Erdölverbrauch geht kaum zurück
Das Auto ist nicht der Böse

Das Auto wird oft als Haupt-Klimakiller gebrandmarkt. Neue Studien zeigen nun: Selbst bei einer umfassenden Elektrifizierung aller Autos auf unserer Welt geht der Bedarf an fossilen Brennstoffen nicht zurück.
Publiziert: 17.02.2021 um 12:36 Uhr
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Laut Untersuchungen des Europäischen Parlaments verursachen Autos 60,7 Prozent aller CO2-Emissionen des Strassenverkehrs in Europa.
Foto: Zvg
Wolfgang Gomoll

Was ist an der Geschichte über den Super-CO2-Spreader Automobil mit Verbrennungsmotor Wahres dran? Laut Untersuchungen des Europäischen Parlaments ist das Auto der Klimakiller Nummer 1. Gemäss Europa-Parlament werden 60,7 Prozent aller CO2-Emissionen des Strassenverkehrs auf unserem Kontinent von Personenwagen verursacht.

So sieht die Anklage aus. Zeit, die Zeugen anzuhören, die fürs Auto aussagen. Erst das World Resources Institute (Welt-Ressourcen-Institut). Es kommt zum Schluss, dass PW nur für 7,5 Prozent aller Emission im Strassenverkehr verantwortlich sind. Dabei seien auch Vielfahrer wie Taxis berücksichtigt.

LKW fahren bis zu zehnmal weiter

Nächster Leumundszeuge fürs Auto ist die US-Umweltschutzbehörde. Sie berichtet, in Amerika lege ein PW durchschnittlich 11'500 Meilen (18'500 Kilometer) pro Jahr zurück, soll aber 96 Prozent der Zeit stillstehen. In Anbetracht, dass die Amis für jede noch so kurze Strecke das Auto nehmen, dünken uns 96 Prozent etwas hoch. Für Europa dürfte es aber in etwa hinkommen.

Allerdings sind beispielsweise die Deutschen gar nicht so viel weniger unterwegs als die Amis. Laut Kraftfahrtbundesamt (KBA) hat ein Auto in Deutschland 2019 durchschnittlich 13'602 Kilometer zurückgelegt. In der Schweiz waren es 10'968 Kilometer. Das ist allerdings ein Mittelwert. Mietwagen etwa oder andere Flottenfahrzeuge legen im Jahr deutlich grössere Distanzen zurück. Aber das bleibt im Vergleich mit LKWs vernachlässigbar. Diese sind praktisch ständig auf Achse und legen im Jahresmittel etwa 106'000 Kilometer zurück.

Erdölverbrauch sinkt trotz E-Autos kaum

Auch die internationale Energieagentur legt mit einer Einschätzung von 2016 entlastende Beweise fürs Auto vor. Grundgedanke: Wenn immer mehr E-Autos fahren, müsste doch auch der Erdölverbrauch merklich zurückgehen. Weit gefehlt! Die Prognose der Energieagentur geht davon aus, dass, selbst wenn 50 Prozent aller neuen Autos elektrisch betrieben würden, der Erdölverbrauch weiter ansteigt. Eine Studie des Erdölkonzerns Exxon Mobil kommt zu einem ähnlichen Ergebnis. Selbst wenn bis 2025 alle Neuwagen Elektroautos sind und bis 2040 alle Autos weltweit elektrisch fahren, würden immer noch genauso viele flüssige Kraftstoffe wie 2013 benötigt. Also in einer Zeit, als die E-Mobilität nur einen Bruchteil der individuellen Mobilität ausmachte. Grund dafür ist die Tatsache, dass es für die Luftfahrt, für LKWs und für die petrochemische Industrie nur wenige Alternativen zu den Erdölprodukten gibt.

Autos werden sauberer

Aufgrund dieser Beweise zeichnet sich ein Freispruch fürs Automobil ab – und die These vom Haupt-Klimakiller scheint widerlegt. Zumal PW und LKW heute im Durchschnitt weniger Treibhausgase und Luftschadstoffe emittieren als noch 1995. Laut des deutschen Umweltbundesamts sind die kilometerbezogenen Emissionen des Treibhausgases Kohlendioxid im Schnitt bei PW um neun und bei LKW um fast 33 Prozent gesunken. Allerdings sind mittlerweile mehr LKW unterwegs, daher sind die absoluten Kohlendioxid-Emissionen im Strassengüterverkehr heute um 22 Prozent höher als noch 1995.

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