Abgassoftware, Grenzwerte, Klimadiskussion: Die Autobranche steht in der Kritik. Sie aber nennt das deutsche Handelsblatt den «letzten Saubermann». Was machen Sie anders?
Harald Krüger: Wir bei BMW denken langfristig und gehen unseren eigenen Weg – in der Vergangenheit und in der Zukunft. Und: Bei der BMW Group stehen das Unternehmen und seine Produkte im Vordergrund. Insofern ist das ein Lob für die gesamte Mannschaft bei der BMW Group.
Diese wurde im Fall falscher Software in 5er und 7er aber auch angegriffen.
Dabei geht es um rund 8000 Autos, denen irrtümlich eine falsche Dieselsoftware aufgespielt wurde. Der Fehler wurde von uns unverzüglich den Behörden gemeldet. Wir haben bereits an der Hauptversammlung 2018 gesagt: Es wurde ein handwerklicher Fehler gemacht, der ärgerlich ist und den wir bedauern. Und haben zugleich betont, dass es sich dabei um keine gezielte Manipulation handelt. Das hat uns die Münchner Staatsanwaltschaft jetzt bestätigt.
War diese frühzeitige Festlegung nicht riskant?
Natürlich muss man in dieser Situation nach bestem Wissen und Gewissen Farbe bekennen. Wir waren von dieser Position felsenfest überzeugt.
Sie sind seit 1992 bei BMW – in der Autoindustrie eine lange Zeit.
Das stimmt. In dieser Zeit habe ich im Unternehmen eine Menge spannende Aufgaben übernommen (siehe Box). Das Tolle ist: Man kann sich bei BMW immer wieder neuen Herausforderungen stellen und sich dabei weiterentwickeln. Dazu kommt die Begeisterung für die Marken und Produkte, die alle Mitarbeiter im Unternehmen teilen.
Das letzte Jahr war gut – plus 1,1 Prozent beim Absatz, 2,5 Millionen Autos verkauft. Was ist im Konkurrenzkampf wichtig?
Um erfolgreich zu sein, braucht man zunächst starke Marken. Die BMW Group war beim Absatz auch 2018 der weltweit führende Premium-Hersteller. Wir achten auf profitables Wachstum, um Investitionen in die Zukunft finanzieren zu können. Ein erfolgreiches Unternehmen muss dabei den Anspruch haben, Marktanteile zu gewinnen, auch in herausfordernden Zeiten wie diesen. Dazu braucht man eine global ausgewogene Strategie – deshalb sind wir in Europa, China und auch den USA stark aufgestellt.
Sie bauen in den USA die Autos, die sie in China verkaufen. Wie gehen Sie mit dem Handelskrieg um?
Wir stehen für freien Welthandel. Handelsbarrieren behindern Wachstum, Wohlstand und Beschäftigung in der gesamten Weltwirtschaft. Was den von Ihnen genannten Handelskonflikt angeht, glaube ich, dass sich beide Seiten gerade annähern. Grundsätzlich profitieren wir von unserem flexiblen Produktionsnetzwerk und unserer ausgewogenen globalen Aufstellung. Eine lokale Fertigung wie beim BMW X3, der nun auch in China gebaut wird, hilft dabei.
Zweite Baustelle ist der Brexit. Er betrifft die BMW Group massiv, wegen der Produktion von Mini und Rolls-Royce in Grossbritannien. Wie reagieren Sie?
Wieder mit Flexibilität. Wir haben uns auf alle Szenarien und auch den Worst Case vorbereitet. So haben wir die im Sommer übliche vierwöchige Wartungsphase mit Produktionsunterbrechung auf den April vorgezogen. Weitere Vorkehrungen wurden im Logistikbereich oder bei der IT getroffen. Klar ist: Wir brauchen Planungssicherheit und eine pragmatische Lösung. Diesen Standpunkt habe ich Theresa May auch persönlich mitgeteilt.
Sie planen einen elektrischen BMW X3 auf der normalen Plattform. Wird damit die Submarke i überflüssig?
Nein, BMW i steht für visionäre Fahrzeugkonzepte und Mobilitätsdienstleistungen sowie ein neues Verständnis von Premium, das sich stark über Nachhaltigkeit definiert. Das bleibt auch in Zukunft so. Mit dem i8 haben wir beispielsweise die Technologie für unseren ersten Plug-in-Hybrid realisiert. Diese nutzen wir nun, um Plug-in-Hybride in allen Segmenten anzubieten. Das wäre ohne den i8 nicht möglich gewesen.
Und der kleinere i3?
Der BMW i3 ist ebenfalls wichtiger Technologieträger und sehr beliebt. Wir konnten auch im fünften Jahr seit Marktstart mehr Fahrzeuge verkaufen. Das ist völlig untypisch. 2018 waren es fast 35'000 Automobile, in diesem Jahr streben wir wieder einen Absatzrekord an. Dabei hat sich für uns auch gezeigt, wie wichtig die Reichweite ist. Seit Markteinführung des BMW i3 wurde die Speicherkapazität seiner Hochvoltbatterie verdoppelt und die Reichweite entsprechend gesteigert. Und wir haben mit dem Einsatz von Karbon viel über Leichtbau gelernt.
Welche Rolle spielt i dann in der Zukunft?
Den nächsten Sprung machen wir mit den Modellen i4 und iNext. Der iNext ist unser Technologieträger für automatisiertes und autonomes Fahren. Damit gehen die fünfte Generation der Batterietechnik sowie das Interieur der Zukunft einher. So entstehen beim automatisierten Fahren in den Innenräumen ganz neue Möglichkeiten. Das alles ergibt einen Technologiebaukasten, der für unser gesamtes Unternehmen relevant ist.
Was wird der Antrieb der Zukunft?
Wir treiben die Elektromobilität mit Priorität voran, dabei ist es aus meiner Sicht wichtig, sich technologisch breit aufzustellen. Eine Frage dabei ist, wie sich die Brennstoffzelle durchsetzen wird. Japan wird mit den Olympischen Spielen einen Sprung in diese Richtung machen.
Ab 2020 werden die CO2-Grenzwerte schärfer. Wie wollen Sie sie erfüllen?
Erstens setzen wir weiter auf effiziente Verbrennungsmotoren. Eine wichtige Rolle spielen dabei auch unsere sparsamen und sauberen Dieselmotoren. Zweitens setzen wir auf Plug-in-Hybride. Sie tragen dazu bei, die Luftqualität in den Städten schnell zu verbessern. Und vollelektrisch geht es mit hohem Tempo weiter: In diesem Jahr kommt der Mini Electric, im nächsten folgt der iX3. Und 2021 gehen dann BMW i4 und iNext an den Start. Insgesamt bringen wir bis Ende 2020 über zehn neue und überarbeitete Modelle mit elektrifiziertem Antrieb auf den Markt.
Das Angebot ist gut, aber werden Sie auch liefern können?
Wir halten, was wir versprechen. Ich bin von der Zukunft der Elektromobilität zutiefst überzeugt. Deshalb haben wir beispielsweise auch die nötigen Kapazitäten in der Batteriezellenfertigung bereits langfristig gesichert.
Geboren im Oktober 1965 in Freiburg im Breisgau (D), studierte Harald Krüger in Braunschweig und Aachen Maschinenbau und stieg nach einem Exkurs in die Luftfahrt 1992 bei BMW ein. Er half unter anderem beim Aufbau des US-Werks in Spartanburg, war Personalreferent, Produktionsplaner und Werkleiter und seit 2008 Mitglied des Vorstandes der BMW AG, dem er seit Mai 2015 vorsteht. Harald Krüger ist verheiratet und hat drei Kinder.
Geboren im Oktober 1965 in Freiburg im Breisgau (D), studierte Harald Krüger in Braunschweig und Aachen Maschinenbau und stieg nach einem Exkurs in die Luftfahrt 1992 bei BMW ein. Er half unter anderem beim Aufbau des US-Werks in Spartanburg, war Personalreferent, Produktionsplaner und Werkleiter und seit 2008 Mitglied des Vorstandes der BMW AG, dem er seit Mai 2015 vorsteht. Harald Krüger ist verheiratet und hat drei Kinder.