Fahrbericht Mercedes GLA
Richtiger SUV oder nur Hochstapler?

Nach der neuen A-Klasse steht bei Mercedes ab sofort die neue Generation des kleinen SUVs namens GLA im Angebot. Hoch hinaus gehts nicht nur im Gelände, sondern auch beim Preis.
Publiziert: 16.04.2020 um 00:23 Uhr
1/23
Nach der A-Klasse steht bei Mercedes ab sofort dessen neue SUV-Variante, die zweite Generation des GLA, im Angebot.
Foto: zVg
Stefan Grundhoff

Es wäre die Chance für mehr Emotionen gewesen: Seit Mercedes neuerdings den bis zu sieben Sitze bietenden GLB im Angebot hat, hätte man in Stuttgart beim Styling des zweiten, neu 4,41 Meter langen City-SUV-Erfolgstyps GLA durchaus mal etwas mehr riskieren können. Wieso kein emotionaleres SUV-Coupé?

Aber bitte nicht falsch verstehen – denn der GLA ist ein exzellenter SUV, der seine Fans finden wird. Insbesondere, wenn statt Platz eher Sport und Selbstbewusstsein als Kaufgrund in Frage kommt. Und im Gegensatz zu immer mehr Konkurrenten soll der GLA echte Offroad-Fähigkeiten bieten – dafür hat er neu einen variablen Allradantrieb an Bord. «Wir wollten ihm mitgeben, dass er im Gelände wirklich was kann», erläutert Jochen Eck, Baureihen-Chef für die Frontantriebs-Plattform.

Front oder Allrad

Wer sich gegen eine SUV-Mogelpackung mit Frontantrieb entscheidet, was im Falle des GLA 220 d einen Mehrpreis von 2600 Franken bedeutet, erhält auch das Offroad-Technikpaket, das neben Gelände-Fahrprogramm eine Bergabfahrhilfe und bei Multibeam-LED-Scheinwerfern eine Lichtfunktion fürs Gelände umfasst.

Über eine Taste am Mitteltunnel lässt sich die Allrad-Charakteristik einstellen: Im «Eco»- und «Comfort»-Modus wird die Kraft im Verhältnis 80:20 (vorne/hinten) Prozent verteilt, auf «Sport» sind es 70:30 und auf «Offroad» 50:50 Prozent. Die Kunden werden meist auf Asphalt unterwegs sein, und hier macht der Zweiliter-Turbodiesel eine ausgezeichnete Figur: Beim Kaltstart noch etwas rau, zieht er mit seinen 190 PS (140 kW) und 400 Nm kraftvoll an (0–100 km/h in 7,3 s) und hat bei Autobahntempo noch Power für einen Zwischenspurt (Spitze 219 km/h).

Strammes Fahrwerk

Der achtstufige Doppelkupplungsautomat ist prima abgestimmt und wechselt die Gänge dezent. Die Lenkung arbeitet sehr leichtgängig, aber präzise – und gefällt somit besonders auch bei langsamer City-Fahrt oder beim Parkieren. Der Norm-Verbrauch von 6,6 l/100 km geht in Ordnung. Die Abstimmung des GLA 220 d 4Matic ist hingegen stramm. Gegen Aufpreis bietet Mercedes aber eine Adaptiv-Dämpfung (1333 Fr.) an, die sich von komfortabel bis sportlich einstellen lässt.

Variabel gehts auch innen weiter. Das Cockpit ist weitestgehend mit dem der Mercedes A-Klasse identisch. Drei Zentimeter mehr Radstand gegenüber dem Vorgänger bedeuten klar mehr Platz auf der Rückbank, die sich gegen Aufpreis (485 Fr.) 14 Zentimeter längs verschieben lässt. Der Kofferraum schluckt 435 bis 1430 Liter. Vorne gibts bequeme Sitze und das schicke Bediensystem MBUX, dessen zwei Bildschirme noch grösser sein dürften, und viele praktische Ablagen.

Kein Schnäppchen

Die Basispreise des GLA reichen bei den Benzinern von 45'700 (GLA 200, 163 PS, Frontantrieb) bis 54'400 Franken (GLA 250, 224 PS, 4x4), beim Diesel von 48'000 (GLA 200d, 150 PS, Frontantrieb) bis 53'200 Franken für den getesteten GLA 220 d 4Matic. Mit den vielen praktischen Optionen der ellenlangen Optionen-Liste lässt sich der Preis aber locker um einen fünfstelligen Betrag hochtreiben.

Fehler gefunden? Jetzt melden
Was sagst du dazu?