Eisrennen in Zell am See (A)
Feuer auf Eis

Im österreichischen Zell am See fand nach 45 Jahren Pause wieder das legendäre Eisrennen statt. Beim Highspeed-Schneespektakel flogen Motorstars wie Walter Röhrl und Mark Webber um die Ecken. Auch Amateure in ihren heissen Kisten liessen es fliegen.
Publiziert: 23.01.2019 um 07:08 Uhr
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Vor eindrücklicher Kulisse fand nach 45 Jahren wieder ein Eisrennen im österreichischen Zell am See statt.
Foto: zVg
Wolfgang Gomoll

Der aktuelle Formel-E-Renner von Audi und ein Alfa Romeo 8C aus den 1930er-Jahren – grösser könnten die Gegensätze der Mobilität kaum sein. Doch auf Schnee und Eis haben alle fast gleich lange Spiesse. Und in Zell am See (A), der Heimat der Porsche-Familie, treffen die Gegensätze auf der rutschigen Oberfläche aufeinander. Dank der grosszügigen finanziellen Unterstützung aus dem Hause Porsche fand nach 45 Jahren wieder das Ice GP Race statt.

Die Geschichte

Die Ursprünge des Spektakels liegen noch vor dem Zweiten Weltkrieg. Bereits 1937 fand auf dem zugefrorenen Zeller See das erste Motorrad-Skijöring statt. Der grosse Durchbruch kam aber erst nach dem Krieg. 1952 kommt es zur Wiederauflage, und ein Jahr später sind erstmals Autos erlaubt. 1956 wird das internationale Motorrad- und Autoeisrennen ins Leben gerufen.

In den folgenden Jahren steigen die PS-Zahlen und die Geschwindigkeiten. 1973 erreichte der dominierende schwedische Eisspezialist Borje Sjöbom eine Durchschnittsgeschwindigkeit von 114,28 km/h. Ein Rekord, der nicht mehr gebrochen wird. Ein Jahr später nimmt das Rennen auf dem gefrorenen See ein jähes Ende, als ein Gemeindemitarbeiter bei Räumarbeiten mit seinem Unimog im Eis einbricht und nicht mehr gerettet werden kann.

Das Revival

Bei der Neuauflage des Eis-Spektakels auf einem Flugplatz bejubeln die Fans trotz der Kälte jeden Drift frenetisch: Rallye-Fahrer Jochi Kleint fegte mit dem Doppelmotor-600-PS-Monster Golf II Pikes Peak durch den Schnee. DTM-Pilot René Rast jagt mit seinem Audi RS 5 DTM über die Eisplatte. Obwohl die Mechaniker sechs Millimeter lange Nägel durch die Lauffläche der Pneus getrieben haben, kann Rast seinen DTM-Renner nur mit Mühe in der Spur halten.

Walter Röhrl donnert erst im Rallye-Prototypen Porsche 718 Cayman GT4 und danach in seinem 1985er Audi Sport Quattro um die spiegelglatten Kurven. Eine ganz besondere Historie hat der «Fetzenflieger». Mit dem 130 PS starken und 395 Kilo leichten Renner fuhr Otto Mathé in den 1950er-Jahren den Konkurrenten auf dem Eis um die Ohren, obwohl er nach einem Unfall nur noch einen Arm einsetzen konnte. Neben den Zeitläufen der Werksfahrer sorgten rund 130 Amateure in verschiedenen Klassen für Unterhaltung. Sie fuhren Autos wie einen Lancia Delta Integrale, einen Puch 650 TR, einen Mitsubishi Lancer Evo 4 RS oder einen Trabant 601.

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