Fünf eigens aus Japan eingeflogene Subaru-Ingenieure, der oberste europäische Presse-Verantwortliche mit zwei seiner Assistenten, ein Fotograf sowie jener Testfahrer, der sämtliche Entwicklungsfahrten mit dem neuen Subaru Levorg absolvierte, stehen bei meiner Ankunft auf einem abgesperrten Testgelände nahe dem Flughafen Arlanda bei Stockholm Spalier. Ein Journalist, ein Auto und zehn Experten – das grenzt schon fast an Gehirnwäsche, schiesst es mir durch den Kopf.
Dem ist aber nicht so. Zur Einleitung gibts nach einer Runde Kaffee nur eine kurze Powerpoint-Präsentation mit einigen Zahlen: «Von den fünf Legacy-Generationen verkauften wir seit 1989 weltweit über fünf Millionen Fahrzeuge», so David Dello Stritto aus dem europäischen Subaru-Hauptquartier in Brüssel. «Nun hoffen wir, mit dem Nachfolger Levorg an diesen Erfolg anknüpfen zu können.» Interessant: Weil aufgrund der Verkaufszahlen in Europa und auch der Schweiz die vorletzte Legacy-Generation die beliebteste war – «die letzte Evolution war für viele unserer Kunden zu gross und im Innenraum sowie bei der Abstimmung zu amerikanisch», gesteht Dello Stritto – orientierte man sich bei der Entwicklung des Levorg an der erfolgreichen vierten Legacy-Generation. Das hat zur Folge, dass der sportlich anmutende Levorg mit 4,69 Meter Länge ein Zentimeter länger als der vorletzte Legacy ausfällt, aber zehn Zentimeter kürzer ist als die aktuelle Legacy-Generation. Dennoch bietet der Levorg mit 522 Litern Kofferraum zwei Liter mehr als der deutlich längere Legacy. Kürzeres Auto, grösserer Kofferraum – wie steht es da mit dem Platz im Fond? Meine erste Sitzprobe zeigt: Erstaunlich gut. Ausreichend Knie- und Kopffreiheit, selbst für 1,80 Meter grosse Erwachsene. Die japanischen Techniker demonstrieren mir nun, wie einfach sich die Rücksitze umklappen lassen. Knopfdruck genügt, und schon entsteht eine ebene Ladefläche mit zwei praktischen Geheimfächern darunter und ein Volumen von 1446 Liter.
Doch genug Theorie – nun möchte ich endlich auf die Piste. Am Steuer des Levorg stelle ich fest, dass die Ledersitze der Topvariante GT-S prima Seitenhalt bieten, sehr bequem und die Anzeigen mit dem zentralen Touchscreen modern und übersichtlich sind. Die ganze Anmutung ist dank geschäumter Kunststoffe wertiger als im Legacy. Und der Motor? «Wir halten weiterhin an unserem Boxer-Prinzip fest», betont Dello Stritto. Der neu entwickelte 1,6-Liter-Boxerturbo mit Direkteinspritzung leistet im Levorg 170 PS und 250 Nm ab 1800/min. Er verfügt über eine Stopp-Start-Automatik und Subaru verspricht einen Verbrauch von 6,9 l/100 km. In Japan wird der Levorg auch mit einem ebenfalls neu entwickelten Zweiliter-Boxerturbo mit 300 PS angeboten – diese Variante wird es in Europa aber nicht geben.
Beim Fahren auf dem Testgelände erweist sich der 1,6-Liter-Turbo, der an eine CVT-Automatik mit sechs simulierten Stufen gekoppelt ist, als erstaunlich agil. Trotz 1,5 Tonnen Gewicht hat der kleine Turbo-Boxer kein Problem, den Sportkombi in Schwung zu bringen (0-100 km/h in 8,9 s, Spitze 210 km/h). Auf dem Rundkurs sowie beim Slalom und dem Elchtest zeigen sich Lenkung und Fahrwerk auf der Höhe. Direkt, straff, aber nicht unkomfortabel. Da spürt man deutlich, dass die Levorg-Karosserie über 40 Prozent steifer als jene des Legacy ist. Das Fahrverhalten des Allradlers ist gutmütig und sicher, in sehr schnell gefahrenen Kurven schiebt er nur ganz sanft über alle vier Räder. Die Preise für den Levorg stehen noch nicht definitiv fest, dürften aber bei knapp 30'000 Franken starten. Eine Ansage an die von Subaru als Konkurrenz ins Auge gefassten Mazda 6, Skoda Octavia oder Volvo V60.