Wird eine neue Mercedes S-Klasse lanciert, hält die Autowelt für einen Augenblick den Atem an. Denn eine neue S-Klasse ist mehr als nur das Aushängeschild von Mercedes. Sie gilt, ähnlich wie der VW Golf, als Massstab für ein ganzes Fahrzeugsegment. Allerdings hat die Konkurrenz (Audi A8, BMW 7er) zuletzt mächtig aufgeholt. Wohl deshalb betont Entwicklungschef Jürgen Weissinger bei der Begrüssung stolz: «Wir haben 2015 mit einer neuen Architektur begonnen und für unseren Innovationsträger im Luxussegment eine komplett neue Plattform entwickelt.»
Die Vorzeichen für den Start der neuen Mercedes S-Klasse könnten indes besser sein: Nicht nur wegen der Corona-Pandemie hakte es bei der Entwicklung – und so wurde die Weltpremiere des neuen Mercedes-Flaggschiffs immer wieder verschoben. Doch Anfang September solls nun endlich so weit sein. Die neue Generation W 223 feiert am Stammsitz in Sindelfingen (D) ihre offizielle Weltpremiere und wird kurz danach zu den Händlern rollen.
S-Klasse erhält Elektrobruder EQS
Und es wird höchste Zeit. Schliesslich droht weitere Gefahr – etwa durch die Elektromobilität. Obwohl Angstgegner Tesla noch kein ernsthaftes Konkurrenzmodell zur S-Klasse zu bieten hat, dürfte der Wettbewerb in der Luxusliga in den kommenden Jahren noch härter werden. Nicht zuletzt deshalb erhält die Mercedes S-Klasse Mitte 2021 den elektrischen Bruder EQS, der mit völlig eigenständigem Design zusätzliche Kunden ansprechen soll, die in eine rein elektrifizierte Zukunft rollen wollen.
Als erster Elektro-Mercedes nutzt der EQS die neue E-Konzernplattform EVA2. Aussehen wird der 2021 startende EQS fast wie die an der IAA 2019 gezeigte Studie Vision EQS: klare Flächen, coupéhafte Dachlinie, langer Radstand – und enorm viel Platz im Innenraum. Statt eines Armaturenbretts gibts Zierflächen hinter dem Lenkrad, auf die Infos projiziert werden. Dazu vier luxuriöse Einzelsitze und ein XL-Monitor, ergänzt durch Displays in den Türen – das wird also die nächste Generation des MBUX-Infotainments.
Zwei Elektromotoren sorgen für 4x4 und kommen total auf 350 kW (476 E-PS) und
760 Nm Drehmoment. Damit gehts in 4,5 Sekunden auf Tempo 100. Trotzdem soll die Reichweite üppig ausfallen: Das über 100 kWh starke Akkupaket steht für 700 Kilometer Reichweite, die dank 800-Volt-Bordnetz und 350 kW Ladeleistung in 20 Minuten auf 80 Prozent sein sollen. Im Gegensatz zu manch anderem Stromer soll der 5,30 Meter lange Luxusliner deutlich über 200 Sachen laufen.
Nebenbei wirds nicht nur abgasfrei, sondern auch vegan: Immer weniger Kunden bestellen Echtleder. Stattdessen gibts Riegelahorn als Holzdekor und Sitzpolster aus einer Mikrofaser aus rezyklierten PET-Flaschen. Der Nappa-Look ist tierhautfrei, der Dachhimmel mit einem Textil bespannt, das teils aus Ozean-Plastikabfällen besteht.
Als erster Elektro-Mercedes nutzt der EQS die neue E-Konzernplattform EVA2. Aussehen wird der 2021 startende EQS fast wie die an der IAA 2019 gezeigte Studie Vision EQS: klare Flächen, coupéhafte Dachlinie, langer Radstand – und enorm viel Platz im Innenraum. Statt eines Armaturenbretts gibts Zierflächen hinter dem Lenkrad, auf die Infos projiziert werden. Dazu vier luxuriöse Einzelsitze und ein XL-Monitor, ergänzt durch Displays in den Türen – das wird also die nächste Generation des MBUX-Infotainments.
Zwei Elektromotoren sorgen für 4x4 und kommen total auf 350 kW (476 E-PS) und
760 Nm Drehmoment. Damit gehts in 4,5 Sekunden auf Tempo 100. Trotzdem soll die Reichweite üppig ausfallen: Das über 100 kWh starke Akkupaket steht für 700 Kilometer Reichweite, die dank 800-Volt-Bordnetz und 350 kW Ladeleistung in 20 Minuten auf 80 Prozent sein sollen. Im Gegensatz zu manch anderem Stromer soll der 5,30 Meter lange Luxusliner deutlich über 200 Sachen laufen.
Nebenbei wirds nicht nur abgasfrei, sondern auch vegan: Immer weniger Kunden bestellen Echtleder. Stattdessen gibts Riegelahorn als Holzdekor und Sitzpolster aus einer Mikrofaser aus rezyklierten PET-Flaschen. Der Nappa-Look ist tierhautfrei, der Dachhimmel mit einem Textil bespannt, das teils aus Ozean-Plastikabfällen besteht.
Auch S-Klasse wird elektrifiziert
Die neue S-Klasse soll ab September aber nicht nur Traditionalisten locken – im Gegenteil. Auch wenn der reine Elektroantrieb in dieser Liga dem EQS vorbehalten bleibt, wird auch sie umfangreich elektrifiziert. Die Plug-in-Hybrid-Versionen sollen reine Elektro-Reichweiten von bis zu 100 Kilometer schaffen. Gesetzt sind drei Radstände, Heck- und Allradantrieb sowie Panzerversionen für Politik und Staatsoberhäupter. Zudem gibts noble Maybach- und sportliche AMG-Varianten mit noch mehr Luxus respektive Dampf.
Das A und O der neuen S-Klasse ist neben ihrem gefälligen Design die neue Heckantriebsplattform. Auf ihr sollen künftig zahlreiche grosse Mercedes-Modelle entstehen und so die Kosten signifikant sinken. Die verwandten Komponenten starten bei der Rohbauarchitektur und ziehen sich weiter über Sitze und Klimaautomatik bis zu Crash- und Sicherheitsfeatures. Der Entwicklungsaufwand für die neue S-Klasse war deshalb besonders gross, weil sie als erstes Modell einer ganzen Generation auf der neuen Technikbasis steht.
12-Zylinder bleibt im Programm
Anfangs überlegten sich die Daimler-Verantwortlichen, das Topmodell mit zwölf Zylindern zu streichen. Doch längst ist durchgesickert, dass der bisherige V12-Motor im Programm bleiben soll – erstmals auch mit 4x4. AMG verzichtet zwar auf den Zwölfer, und auch die normalen S-Klassen müssen sich mit Sechs- und Achtzylinder-Triebwerken begnügen. Nur die Maybach-Versionen und allenfalls die schwer gepanzerte Guardvariante dürften ab Mitte 2021 mit dem ebenso leistungsstarken wie imageträchtigen 12-Zylinder kommen. Im Gegensatz dazu wird die Mercedes S-Klasse künftig weder in Europa noch in Amerika oder Asien mit einem Vierzylinder angeboten. Stattdessen geben im Volumen aufgeladene Sechs- und Achtzylinder mit 48-Volt-Bordnetz den Ton an, die wir bereits aus der aktuellen E- und S-Klasse sowie dem GLS kennen.
Neue Sitze, neues Bedienkonzept
Doch bei einer neuen S-Klasse gehts immer auch um zentrale Themen wie Sicherheit und Komfort. So soll das Topmodell nicht nur autonomes Fahren auf Level 3 erlauben (Auto fährt autonom, Fahrer übernimmt nach Warnung), das später auf Stufe 4 (Auto fährt Teilstrecken wie Autobahnen autonom, andere der Fahrer) erhöht werden kann, sondern will auch mit neuen Sitzen und neuem Bedienkonzept brillieren. «Man muss in den Sitz fallen und sich sofort wohlfühlen. Da werden wir völlig neue Sphären aufzeigen», verspricht Jürgen Weissinger. «Der Passagierraum wird immer wichtiger. Daher gibts auch vier Zentimeter mehr Radstand und viele neue Features im Fond.»
Erstmals mit Hinterachslenkung
Mehr Details zu Themen wie Luftreinhaltung und Wohlfühlambiente lässt sich der Entwicklungschef des neuen Mercedes-Flaggschiffs nicht entlocken. Da müssen wir bis zur Premiere im September warten. Dafür verspricht er bei der Fahrdynamik ein neues Erlebnis. Denn erstmals wird es eine Mercedes S-Klasse mit Hinterachslenkung geben. Das bringt nicht nur mehr Stabilität und Agilität bei hohen Tempi in Kurven, sondern auch einen um 1,20 Meter kleineren Wendekreis. Und das danken nicht nur die AMG-Kunden.