2018 startet der Urus als erster SUV von Lamborghini. Wie wird er die Marke verändern?
Stefano Domenicali: Wir wollen von unserem neuen SUV 3500 Exemplare pro Jahr verkaufen. Dafür werden wir in zwei Monaten in Sant'Agata Bolognese eine komplett neue Fabrik eröffnen, die bei der Vernetzung und der Logistik topmodern ist. Für unser Geschäft bedeutet das, dass Automobili Lamborghini mittelfristig 7000 Autos pro Jahr verkaufen und so die Milliardenschwelle beim Umsatz übertreffen wird.
Das sind ambitionierte Ziele ... .
Ja, ein riesiger Schritt, wenn man sich vor Augen hält, wo Lamborghini noch vor zehn Jahren stand. Selbst im Jahr 2011 verkauften wir erst 1602 Autos. Deshalb werden wir nach der Lancierung des Urus und der Verdoppelung unserer Verkaufszahlen erst mal wieder einen Konsolidierungskurs fahren.
Und wie schaut der Konsolidierungskurs aus?
Wir wollen nicht mehr als rund 3500 Supersportwagen pro Jahr verkaufen. Unser Ansatz ist, dass wir immer mindestens ein Auto weniger produzieren, als wir absetzen könnten. Mit dem Urus steigen wir in einen ganz neuen Markt ein, auf dem es viel mehr Wettbewerber gibt. Aber wir werden vom Design und von der Performance her einzigartig sein, neue Massstäbe setzen und ein Auto mit einer besonderen Positionierung bringen. Der Urus wird ein Super-SUV werden.
Was zeichnet diesen Super-SUV aus? Seine Plattform oder die elektronische Wankstabilisierung kennen wir ja schon von Audi oder Bentley.
Wir wollen einen SUV für Menschen bauen, die anders sein wollen. Wenn Sie einen Lamborghini fahren, wollen sie sich ganz bewusst von der Masse unterscheiden und setzen nicht unbedingt auf Understatement. Das wird sich auch im Design widerspiegeln, das traditionelle Lamborghini-Elemente haben wird. Die Fahrdynamik wird in neue Dimensionen vorstossen. Der Urus wird sich nicht wie ein SUV fahren, sondern vielmehr wie ein als SUV getarnter Supersportwagen.
Blicken wir weiter in die Zukunft. Wie lange wirds noch Saugmotoren in Ihren Autos geben?
Wir sind gut beraten, unsere Nische zu pflegen. Die Kunden wollen unseren V12. Und solange das so ist, werden wir diesen Wunsch erfüllen. Wir haben die Pflicht, anders zu sein, als die anderen. Der V12 ist wichtig für uns. Ein E-Motor, wenn er denn kommt, muss die Anforderungen erfüllen, die man an einen Lamborghini hat. Momentan und in den nächsten Jahren sehe ich nicht, dass ein Auto mit E-Motor die Leistungsfähigkeit eines Saugmotor-Fahrzeuges liefert. Das mag zwar für ein zwei Runden auf der Rennstrecke klappen, aber nicht länger. Dennoch schauen wir uns alle diese Technologien natürlich an. Wir setzen aber erst dann auf die Elektrifizierung, wenn ein solcher Lamborghini auf Dauer schneller ist als einer mit Saugmotor. Das heisst: kleine Batterien mit grosser Energiedichte und hoher Leistungsfähigkeit. Echte, voll elektrische Supersportwagen sehe ich frühestens 2024, sicher nicht vorher.
Vorher kommt aber noch ein neuer Aventador?
Genau. Beim nächsten Aventador werden wir weiterhin auf den V12-Motor setzen, bei dem wir den Verbrauch noch weiter senken werden. Natürlich wird in Zukunft auch die Hybridisierung eine Rolle spielen, das werden Sie schon beim Urus sehen ... .
Wie schaut es mit dem Huracán aus?
Die Zukunft des Huracan ist noch offen. Wir können uns nicht zu viele verschiedene Motoren und Getriebe oder Chassis leisten. Deswegen denken wir über einen modularen Ansatz nach.
Also eine Plattform für beide Modelle?
Das wäre für die Zukunft eine Option. Grundsätzlich ist für uns wichtig, wirtschaftlich zu denken und unsere Investitionen sorgfältig zu planen.