Im September startet der neue Nissan X-Trail. Den 4,69 Meter langen Crossover gibts ab 28'290 Franken mit Front- oder Allradantrieb und drei verschiedenen Motoren (130 bis 177 PS). Innen bietet der Fünf- oder Siebensitzer mehr Platz (Kofferraum: 565-1996 Liter) und ein Navi- und Multimediasystem mit App-artiger Oberfläche. Für mehr Sicherheit sorgen ein Notbremsassistent mit Fussgängererkennung, ein Querverkehrswarner und ab 2018 das teilautonome ProPilot-System, das auf der Autobahn oder im Stau Lenken, Beschleunigen und Bremsen übernimmt. Mit 766'000 Verkäufen war der X-Trail 2016 der meistverkaufte SUV der Welt. Da muss das Design des Nachfolgers natürlich sitzen.
Herr Nagano, was sind die auffälligsten Neuerungen beim X-Trail?
Koji Nagano: Besonders markant ist der V-förmige Grill sowie die eckiger gestalteten Nebelleuchten. Dies und die adaptiven Voll-LED-Leuchten lassen den X-Trail breiter und robuster wirken. An der Flanke und am Heck setzen wir mit Chromelementen Akzente. Im Innern verwenden wir hochwertigere Materialien und ein dickeres, unten abgeflachtes Lenkrad sorgt für bessere Sicht auf die Instrumente.
Ihre grösste Herausforderung beim Design?
Die Fussgängerschutz-Bestimmungen beim Frontdesign einzuhalten! Das wird immer schwieriger. Die meisten Autos werden daher künftig vorne zur Seite hin abgeflacht sein, das schafft mehr Spielraum bei der Gestaltung.
Zum Nissan-Konzern gehören auch die Marken Infiniti und Datsun. Wollen Sie diese Marken möglichst einheitlich gestalten?
Diese Marken gehören zwar zu Nissan, aber die Erwartungen der Kunden sind verschieden. Das müssen wir auch im Styling ausdrücken. Daher haben wir zwar eine klare, übergeordnete Designstrategie mit Schlüsselelementen für alle drei Marken, aber eigenständigen Details für jede Marke. Das beginnt zum Beispiel schon bei der Auswahl der Farben oder Stoffe.
Starten Sie jeweils mit einem weissen Blatt Papier für den Entwurf eines neuen Modells?
Schön wärs. Bevor wir etwas zeichnen, müssen wir das gemeinsame Konzept fürs Fahrzeug festlegen: Welche Kunden, welche Märkte weltweit, welche Preisspanne, usw. Erst dann können wir übers Produkt – oder das Designkonzept sprechen.
Welches Auto hat Sie in all den Jahren am meisten inspiriert?
Als ich jung war, verschlang ich Bücher zu Autodesign. Da gabs Hunderte, ja Tausende Designthemen. Es schien mir damals fast unmöglich, noch etwas Neues zu erfinden. Für mich sind schöne Proportionen und Profil, aber auch Eleganz und Sportlichkeit entscheidend. Rückblickend hatten wohl die italienischen Fahrzeuge der 1950er- und 60er-Jahre den grössten Einfluss auf mich. Aber auch Häuser und ihre Architekten, vor allem der Amerikaner Frank Lloyd Wright, der alles Unnötige eliminierte, inspirieren mich.
Nach LED-Leuchten gibts nun die noch flexiblere, organische Leuchtdiode (OLED). Erweitert dies Ihre Gestaltungsmöglichkeiten?
Klar, nur sind OLED technisch zwar schon nutzbar, aber noch viel zu teuer für die Serie. Sie machen höchstens für Showcars Sinn.
Wie verändert sich das Design dank E-Antrieb?
Es ermöglicht eine neue Fahrzeugarchitektur. Der zuvor platzraubende Motor ist massiv kleiner. Das erlaubt uns mit Formen und Linien zu spielen und im Innern mehr Raum zu schaffen. Dank E-Antrieb können wir das Profil eines Autos komplett neu definieren. Wie wir dies beim Konzept Pivo, mit vier einzeln ansteuerbaren Rädern und 360 Grad drehbarer Kabine schon 2008 zeigten.
Wieso wird E-Antrieb immer durch blaue Farbe und Details offensichtlich gemacht?
(lacht) Das möchte ich schon lange ändern! Leider hat sich Blau als Hinweis auf Hybrid- und Elektroantrieb beim Kunden durchgesetzt. Beim BladeGlider, dem elektrischen Dreiplätzer mit Pfeilform, habe ich extra mit Orange und Grün gearbeitet und wollte ursprünglich ganz auf blaue Details verzichten. Kunden sind, meiner Meinung nach schon gelangweilt durch das Blaue als Hinweis auf die Elektrifizierung.
Welche Farbe steht denn für autonomes Fahren?
Der Konsens unter Designern ist, dass wir mit Displays gegen aussen anzeigen, das ein Auto autonom unterwegs ist. Auf dem Display können wir natürlich jede Farbe nutzen. Das kommt sehr bald – wir haben dazu momentan ein spannendes Projekt am Laufen.
Nämlich?
Wir versuchen einen Lack oder besser eine Oberfläche zu schaffen, mit dem das Fahrzeug seine Farbe ändern kann. Diese Idee stammt von einem Mitarbeiter aus unserem Innovationswettbewerb, der damit wie bei digitaler E-Tinte und E-Papier den Kunden die ultimative Farbwahl ermöglichen will.