seine Optik – der Opel Kadett lieferte die Basis und ein kleiner Vierzylinder besorgte den Antrieb. Kein Wunder, wurde später der von 1968 bis 1973 über 103'000 mal gebaute Opel GT im Volksmund auch als die «Corvette des kleinen Mannes» bezeichnet. Und die selbe Idee spukt wohl auch heute, fünf Jahrzehnte später, den Opel-Managern wieder im Kopf herum: Ein optisch frecher Imageträger, mit bewährter und dadurch für den Kunden bezahlbarer Grossserientechnik des Opel Astra.

Dieses spezielle Modell vereint die IAA-Studie «GT Experimental» (l.) mit dem späteren Serienmodell (r.).

Doch zurück zum «GT Experimental» von 1965 und dem späteren Serienmodell, das nicht nur Techniker und Designer sondern auch die Opel-Werbeleute zu beflügeln schien. So entstand zu jener Zeit der selbstbewusste und heute noch populäre Slogan «Nur Fliegen ist schöner». Beschreibt der heute 86-jährige Erhard Schnell, Vater des GT und 1964 mit der Entwicklung der Studie beauftragt, das Design «seines» GT, so spricht er vom «Coke-Bottle-Shape». Der Zweitürer war flach, sein Heck von formschönen Rundungen geprägt, und die wuchtigen Radhäuser brachten ihm zusammen mit der schlanken Taille den Vergleich mit der Cola-Flasche ein. Der kreative Schnell übernahm praktisch alle Design-Merkmale des GT Experimental wie die Klappscheinwerfer oder das Konzept, das keinen Kofferraum vorsah, und brachte die Studie in nur drei Jahren zur Serienreife. «Im Gegensatz zu vielen damaligen Sportwagen erlaubte unser GT dank den weit ins Dach hineingezogenen Türen ein bequemes Ein- und Aussteigen», erklärt Erhard Schnell stolz und ergänzt augenzwinkernd, «ein nicht unerhebliches Argument in Zeiten des immer populärer werdenden Minirocks.»

1971 experimentierte Opel mit Partnern an einem Elektro-GT mit zwei mechanisch gekoppelten Gleichstrommotoren.

Was aber versetzte 1973 dem Opel GT den Todesstoss? Schnell erinnert sich: «Wir arbeiteten bereits an einem Nachfolger, der grösser war und sehr dynamisch wirkte. Das Problem waren aber die für Amerika vorgeschriebenen Stossfänger, die das elegante, dynamische Design völlig entstellt hätten. Damit wurde die Form für die USA unattraktiv. Und dann kam natürlich die Ölkrise dazu. Die hätte den Erfolg eines Nachfolgers in Europa mehr als in Frage gestellt.» Was aber viele bis heute nicht wissen: Schon zu jener Zeit tüftelte Opels Entwicklungsabteilung an alternativen Antrieben für den GT und dessen Vierzylinder-Benziner (1,9 Liter, 90 PS, 185 km/h Spitze). So verstaubt heute im Keller der Opel Classic-Abteilung in Rüsselsheim eine 1971 entstandene GT-Variante mit Elektroantrieb – ein mit Bosch, Varta und Continental realisiertes Gemeinschaftsprojekt, bei dem zwei mechanisch gekoppelte Gleichstrommotoren zwar 120 PS leisteten, die 740 Kilo (!) schwere Batterie aber schon nach 44 gefahrenen Kilometern leer war.

SonntagsBlick-Autoredaktor Raoul Schwinnen nimmt im Keller der Opel Classic-Abteilung Platz im Rekord-GT-Diesel-Prototypen.

Ein Jahr später stellte ein GT mit Vierzylinder-Dieselmotor nicht weniger als zwei Welt- und 18 internationale Rekorde auf. Dieses von Öl-Multi Mobil finanzierte Dieselprojekt sorgte in der Fachwelt für Aufsehen: Praktisch nonstop während zwei Tagen und drei Nächten fuhr der GT-Diesel-Prototyp (2,1 Liter, 95 PS) im Testzentrum Dudenhofen auf der Schnellfahrbahn. Dabei realisierten die sechs angeheuerten Rennfahrer (u.a. Paul Frère und Giorgio Pianta) eine Spitze von 197 km/h – damals eine Sensation, die den Dieselmotor auf einen Schlag in Europa zwar bekannt machte, ihm aber noch nicht zum Durchbruch verhalf. Das dürfte 2018, wenn voraussichtlich der neue Opel GT mit modernster Astra-Technik startet, anders sein. Neben bis zu 300 PS starken Benzinmotorn dürfte es den GT der Moderne auch mit drehmomentstarkem Dieselantrieb geben.

Hübsch, aber rostanfällig

Genau 103'463 Opel GT wurden von 1968 bis 1973 ausgeliefert – etwa die Hälfte nach Amerika. Wer heute mit dem Gedanken spielt, sich einen GT zu kaufen, sollte aber vorsichtig sein. Denn solide und unverbastelte Exemplare sind kaum auf dem Markt. Grund: Fast alle GT leiden an der selben Krankheit: Rost! Experten bezeichnen die Karosserie als die grösste Problemzone (Schweller samt Wagenheberaufnahmen, angrenzende Bodenbleche, Radläufe und -häuser, Türunterkanten sowie Front- und Heckschürze). Dem Heckbereich sollte man bei der Suche nach Rost besondere Aufmerksamkeit schenken, weil er sich mangels Kofferraumdeckel nur vom Innenraum oder durch die demontierten Rückleuchten inspizieren lässt.

Fazit: Verrostete oder stark verbastelte Opel GT zu relativ günstigen Preisen gibts auf dem Occasionsmarkt einige. Rar und entsprechend teurer sind dagegen originale Fahrzeuge, die im Zustand 2 gut und gerne gegen 20'000 Franken kosten.

Genau 103'463 Opel GT wurden von 1968 bis 1973 ausgeliefert – etwa die Hälfte nach Amerika. Wer heute mit dem Gedanken spielt, sich einen GT zu kaufen, sollte aber vorsichtig sein. Denn solide und unverbastelte Exemplare sind kaum auf dem Markt. Grund: Fast alle GT leiden an der selben Krankheit: Rost! Experten bezeichnen die Karosserie als die grösste Problemzone (Schweller samt Wagenheberaufnahmen, angrenzende Bodenbleche, Radläufe und -häuser, Türunterkanten sowie Front- und Heckschürze). Dem Heckbereich sollte man bei der Suche nach Rost besondere Aufmerksamkeit schenken, weil er sich mangels Kofferraumdeckel nur vom Innenraum oder durch die demontierten Rückleuchten inspizieren lässt.

Fazit: Verrostete oder stark verbastelte Opel GT zu relativ günstigen Preisen gibts auf dem Occasionsmarkt einige. Rar und entsprechend teurer sind dagegen originale Fahrzeuge, die im Zustand 2 gut und gerne gegen 20'000 Franken kosten.

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