Am Montagabend klingelt das Telefon von Mika Steinmann. Dem 19-jährigen Gymi-Schüler steht das Herz kurz still. Die Nummer ist unterdrückt und doch weiss er genau, wer anruft. Er wartet auf Nachricht vom Kanton Zürich: Was hat die Regierung bezüglich der Ausnahmebewilligung entschieden, die er für sein Autokino in Dietlikon beantragt hat?
Tatsächlich ist ein Beamter der Zürcher Regierung am anderen Ende der Leitung: «Ich habe gute Nachrichten für Sie!» Das bedeutet für Steinmann: Ausnahmebewilligung erteilt! Der 19-Jährige fällt aus allen Wolken: Noch 24 Stunden zuvor war er am Boden zerstört, weil er via Twitter erfahren hatte, dass die Drive-in-Bühne mit Comedy und Poetry Slam in Dietikon ZH keine Ausnahmebewilligung erhalten hat.
Aber auch diesen Entscheid hat die Zürcher Regierung rückgängig gemacht und der Drive-in-Bühne eine Ausnahmebewilligung erteilt. Die Organisatoren reagieren mit einem lachenden und weinenden Auge. Die Einsicht des Kantons kommt für die geplante Austragung diese Woche am Pfingstwochenende zu spät. Die Organisatoren hatten schon umdisponiert. Jetzt gibts es vier Comedy-Abende auf der Drive-in-Bühne in Dietikon am 12. und 13. Juni sowie am 19. und 20. Juni.
Autokino wie ein Gottesdienst
Wieso hat die Regierung ihre Meinung geändert? Sie erteilt die Bewilligung für das Autokino wegen der geänderten Sach- und Rechtslage «des durch
den Bundesrat weiteren, unangekündigten Lockerungsschritts vom 20. Mai 2020 hinsichtlich der wieder erlaubten Durchführung von Gottesdiensten».
Mika Steinmann fällt ein Stein vom Herzen. Hätte er die Ausnahmebewilligung nicht erhalten, hätte ihm schon mit 19 Jahren die Schuldenfalle gedroht. Denn nur schon die Fixkosten betragen bis zu 7000 Franken pro Woche. «Ich muss jetzt erst einmal die Verluste des letzten Wochenendes aufholen, aber ich bin zuversichtlich, dass ich am Ende nicht drauflege», sagt der überglückliche und erleichterte Gymi-Schüler. Praktisch im Alleingang, aber mit der Bewilligung von Gemeinde und Polizei, stellte er das Autokino auf die Beine, bevor der Kanton nach zwei erfolgreichen Wochen vorübergehend den Stecker zog.
Positives Zeichen für Veranstalter
Auch die FDP des Kantons Zürichs begrüsst den Entscheid der Zürcher Regierung. «Es ist ein positives Signal, dass auch andere Veranstaltungen eine Ausnahmebewilligung erhalten, wenn sie ein wasserdichtes Sicherheitskonzept haben», sagt Parteipräsident Hans-Jakob Boesch. «Damit können wir andere innovative Geister wecken und der Bevölkerung mehr Auswahl bieten.»
Womit die Zürcher FDP auch die Sicherheit und das Verständnis erhöhen will. Denn wenn die Menschen wieder mehr unternehmen können, verteilen sie sich mehr und sitzen nicht in der Ikea oder am Seeufer nahe aufeinander. «Dazu haben die Menschen die Schliessung des grundsätzlich sicheren Autokinos nicht verstanden», sagt Boesch. «Damit bestand die Gefahr, dass die Bevölkerung auch die richtigen und wichtigen Massnahmen zur Eindämmung der Pandemie nicht mehr mitgetragen hätte.»
Lohn für Künstler
Boesch ist erfreut, dass auch die Drive-In-Bühne durchgeführt werden kann – wenn auch etwas später. «Das ist nicht nur für die Zuschauer gut, die etwas zu lachen haben, sondern auch für die Künstler, die wieder einen Lohn erhalten und keine Arbeitslosengelder beziehen müssen.» Die Filmfans können schon ab diesem Donnerstag auf dem Jumbo-Parkplatz in Dietlikon wieder Filme auf Grossleinwand geniessen. Dann startet das Programm mit «Good Will Hunting». Tickets können ab sofort wieder auf driveinkino.ch gebucht werden. Bis zum Sonntag, 14. Juni, läuft das Autokino in Dietlikon. Ein Happy End für Mika Steinmann und alle Veranstalter.