Zwar um rund 17 Prozent kürzer als im Vorjahr, dafür aber klar anspruchsvoller – so startet heute die Rallye-Dakar 2015. Nicht weniger als 137 Autos, 164 Motorräder, 64 Race-Trucks und 48 Quads nehmen in den kommenden zwei Wochen die insgesamt 9111 Kilometer, davon happige 4578 Wertungskilometer, unter die Räder. Bereits zum siebten Mal donnert der Rallye-Tross dabei durch Südamerika und überquert bei der Rundreise von und nach Buenos Aires zweimal die Anden. Um den Traktionsnachteil der Fahrzeuge mit Zweiradantrieb gegenüber den Allradlern zu minimieren, wurde 2015 das Reglement angepasst. Die Folge: Die zuletzt mit drei Gesamtsiegen die Marathon-Rallye dominierenden Minis müssen nun mehr Gewicht mitschleppen. Der Mini All4 Racing mit Dreiliter-Twinpower-Turbodiesel und 320 PS Leistung muss neu mindestens 1952,5 Kilo wiegen. «50 Kilo mehr klingt vielleicht nicht nach viel», erklärt Vorjahressieger Nani Roma (42), «aber wegen der langen Distanzen werden Fahrwerk und Bremsen dadurch deutlich mehr belastet.» Trotzdem gab Mini – heuer mit nicht weniger als zehn Fahrzeugen dabei – bereits vor dem Start bekannt, dass man dem Dakar-Abenteuer sicher noch bis 2017 treu bleiben will. «Diese Rallye ist die ultimative Herausforderung für Fahrer und Material und eines der faszinierendsten Motorsport-Events weltweit», begründet Mini-Chef Jochen Goller (48) die Entscheidung. Die Deutschen peilen nach drei Erfolgen in Serie den vierten Gesamtsieg an und bringen dazu wieder ein sehr schnelles (bis 178 km/h Spitze) und zuverlässiges Auto an den Start.
Das ist aber auch nötig. Denn Mini wird heuer vom Dakar-Rückkehrer Peugeot mit dem frisch aufgebauten Peugeot 2008 DKR und routinierten Fahrern herausgefordert. Peugeot-Pilot und elffacher Dakar-Sieger Stéphane Peterhansel (49) verrät: «Ich war äusserst positiv überrascht von unserem 2008 DKR. Er ist enorm agil. Er springt auch weiter und höher als erwartet. Zudem ist sein Zweirradantrieb und das tiefe Gewicht vor allem in der Wüste ein Vorteil.» Ein mittig verbauter Dreiliter-V6-Biturbodiesel mit 340 PS und 800 Nm Drehmoment machen den nur 4,10 Meter kurzen Rallye-Löwen zum wahren Kraftwürfel auf mächtigen 37-Zoll-Rädern. Und Wahlschweizer Peterhansel ergänzt: «Die grossen Reifen, aber auch unser grosser Dämpferweg von 460 Millimeter im Gegensatz zu nur 250 Millimeter der 4x4-Konkurrenz sowie der kraftvolle Diesel werden uns sicher helfen. Grösste Herausforderung wird aber die Zuverlässigkeit sein.» Bei Abschlusstests in Marokko schlugen sich die Franzosen denn auch mit Problemen an der Antriebswelle herum. Peugeot-Sportchef Bruno Famin (52): «Wir legten zwar jede Menge Testkilometer zurück, konnten aber nie einen Long-Run absolvieren.» Ein riesen Handicap, wenn man bedenkt, dass etwa bei der 396 Kilometer langen Marathon-Etappe von Iquique an Chiles Pazifikküste nach Bolivien am Wendepunkt der Service verboten ist. Hier auf 3600 Meter über Meer wird sich am siebten und achten Tag der Dakar wohl endgültig die Spreu vom Weizen trennen. Es bleibt abzuwarten, ob die Mini All4 Racing wirklich auf Löwenjagd gehen oder ob Neuling Peugeot Lehrgeld zahlen muss.
Peterhansel bleibt realistisch: «Klar will man immer den Sieg. Aber da unser Dakar-Projekt auf einem weissen Blatt Papier begann, wäre nur schon ein Platz auf dem Podium genial.» Auch VW und Mini mussten vor ihren Siegesserien erst mal jede Menge Sand schlucken. Doch die Franzosen verpflichteten für ihr Dakar-Comeback viel Erfahrung: Denn neben Seriensieger Peterhansel ist auch der frühere VW-Werksfahrer Carlos Sainz (52) und der nach fünf Motorradsiegen erstmals auf vier statt zwei Rädern startende Cyril Despres (40) mit von der Partie. «Entscheidend für das Kräfteverhältnis zwischen den Allrad-Mini und unseren Zweirad-Buggies wird sicherlich auch sein, wie viel offroad und wie viel auf Pisten gefahren wird», erklärt Sainz, der die Dakar zuletzt 2010 gewann.
Vielleicht gibt es aber zum Schluss mit Toyota gar einen lachenden Dritten. Die Japaner konnten in den letzten Jahren als einzige die Minis ernsthaft fordern und dürfen durch das neue technische Reglement ihre Allrad-Hilux um fast 60 Kilo abspecken. Der Pickup wurde zudem neu aufgebaut. Die zwei Ersatzräder wanderten von der Ladefläche hinter die Sitze. Ein tieferer Schwerpunkt macht den Hilux so handlicher und agiler und ein Fünfliter-V8-Saugbenziner mit um einen Millimeter angewachsenem Luftmengenbegrenzer sorgt für mehr als genügend Power. «Über die gesamte Rallye-Distanz sind wir damit rund 50 Minuten schneller», hofft Giniel de Villiers (42). Der Südafrikaner könnte mit seinem Toyota so zum gefährlichster Mini-Jäger avancieren. Vielleicht sorgt 2015 aber auch der unverwüstliche Robby Gordon (46) mit seinem HST Gordini für die Überraschung und gewinnt doch noch als erster Amerikaner die prestigeträchtige Dakar-Trophäe.
Die Materialschlacht beschränkt sich an der Dakar-Rallye nicht nur auf die Teilnehmer, auch der Aufwand für die TV-Übertragungen ist enorm. Für die 70 TV-Stationen, welche die Live-Bilder der legendären Langstrecken-Rallye in 190 Länder übertragen, sind 250 Personen und 45 Tonnen Material im Einsatz. Drei Helikopter, eine Drone und fünf TV-Wagen sind jeweils auf der Strecke hautnah dabei. Zudem sind weitere 13 Kameramänner entlang der Strecke positioniert und 15 On-Board-Kamerasysteme sowie zwei Super-Slow-Motion-Kameras, die über 1000 Bilder pro Sekunden schiessen, sorgen für einzigartige Einblicke ins spektakuläre Motorsport-Abenteuer.
Die Materialschlacht beschränkt sich an der Dakar-Rallye nicht nur auf die Teilnehmer, auch der Aufwand für die TV-Übertragungen ist enorm. Für die 70 TV-Stationen, welche die Live-Bilder der legendären Langstrecken-Rallye in 190 Länder übertragen, sind 250 Personen und 45 Tonnen Material im Einsatz. Drei Helikopter, eine Drone und fünf TV-Wagen sind jeweils auf der Strecke hautnah dabei. Zudem sind weitere 13 Kameramänner entlang der Strecke positioniert und 15 On-Board-Kamerasysteme sowie zwei Super-Slow-Motion-Kameras, die über 1000 Bilder pro Sekunden schiessen, sorgen für einzigartige Einblicke ins spektakuläre Motorsport-Abenteuer.