IAA Nutzfahrzeuge: Der Diesel bleibt noch
Freie Fahrt für Stink-Brummis?

Derzeit diskutiert man an der Nutzfahrzeug-IAA in Hannover (D) über elektrische und autonome Lastwagen. Dennoch dürfte der Dieselmotor noch lange vorherrschen. Bleiben LKWs damit weiterhin Stinker?
Publiziert: 21.09.2018 um 06:42 Uhr
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Aktualisiert: 21.09.2018 um 11:13 Uhr
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Volvo FH15 750
Foto: Werk
Andreas Faust

Gestern öffnete die IAA Nutzfahrzeuge im deutschen Hannover ihre Tore. Bis zum 27. September zeigen fast 2200 Aussteller Ihre Neuheiten rund um Lastwagen und Logistik. Vor allem im Mittelpunkt: elektrische Antriebe und das autonome Fahren, bei dem Lastwagen Vorreiter werden dürften.

Diesel bleibt erste LKW-Wahl

Doch Rolf Bulander, Chef der Fahrzeugabteilung beim Zulieferer Bosch, dämpfte im Vorfeld die Euphorie: «Noch 2025 werden zwischen 80 und 90 Prozent aller Nutzfahrzeuge als Selbstzünder unterwegs sein.» Während der Dieselmotor beim PW von der Abgasproblematik derzeit ausgebremst wird, wird er in LKWs noch weiter rollen. Freie Fahrt also für Stink-Brummis?

Behörden und LKW-Bauer ziehen am selben Strick

Nein! Denn schwere Nutzfahrzeuge über 3,5 Tonnen Gewicht sind bei den Abgaswerten deutlich besser als ihr Ruf. Und als mancher PW! Weil die Lastwagenbauer mit den Behörden bei der Ausarbeitung der Abgasgrenzwerte kooperiert haben: Statt von Behördenseite immer wieder strengere Grenzwerte auszurufen und damit permanent Druck auf die Industrie aufzubauen, haben beide gemeinsam auf ein grosses Ziel hingearbeitet: Schon seit 2013 gelten die Emissionsgrenzwerte Euro VI.

Sauberer als manche PWs

Behörden und Hersteller haben dabei von Anfang an auf Abgasmessungen im realen Betrieb gesetzt – wie sie bei den PW erst seit Anfang September mit der Einführung des WLTP-Zyklus verpflichtend sind. Real dürfen Brummis laut Gesetz 1,5 mal mehr Stickoxide ausstossen als auf dem Motorenprüfstand. «Im Alltag emittiert so mancher Oberklasse-PW mit Dieselmotor rund 3,5 mal mehr Stickoxide als ein 40-Tonnen-LKW», weiss Meinrad Signer (71). Der Ingenieur verbrachte lange Zeit seiner beruflichen Laufbahn bei der heutigen FPT Motorenforschung in Arbon TG.

Kaum Alternativen zum Diesel

Auch Signer sieht derzeit nur wenige Alternativen zum Dieselmotor: Kommende CO2-Grenzwerte liessen sich nur mit einem hohen Dieselanteil in der Flotte erreichen. Hybridantriebe sparten vor allem auf kurzen Strecken. Und die Plug-in-Hybrid-Technik mache nur Sinn, wenn man elektrisch in der Stadt fahre und längere Strecken mit dem Verbrenner. Signer: «Das funktioniert vor allem lokal und in der Region.»

Wo der E-Antrieb Sinn macht

Dem Elektro-Lastwagen stünden noch die Kosten für die Batterie und deren Mehrgewicht im Weg. Man müsse Volumen- und Gewichtstransporter unterscheiden, erklärt Signer: «Ein Blumenhändler braucht Volumen, da wäre ein elektrischer Antrieb sinnvoll. Aber nicht bei schweren Tiefkühl-Lieferwagen oder Baukippern.» Im Kurierdienst mit autonomen Fahrzeugen sei der E-Antrieb dagegen ideal.

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