Samstagnacht, 22 Uhr, an der südfranzösischen Rennstrecke Circuit Paul Ricard bei Le Castellet. Fassungslos starren einige Schweizer auf den Zeitmonitor. Gerade noch ist Rennfahrer Fredy Barth (35) mit einer persönlichen Bestzeit zur letzten Stunde des 6-Stunden-Rennens gestartet. Doch jetzt gibt es keine neue Zwischenzeit. 22:02 Uhr. Barth ist liegengeblieben. Der achte Ausfall im elften Rennen für das Schweizer Emil Frey Racing Team. Die Enttäuschung steht den Teammitgliedern ins Gesicht geschrieben.
Emil Frey Racing ist das ambitionierte Projekt von Barth und dem jungen Lorenz Frey (24), Sohn von Walter Frey. Als einziges Privatteam treten sie in der GT3-Langstreckenmeisterschaft «Blancpain Endurance Series» gegen eine Konkurrenz an, die auf den Support der grossen Werke zählen kann. Audi, Aston Martin, Bentley, BMW, Ferrari, Lamborghini, McLaren, Mercedes, Nissan und Porsche stellen den Teams pfannenfertige GT3-Fahrzeuge hin und unterstützen sie mit ihrem gesamten Know-How.
Unter diesen Exoten ist das Emil Frey Racing Team selber ein Exot. Die Schweizer haben seit 2012 alleine einen GT3-Rennwagen auf Basis eines Jaguar XK aufgebaut. Die dafür von der FIA verlangte Erlaubnis von Jaguar haben sie. Ansonsten gibts aber keine Hilfe aus England. Dafür unterstützt Jaguar Schweiz das Team mit technischen Informationen und einem bescheidenen finanziellen Beitrag.
Was eine Saison kostet, lässt sich niemand entlocken. Barth verrät einzig, dass der Preis für die Einzelteile des Rennwagens umgerechnet rund 407'000 Franken beträgt. Für das ambitionierte Projekt scheinen die Kosten allerdings (noch) irrelevant zu sein und so holte sich das Team Verstärkung aus der Formel 1. Drei Teammitglieder haben schon für das Sauber-Team gearbeitet und der Schweizer Motorenpapst Mario Illien (mit Ilmor jahrelang in der F1) hat den Fünfliter-V8-Sauger aus dem Serien-XK renntauglich gemacht. Mit Erfolg: der Emil Frey GT3 Jaguar ist schnell. Vor einem Monat fuhren die drei Piloten Barth, Frey und Gabriele Gardel (38) in Silverstone auf den dritten Platz in ihrer Kategorie – vor den Augen vieler Jaguar-Mitarbeiter.
Das grosse Problem des Schweizer Jaguars ist aber dessen Zuverlässigkeit. Sieben von acht Ausfällen sind auf technische Defekte zurückzuführen. In Le Castellet stoppte das Team ein Problem am Antriebsstrang, mit dem sie schon im Training und in Silverstone zu kämpfen hatten. Für Barth ist das auch eine Folge der fehlenden Werksunterstützung. «Die Werke bauen drei Testwagen, fahren damit tausende Kilometer und finden so jede Schwachstelle. Wir können nicht so viel testen und müssen unser Lehrgeld eben bei den Rennen zahlen.»
Das Team räumt heute allerdings auch ein, dass der XK als Basis nicht die beste Wahl war, wurde er doch schon vor zehn Jahren lanciert. So verwundert nicht, dass Emil Frey Racing lieber mit dem moderneren F-Type arbeiten würde. Entsprechende Gespräche laufen zwar, doch Jaguar hält sich mit einem Okay zurück, weil sie allenfalls ein eigenes GT3-Projekt aufziehen möchten. Wer wäre da besser als Partner geeignet als das schon erprobte und etablierte Emil Frey Racing Team? Immerhin leisten die Schweizer im Rennsport seit 2012 Pionierarbeit für Jaguar.