Winfried Vahland (58) ist Vorstandsvorsitzender von Skoda. Der Wirtschaftsingenieur kam 1990 von Opel zum VW-Konzern und war zunächst bei Audi und VW, ehe er 2002 zu der tschechischen Konzerntochter wechselte und sie in China einführte. Seit 2010 ist Vahland Chef der stetig aufstrebenden Marke.
Herr Vahland, an der IAA stehen viele frische SUVs. Selbst die wiederbelebte Marke Borgward bringt einen. Nur Skoda nicht...
Winfried Vahland: Borgward hat den erst angekündigt. Wir bringen 2016 unseren zweiten SUV. Mal sehen, wer schneller ist.
Aber zur SUV-Familie, die Sie angekündigt haben, gehören drei...
Diesseits des Premiumsegments sind wir Europas erfolgreichster Limousinenhersteller, Kombi- und 4x4-Anteils-Marktführer – das bleiben unsere Hauptthemen. Aber der Trend zu SUV und Crossovern war absehbar. Also erneuern wir den Yeti und entwickeln seit fünf Jahren am grossen SUV. Der nutzt den gleichen Baukasten wie der VW Tiguan und den langen Radstand, wird fast 4,70 Meter lang und hat die Option einer dritten Sitzreihe, also bis zu sieben Sitze.
Sehen wir diesen im März am Genfer Salon – und heisst er Snowman?
Der Name Snowman klingt super, den nehmen wir aber ebensowenig wie Polar. Wir haben einen schönen, noch geheimen Namen. Das Auto zeigen wir im Herbst.
Ihr neuer Superb Combi ist ausgestattet mit all den vielen Optionen kein Schnäppchen mehr. Kostet das schöne Design Geld?
Gutes Design ist eine Kunst, kostet aber nichts. Der Superb ist eingepreist wie zuvor, aber grösser, attraktiver, und er lässt sich umfangreicher ausstatten. So gewinnt er einkommensstärkere Kunden, die zum Beispiel Assistenzsysteme nachfragen. Beim Octavia haben wir das erlebt: Wir hatten europaweit fünf Prozent Ausrüstungsquote erwartet; jetzt sind es 25 Prozent. Der durchschnittliche Octavia liegt nun bei 21 000 statt zuvor 18 000 Euro. Beim Superb passiert das Gleiche: Das selbe Fahrzeug ist nicht teurer als zuvor, aber die Kunden kaufen hochwertigere Ausstattungen.
Der für Skoda wichtige Markt China wird heikler, der andere wichtige russische steckt in der Krise. Auf nach Amerika?
Nein, das steht nicht zur Diskussion. In China haben wir grosse Aufgaben, um die geplanten 500 000 Autos im Jahr zu erreichen; in Russland viel zu tun, um die Marktsituation zu überbrücken. Das gehen wir konsequent an.
Bleibt in Europa noch Raum für Wachstum?
Wir streben fünf Prozent Marktanteil an. In der Schweiz sind wir fast bei sieben – schönen Dank an die Schweiz! Mittel-, Nord- und Osteuropa – mit Ausnahme Russland – passen. Jetzt müssen wir in den Mittelmeer-Anrainerstaaten überzeugen.
Nehmen Sie nicht VW die Butter vom Brot? In der Schweiz rückt der zweitplatzierte Octavia näher an den Bestseller VW Golf. Das gibt doch konzernintern Schelte.
Es wird gerne über vermeintlichen Familienzwist berichtet. Aber in der Realität findet er nicht statt. Alle Produkte sind im Konzern durchdiskutiert, abgestimmt und verschieden positioniert. Den Rest entscheidet der Kunde. Nehmen Sie die drei Kombis Seat Leon ST, Skoda Octavia Combi und VW Golf Variant: Alle drei legen beim Verkauf gleichzeitig zu.
Sie haben 2014 erstmals über eine Million Skoda verkauft. Wo solls noch hingehen?
Wir wollen 1,5 Millionen verkaufen. Die Situation in Russland und China wirft uns zwar im Zeitplan, aber nicht im Ziel zurück. Wir schaffen das.
Schaffen Sie es auch, demnächst Elektro- oder Plug-in-Hybridantrieb anzubieten?
Das kommt. Die Frage ist, wann. Der Kunde muss bereit sein, die Zusatzkosten zu tragen. Der Superb bietet sich mit der Plattform – der VW Passat GTE ist ein tolles Auto – an und wäre der erste Plug-in-Hybrid. Auch der nächste Octavia wird sicher so kommen.
Skoda hat sich etabliert. Leisten Sie sich bald ein Funmobil, etwa ein Cabrio?
Eine Marke muss begehrlich sein, aber es braucht Rationalität. Cabrios zum Beispiel gibt es global betrachtet eigentlich gar nicht. Solche Nischen überlassen wir gerne Premiumanbietern.