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Ford Capri: Die Story des Baby-Mustang
50 Jahre Bünzli-Bolide

Vor 50 Jahren war er der Urtyp des kleinen europäischen Sportcoupés zum bürgerlichen Tarif: Der Ford Capri löste 1969 den Boom an Rennern fürs Reihenhaus aus – aber wäre um ein Haar gar nicht entstanden und hätte fast auch nicht Capri geheissen.
Publiziert: 08.08.2019 um 11:54 Uhr
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Verliebte Blicke: Laut Werbung war der Ford Capri von 1969 das Auto, von dem man immer geträumt habe.
Foto: zvg
Timothy Pfannkuchen

Am Anfang stand die Angst vor einem weiteren Flop: Seit 1964 fuhr der Ford Mustang in Amerika von Verkaufserfolg zu Zulassungsrekord. Das «Ponycar» war ein Hit, für Europa aber zu fett – also musste was Kleines her. Doch drei Jahre zuvor war Ford Grossbritannien daran gescheitert: Der Baby-Strassenkreuzer Consul Capri floppte. Wie also die Jugend ins Budget-Sportcoupé locken? Jahre und viele Entwürfe vergingen – und es schien, als käme der Baby-Mustang nie. 

Endlich, 1966, entsteht ein Tonmodell (Projektname «GBX»), das Ford Amerika, England und Deutschland gefällt: Ja, das ists! Doch als die Enthüllung in Brüssel im Januar 1969 geplant wird, gehts schon wieder schief: Colt soll der Neue heissen – nicht nach dem Revolver, sondern dem englischen Wort für ein junges Pferd, weils ja ein kleiner Mustang sein soll. Aber diesen Namen hat sich Mitsubishi gesichert. Also trotzdem wieder Capri, wie die italienische Insel. 

Falscher Name, falsche Fenster

Nachdem schon Prototypen unterwegs und Prospektfotos geschossen sind, wirds nochmals eng: Die hinteren Seitenfenster, winzig wie Schiessscharten, lassen nicht genug Licht in den Fond. In letzter Minute kommt der später so typische C-Schwung der Scheiben. Der Erfolg wiegt alles auf: Der Capri I aus Köln (D) schlägt voll ein und wird zum Renner der Reihenhäuser und zum Boliden der Bünzli. Sogar ins Mustang-Land USA wird der Capri als Mercury exportiert. Die deutsche Konkurrenz kontert: Opel bringt 1970 den Manta. Der Capri wird 1972 geliftet (grössere Leuchten), VW hat erst 1974 wieder Geld für den Scirocco.

Capris von brav bis wild 

Zum Erfolgsrezept zählt, dass es nicht nur Biedermänner, sondern auch echte Brandstifter gibt: Die brave Basis röchelt sich in knalligem Rot, aber mit nur 50 bis 65 PS aus einem V4-Motor in bis zu 24 Sekunden auf Tempo 100! Die GTs haben V4 oder V6 und 75 bis 125 PS und werden von der Landjugend mit coolen Rallyestreifen beklebt. Und der RS 2600 (siehe Video) erschreckt mit 150-PS-V6 und 200 Sachen auf Autobahn wie Rennstrecke tatsächlich die Porsches. 

Erst biederer, dann wieder cool

Der Capri II (Projektname «Diana») von 1974 ist per Heckklappe praktischer, aber beliebiger. Aber 1978 gründlich geliftet (Projekt «Carla»), passts wieder, sodass der Capri II bis 1986 hält und ganze Heerscharen von Tuning-Anbietern ernährt. Und heute, fast zwei Millionen Capri später? Capris gibts für unter 10'000 Franken, je nach Zustand und Seltenheit aber auch zum vierfachen Tarif (RS 2600). Ein Nachfolger? Keine Chance: Im SUV-Boom sind Coupés Nischentypen. Schade eigentlich.

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