Hyundai Tucson
Der Teufel steckt im Detail

Am Genfer Autosalon (5. bis 15. März) feiert der Hyundai Tucson Weltpremiere. Gemeinsam mit Hyundai-Chefdesigner Peter Schreyer nahm SonntagsBlick den Kompakt-SUV schon vor der offiziellen Enthüllung genauer unter die Lupe.
Publiziert: 22.02.2015 um 00:00 Uhr
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Aktualisiert: 05.10.2018 um 05:14 Uhr
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Von Jürg A. Stettler (Text und Fotos)

Zwar ist er nur um 6,5 Zentimeter auf 4,48 Meter Länge und um drei Zentimeter auf 1,85 Meter Breite gewachsen, doch der neue Hyundai Tucson wirkt dominanter als sein Vorgänger ix35. Und wie sein grösserer Bruder Santa Fe und das Coupé Veloster tanzt nun auch der Tucson wieder aus der Reihe der Hyundai i-Nomenklatur (i10, i20, ix20, i30, ix35, i40) und will seine Kunden künftig wieder wie früher als Tucson erobern.

Und die Chancen dazu stehen gut. Denn der Kompakt-SUV mit dem markentypischen Sechseck-Kühlergrill, schmalen und langgezogenen Leuchten sowie dynamischer Dachlinie sieht richtig gut aus. «Diese athletische Präsenz erreichten wir durch fliessende Linien, markante Proportionen und nicht zuletzt dem neu gezeichneten Hexagonal-Kühlergrill», verrät Chefdesigner Peter Schreyer. «Die Leuchten sollten zudem möglichst flach und schlank sein, was den Wagen breiter erscheinen lässt», erklärt der 61-Jährige Designchef, «wir mussten hart kämpfen, damit die Proportionen am Schluss stimmten. Nun scheint der Wagen durch die grossen Räder, die markanten Radkästen und die abfallende Dachlinie fast auf der Strasse zu kauern.» Schreyer versuchte mit seinem Team vor allem mit möglichst wenigen Linien ein klares Bild zu zeichnen. «Doch der Teufel steckt im Detail. Die Kante an der Motorhaube etwa, ist durch den Gesetzgeber vorgegeben. Auch betreffend Fussgängerschutz gibts unzählige Vorgaben», erläutert der frühere Audi-Designer. Das Resultat beim Tucson gefällt uns aber. Er scheint mit seinem ausdrucksstarken Auftritt und eifert dem grösseren Santa Fe nach. «Leidenschaft ist die Grundlage jeden guten Designs. Und fällt der Richtungsentscheid bei der Produktion eines Modells, geht es Schlag auf Schlag. Mich erstaunt es immer wieder, wie schnell und gut die Koreaner arbeiten. In nicht mal zweieinhalb Jahren wurde beispielsweise der Tucson gefertigt, das ist sensationell!», lobt Schreyer seine koreanischen Ingenieure fast etwas ehrfürchtig.

Was war die grösste Herausforderung beim neuen Tucson-Design? «Knifflig war die richtige Mischung zwischen Einstiegshöhe und dynamischer Dachlinie zu schaffen. Zudem sollten die Fenster optisch schmal ausfallen, gleichzeitig soll es im Innern aber nicht beengend wirken.» Und wie stark ist der Einfluss der koreanischen Kultur auf die Entwürfe des 61-jährigen Deutschen, der mit seinem Design massgeblich zum Erfolg der aufstrebenden Koreaner beiträgt? Schreyer schmunzelt: «Ich könnte jetzt einfach behaupten, dieses Teil oder diese Linie ist koreanisch. Das wäre aber geflunkert und zu kurz gegriffen! Viel mehr lasse ich mich durch Kunst und Architektur in Südkorea oder auch die pulsierenden Städte wie Seoul, ja sogar dem K-Pop, beeinflussen. Das Ganze sickert dann allmählich in meine Zeichnungen rein.» Und der Chefdesigner ergänzt: «Der koreanische Einfluss ist aber sehr subtil. Etwa die konkaven und konvexen Formen; die sind zwar asiatisch, müssen es aber nicht zwingend sein. Denn sie bringen schlicht gewisse Linien durch ihr Licht-Schattenspiel besser zur Geltung – und das gefällt mir. Klar ist: Ein Hyundai wirkt koreanischer als etwa ein Kia, der europäischer sein soll.“

Ob koreanisch oder europäisch, das athletisch geschnittene Blechkleid steht dem Tucson. Der mit zwei 1,6-Liter-Benzinern (135, 176 PS) sowie drei Diesel (115 bis 184 PS) zu uns rollen wird. Diese Motoren sind mit manuellem 6-Gang-Getriebe oder beim stärksten Benziner auf Wunsch auch mit 7-Gang-Doppelkupplungsgetriebe kombiniert und erfüllen alle bereits die Euro6-Abgasnorm. Weitere Zahlen lassen sich die Koreaner vor der offiziellen Weltpremiere in zwei Wochen nicht mehr entlocken. Doch beim Öffnen des Kofferraums entdecken wir viel Platz, sehr viel Platz. «513 Liter fasst der Gepäckraum und dies bei aufrechter, hinterer Sitzreihe», raunt uns Schreyer stolz zu. Der Tucson, den es als Fronttriebler oder Allradler geben wird, gefällt also nicht nur mit optischen, sondern auch mit praktischen Qualitäten. Zudem wird er mit einer Fülle an neuen Komfort- und Sicherheitselementen (z.B. automatischer Parkassistenten, autonomer Bremsassistent mit Fussgängererkennung) aufwarten. Damit dürfte der Tucson ab Herbst gute Karten im hartumkämpften SUV-Segment haben.

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