Foto: Stefan Grundhoff

Höhepunkte der Auto China 2019 in Shanghai
Eine andere Welt

Leiden der Genfer Autosalon und die Frankfurter IAA unter Aussteller- und Besucherschwund, kennt man solche Probleme an der Auto China in Shanghai nicht: Die Hallen platzen aus allen Nähten, kein Hersteller will abseitsstehen.
Publiziert: 19.04.2019 um 10:15 Uhr
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Zum 18. Mal findet heuer die Auto China in Shanghai statt.
Foto: Stefan Grundhoff
Stefan Grundhoff aus Shanghai

Gaben noch vor einigen Jahren die europäischen und speziell die deutschen Autohersteller die Schlagzahl auf dem inzwischen grössten Automarkt der Welt vor, siehts 2019 bei der 18. Auflage der Auto China in Shanghai ganz anders aus. Natürlich sorgt eine elektrische Citystudie wie der Audi AI:ME für Aufsehen, schauen sich die Messebesucher den Mercedes GLB als siebensitzigen Familien-Crossover genauer an und freuen sich über den neuen BMW 3er mit langem Radstand, das sportliche Doppelpack BMW X3/X4 M mit je 510 PS und das gelungene Porsche Cayenne Coupé.

Regierung fördert E-Mobilität

Doch an sich spielt die Musik an der Auto China längst bei den heimischen Herstellern. Marken wie Chery, Hanteng, Oshan, Geely, Wey, Leapmotor, Weltmeister (!) oder Haval zeigen SUV, was das Zeug hält. Gerade die beliebten Crossover-Klassen zwischen 4,50 und 4,90 Meter Länge stehen in der Gunst der chinesischen Kunden ganz oben. Oft sind diese Fahrzeuge elektrifiziert. Kein Wunder, denn seit fünf Jahren werden in China Elektro- und Hybridfahrzeuge, sogenannte NEV, von der Regierung gefördert. So muss jeder Hersteller in diesem Jahr in China mindestens zehn Prozent (im nächsten Jahr zwölf!) aller Autos als NEV verkaufen. So erstaunt es nicht, liegt China mit 2,61 Millionen NEV-Zulassungen heute klar vor Ländern wie Japan, Norwegen oder den USA.

VW-Konzern ist Nummer 1

Wenn ein europäischer Hersteller die chinesische Angriffswelle an der Shanghaier Autoshow kontern kann, dann am ehesten VW – mit den beiden lokalen Kooperationspartnern FAW und SAIC sowie 14 Prozent Marktanteil unangefochtener Leader im Land. Die grössten rein lokalen Anbieter haben (noch) weniger als die Hälfte. «Wir haben hier im letzten Jahr 4,2 Millionen Autos verkauft», sagt VW-China-Chef Stephan Wöllenstein: «Heuer sollten wir auf einem ähnlichen Niveau liegen. Dazu trägt vor allem unsere grosse SUV-Offensive bei.» Und die ist gewaltig: Gabs vor kaum mehr als zwei Jahren nur zwei SUV im prallen VW-Portfolio, wird die aktuelle Zahl von derzeit sechs auf zwölf Modelle bis Ende 2020 steigen. Mit dem T-Cross, dem Teramont X sowie der Elektrostudie ID Roomzz gabs am VW-Stand gleich drei neue SUV zu bestaunen. Doch mit neuen Modellen allein ist es nicht getan. Deshalb präsentiert VW in Shanghai die neue China-Submarke Jetta. Mit ihr und einem SUV wie dem VS7 oder der viertürigen Limousine VA3 will man junge und preissensible Kunden ködern.

Viele unbekannte Marken

Doch einmal mehr gibts auf einer chinesischen Automesse Marken zu bestaunen, deren Namen man bei uns bislang noch nie gehört hat. Dabei überrascht Novat nicht nur mit seinem gefälligen Design, sondern auch gigantischen Displays im Inneren und ordentlicher Verarbeitung. Träumen darf man bei visionären Konzeptstudien von Icona mit dem autonomen Nucleus, bei Qiantu mit dem sportlichen K50 oder bei Zedriv, die mit ihrem GT3 im Cayman-Format zeigen wollen, dass elektrische Sportwagen auch Spass machen.

Jedes zweite Auto ein SUV 

Aber auch wenn sich mit Fahrzeugen wie dem Leapmotor S01 oder Arcfox ein paar Sportler und mehr als eine Handvoll Limousinen wie der Nio ET unter die zahllosen Messepremieren geschmuggelt haben: An den SUV kommt niemand vorbei. Aktuell ist jedes zweite verkaufte Fahrzeug in China ein SUV – Tendenz steigend. Selbst Hongqi, einst noble Marke für Staatskarossen, verschliesst sich mit Modellen wie dem HS5 oder dem grösseren HS7 nicht mehr diesem Trend.

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