IAA-Studie gleicht Rinspeed-Konzept
Mercedes klaut Schweizer Idee!

Geht bei Mercedes das Kopierfieber um? Die Idee der IAA-Studie Vision Urbanetic gleicht frappierend jener von Frank M. Rinderknecht und seinem Rinspeed Snap.
Publiziert: 25.09.2018 um 05:52 Uhr
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Aktualisiert: 30.09.2018 um 22:24 Uhr
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Mercedes Vision Urbanetic
Foto: Werk
Andreas Engel und Timothy Pfannkuchen

Es tönt wie ein Wirtschaftskrimi: In Zumikon ZH entwickelt der Schweizer Autovisionär Frank M. Rinderknecht (62) mit seiner Ideenschmiede Rinspeed seit 40 Jahren Autoideen. Letzter Coup: Der Rinspeed Snap von der CES Las Vegas im Januar und dem Genfer Autosalon im März. Am 6. Juli klingelts an Rindernkechts Tür: Drei Mercedes-Konzernforscher hatten sich angekündigt, um den Snap anzuschauen. Warum? «Einfach aus Interesse, hiess es», berichtet uns Rinderknecht.

Die Schweizer Idee

Die Snap-Idee: Antrieb und Aufbau sind getrennt. Hat das Chassis viele Kilometer oder ist veraltet, wirds ersetzt – aber der «Pod» (Aufbau) weiterverwendet. Das spart Geld, und der «Pod» lässt sich blitzschnell wechseln – etwa von einem Bus zum Laster.

Frappierende Parallelen

Verrückt? Pustekuchen: An der Nutzfahrzeug-IAA Hannover (D, bis 27.9.) zeigt Mercedes die Studie Vision Urbanetic. Sieht anders aus? Nur, bis man Chassis und Aufbau separat sieht. Mercedes hat Elektroantrieb. Wie Rinspeed. Mercedes ist autonom. Wie Rinspeed. Mercedes hat modulare Aufbauten. Wie Rinspeed. Bei Mercedes heisst auf Bildern sogar das Chassis «Skateboard» – wie bei Rinspeed! «Beim Vision Urbanetic handelt es sich um ein völlig neues Mobilitätskonzept», sagt Gerd Reichenbach, Leitung Strategie bei Mercedes Vans.

«Fast ein Kompliment»

Alles nur geklaut? «Das wäre reine Spekulation: Ich weiss nicht, ob Mercedes einfach die gleiche Idee hatte», gibt sich Rinderknecht diplomatisch: «Aber es hinterlässt einen faden Beigeschmack, dass man mir beim Besuch nichts vom Urbanetic gesagt hat.» Also nicht ab zum Anwalt? «Nein. Es ist ja fast ein Kompliment: Wenn sogar Mercedes das macht, validiert das ja unseren Snap und zeigt, das wir auf dem richtigen Weg sind.»

VW und Citroën «gefielen» auch schon Ideen

Nicht das erste Mal, dass Rinderknechts Ideen offenbar «gefallen». So zeigte er 2011 den Rinspeed Bamboo, eine elektrische Neuinterpretation des Citroën Méhari. Fünf Jahre später kam der Citroën E-Méhari. Im März 2015 zeigte Rinspeed den Budii, im Januar 2017 dann VW den Budd-e. Nur ein Schelm, wer bei solchen Übereinstimmungen an Kopiertes denkt?

Rinderknechts nächster Schritt

Was wird jetzt aus Rinderknechts Start-up «Snap Motion» im kalifornischen Silicon Valley (USA) und Europa, dass er für die Snap-Serienproduktion gegründet hat? «Ich bin gerne Vorreiter. Warten Sie noch ab», sagt Rinderknecht schmunzelnd: «Bald zeigen wir beim Snap etwas Neues – und dann sind wir Mercedes schon wieder einen Schritt voraus.»

Die Smart-Idee

Übrigens: Auch den Mercedes-Spross Smart hatte ein Schweizer Visionär erdacht. Ums zu realisieren, spannte Swatch-Vater Nicolas Hayek (1928-2010) mit Mercedes zusammen – aber stieg wieder aus, weil der E-Antrieb fehlte. Heute gibts den Smart elektrisch … .

Sondermission Rushhour

Der Mercedes Vision Urbanetic konzentriert sich auf Warentransporte, wird aber in der Rushhour zum 5,14 Meter langen Personentransporter (bis zu zwölf Passagiere), den man per App bestellt, statt zur Bushaltestelle zu gehen. In Randzeiten läuft er mit Cargo-Modul. Vorteil E-Antrieb: So kann nachts lautlos geliefert werden, zehn Europaletten passen rein. Bis er in Serie autonom auf höchster Stufe (Level fünf = ganz ohne Fahrer) fahren kann, wirds noch dauern, aber schon früher könnte er auf Firmengeländen eingesetzt werden.

Mercedes Vision Urbanetic
Werk

Der Mercedes Vision Urbanetic konzentriert sich auf Warentransporte, wird aber in der Rushhour zum 5,14 Meter langen Personentransporter (bis zu zwölf Passagiere), den man per App bestellt, statt zur Bushaltestelle zu gehen. In Randzeiten läuft er mit Cargo-Modul. Vorteil E-Antrieb: So kann nachts lautlos geliefert werden, zehn Europaletten passen rein. Bis er in Serie autonom auf höchster Stufe (Level fünf = ganz ohne Fahrer) fahren kann, wirds noch dauern, aber schon früher könnte er auf Firmengeländen eingesetzt werden.

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