Erinnern Sie sich noch an den Start von Porsche in China?
Natürlich – im Jahr 2000 waren wir hier mit ungefähr 200 Autos unterwegs. Im letzten Jahr waren es mehr als 71'000 Fahrzeuge. Dank der Einführung des Cayenne 2003 und später mit Macan und Panamera haben wir hier an Präsenz gewonnen. Der 911 ist mit 50 Prozent Anteil Marktführer bei den Sportwagen; der 718-Absatz explodiert gerade. Aber die SUV machen noch immer rund 80 Prozent unserer Verkäufe aus.
Als Sohn deutscher Eltern wurde Detlev von Platen 1964 im französischen Orléans geboren. Nach dem Studium der Betriebswirtschaft startete er 1988 bei BMW France und wurde 1997 Markendirektor Porsche beim französischen Generalimporteur. Zu Beginn der Finanzkrise ging er 2008 als Markenchef in die USA und leitet seit 2015 als Vorstand die Bereiche Vertrieb und Marketing.
Als Sohn deutscher Eltern wurde Detlev von Platen 1964 im französischen Orléans geboren. Nach dem Studium der Betriebswirtschaft startete er 1988 bei BMW France und wurde 1997 Markendirektor Porsche beim französischen Generalimporteur. Zu Beginn der Finanzkrise ging er 2008 als Markenchef in die USA und leitet seit 2015 als Vorstand die Bereiche Vertrieb und Marketing.
Dabei wird Porsche vor allem mit dem 911 assoziiert.
Wir haben hier gegenüber dem Rest der Welt umgekehrt begonnen – erst die SUV, dann die Sportwagen. Obwohl wir dieses Jahr 70 Jahre Porsche feiern, werden wir in China als sehr junge Marke gesehen.
Spüren Sie das bei den Kunden?
Unsere chinesischen Kunden sind im Schnitt 20 Jahre jünger als in Europa; der Anteil weiblicher Käufer liegt bei rund 30 Prozent. China überspringt auf dem Weg zur modernen Mobilität einige der Stufen, die Europa absolviert hat. Elektromobilität, Digitalisierung und Vernetzung werden sich hier noch schneller entwickeln als im Rest der Welt.
Macht China das zum Motor der Autoindustrie?
China ist der grösste nationale Markt vor den USA. Während Europa lange diskutiert, werden die Projekte in China schnell und stramm umgesetzt. Genauso schnell ändern sich aber auch die Kundenbedürfnisse.
Das macht es für Sie schwierig.
Man kann das als Problem oder als Chance sehen. Gewinnen werden hier in China nicht mehr die grössten Anbieter, sondern jene, die sich am schnellsten anpassen.
Braucht es für solche flinken Kunden neue Vertriebswege – auch in Europa?
Die Rolle des Händlers wird sich sicher verändern. Aber sie wird weiterhin unverzichtbar sein. Der Kunde kauft ein komplexes Fahrzeug und möchte es erklärt bekommen. Und es braucht vor dem Kauf das sinnliche Erleben. Mit den Porsche-Studios gehen wir mitten in die Städte; ebenso mit unseren temporären Pop-up-Stores. Ausserdem wird die Community wichtiger.
30 Prozent des Porsche-Umsatzes sollen künftig aus digitalen Services kommen – wo bleibt da das Erlebnis Auto?
Bis Mitte des nächsten Jahrzehnts wollen wir bei einem zweistelligen Umsatzanteil sein. Wir können heute über Themen reden, die früher undenkbar waren. Nehmen sie die «Function on Demand»: Künftig müssen Sie nicht alle Funktionen sofort kaufen, sondern können sie im Laufe des Besitzes per drahtlosem Update dazu bestellen.
Muss ich als Porsche-Kunde noch ein Auto haben?
Der Besitz wird weiter eine grosse Rolle spielen. Aber wir entwickeln auch neue Angebote in Richtung temporärer Nutzung. Sie können zum Beispiel in einer Art Abonnement verschiedene Modelle fahren. Statt einen GT3 für die Rennstrecke zu kaufen, wird man ihn mit Freunden leasen können und teilen. Oder beispielsweise die Bewohner eines Hochhauses teilen sich einen Porsche – so etwas werden wir in Stuttgart pilotieren.
Sie bieten wegen der Abgasthematik derzeit keinen Diesel an – wird sich das wieder ändern?
Wir sind stark unterwegs mit den Plug-in-Hybriden: Beim Panamera macht er in Europa 60 Prozent der Bestellungen aus. Beim Vorgänger waren es 10 bis 12 Prozent. Wir haben die Produktionsplanung entsprechend angepasst. Unser Fokus liegt ganz klar auf der Verbesserung der Benziner. Aber für einen Cayenne wird ein Dieselantrieb auch künftig Sinn machen.