Er revolutionierte nicht nur die Haute Couture: Karl Lagerfeld (1933–2019) machte nicht nur Kleider-, sondern auch Automode. Er fotografierte für Pirelli, warb – kein Witz – einst für «Style» genannte Budget-Sondermodelle von VW (mit Scheiben, schwarz wie seine Sonnenbrille), lichtete für den Opel-Kalender gar seine Katze Choupette mit einem Corsa ab. Er soll auch Ferraris besessen haben – fuhr aber seit Jahrzehnten nicht mehr selbst.
Drei massgeschneiderte BMWs
Nach zwei schweren Unfällen in einem Mercedes SL und einem Porsche (beide Male sei der Modeschöpfer am Steuer eingeschlafen, raunt man) entschied Lagerfeld mit nur 30 Jahren, sich lieber chauffieren zu lassen. Und bewies mit seiner Autoliebe auch, dass selbst grosse Modeschöpfer nicht nur den Zeitgeist prägen, sondern ihm manchmal auch zum Opfer fallen: Lagerfelds von BMW für ihn massgeschneiderter 750Li von 1992 ist mit seinem Zweifarb-Lack in kühlem Schwarz und Silber aus heutiger Sicht ebenso ein ästhetisches Verbrechen wie 1980er-Jahre-Jeans mit seitlichen Lederstreifen.
Mit Fax und Videorekorder
Damals freilich dürften das minimalistische Dekor und das Faxgerät im Handschuhfach der letzte Schrei gewesen sein. Wie sich Trends und Geschmack wandeln, zeigte im Jahr 2000 Lagerfelds dritte massgeschneiderte Bestellung bei BMW: ein überlanger 750Li L7. Die neue Prächtigkeit der Jahrtausendwende spiegelte sich in warmen Erdfarben, teuren Hölzern – und Hightech in einem Videorekorder an Bord.
Rolls-Royce trifft Hummer
Letzten Endes aber sah man Lagerfeld fast immer aus Autos seiner Lieblingsmarke Rolls-Royce steigen – für die er für eine Ausstellung vor sieben Jahren noch fotografierte. Oder aber aus seinen vor über zehn Jahren erworbenen SUVs: Zeitweise hatte er gleich drei Exemplare des gigantischen US-Geländemonsters Hummer im Dienst. Drei? Drei! Damit die Chauffeure des Modezars in Paris (F) wie auch in Monaco zu tun hatten. Denn, so Lagerfeld in seiner unnachahmlichen Art: «Ich will nicht auf derselben Höhe wie die anderen fahren.»