Die Highlights der Tokio Motorshow 2019
Zwischen Kei-Cars und Konzepten

Ihre globale Bedeutung hat die Tokio Motorshow längst verloren, doch die japanische Autoindustrie bleibt weltweit eine der spannendsten. SonntagsBlick war im Messezentrum Big Sight im Ariake District unterwegs.
Publiziert: 27.10.2019 um 10:53 Uhr
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Kei-Cars wie der Bestseller Honda N-Box beherrschen das Strassenbild auf den japanischen Strassen.
Foto: zVg
Wolfgang Gomoll und Stefan Grundhoff

So langsam berappelt sich die japanische Autoindustrie wieder, die Stimmung im Land des Lächelns ist nach der Kaiserkrönung und trotz der Nachwehen des verheerenden Taifuns Faxai auf dem Weg nach oben. Nach wie vor spielen die kleinen, steuerbegünstigten Kei-Cars auf der japanischen Insel die grösste Rolle auf den verstopften Strassen – sie machen rund ein Drittel aller Neuzulassungen aus. Der Bestseller Honda N-Box hat sich 2019 schon rund 175’000-mal verkauft!

Kein Wunder, dass sich auch bei der noch bis zum 4. November andauernden 46. Tokio Motorshow wieder viel um die winzigen Kei-Cars dreht, die mit ihrem spektakulären Design – mal retro, mal modern – einzigartig sind auf der ganzen Welt. So kommen die grossen Stars auf der Messe dann auch von den einheimischen Marken Toyota, Mazda, Suzuki und Nissan. 

Elektro-SUVs von Nissan und Mazda

Kein Kei-Car, sondern eine seriennahe SUV-Studie namens Ariya zeigt Renaults Kooperationspartner Nissan. Das Ziel: an das Tor zur Premiumliga klopfen. Nicht nur der Elektroantrieb mit rund 200 bis knapp 400 PS, Front- oder Allradantrieb oder teilautonome Fahrfunktionen wecken Begehrlichkeiten. Reichweiten von bis zu 500 Kilometern sorgen bei dem mindestens 50’000 Franken teuren Elektro-SUV für entsprechenden Alltagsnutzen. 

Ganz ähnlich ist der MX-30 unterwegs, mit dem Mazda ab der zweiten Jahreshälfte 2020 ins Elektrogeschäft einsteigen will. Der 35-kWh-Akku reduziert die maximale Reichweite jedoch auf knapp 200 Kilometer, und auch die 103 kW (140 PS) sind für den Fronttriebler im Konkurrenzumfeld recht überschaubare Werte. Punkten will der Mazda MX-30 mit seinem günstigen Einstiegspreis von wohl unter 38’000 Franken und seinem Design. «Der MX-30 ist ein Zweit- oder Drittauto», erklärt Produktmanagerin Tomiko Takeuchi.

Suzuki setzt auf cooles Design

Noch cooler, aber weniger praktikabel ist der Suzuki Waku Sports – in Sachen Design der Höhepunkt der Tokio Motorshow. Auf Knopfdruck mutiert der Plug-in-Hybrid-Kompaktwagen von einem Schrägheckmodell zu einem knackigen Coupé. Auf die Karte Kei-Car setzt Suzuki beim coolen Hustler, der als Light Crossover Wagon oder als rustikale Outdoor-Variante ausgestellt ist – jeweils mit Hybridtechnik.

Toyota geht bei seinem Heimspiel einen eigenen Weg. Der Branchen-Primus verlegt seinen Auftritt in das Aomi-Exhibition-Zentrum, eine U-Bahn-Station entfernt vom Rest der Messe. Inmitten einer Einkaufs-Mall präsentiert der Autobauer auf seiner Future Expo wichtige Modelle wie den vollelektrischen Stadtfloh Ultra Compact BE mit immerhin 100 km Reichweite und das futuristische Toyota e-Racer concept – einen autonom agierenden Zweisitzer. 

Toyota zeigt neues Wasserstoffauto

Wichtige Modelle wie das seriennahe Mirai Concept gehen da fast unter, obwohl die zweite Generation des Brennstoffzellen-Fahrzeugs nicht wiederzuerkennen ist. Die bisher skurril anmutende Schräghecklimousine erinnert neu an eine Mischung aus Audi A7 und BMW 8er Gran Coupé. Der Clou steckt aber unterm Blech: Ein neues Brennstoffzellensystem soll rund 30 Prozent mehr Reichweite und mehr Leistung generieren.

Toyotas Edelmarke Lexus hingegen setzt auf den traditionellen Messeansatz und stellt in der Haupthalle den dynamischen Sportler LF-30 Electrified Concept und die elektrischen Studien e-Palette und das EC Concept aus. 

Daihatsu zeigt sich angriffslustig

Spannend wirds bei Daihatsu: Verschiedene kunterbunte Fahrzeuge wie die Personentransporter Ico Ico, Waku Waku, ein Kei-Car-Crossover oder der Microvan Wai Wai Concept sind wie Ostereier übers Areal verteilt. Fast verschmitzt lächelnd steht das sportliche Copen GR Sport Concept daneben. Der kleine Roadster blickt angriffslustig und hat nichts mit dem knuffigen Kindchenschema des Serien-Copen gemein. 

Spektakulär, aber wohl ohne Realitätsbezug wirds bei Mitsubishi mit dem Spassroadster MI-Tech Concept – ein Allrad-Plug-in-Hybrid-Modell mit Gasturbine. Ein ähnliches Konzept hat der Sportwagenbauer Techrules mit seinem 1300 PS starken Renn-Hybrid vergangenes Jahr auf dem Genfer Salon präsentiert. Sayonara heissts hingegen am Subaru-Stand, wo der Impreza WRX STI offiziell verabschiedet wird. Die Lücke kann wohl auch der neue Levorg trotz offensichtlicher Qualitäten zumindest in Sachen Antrieb kaum füllen. 

Honda spielt den Jazz

Honda zeigt neben dem bei uns bald startenden Elektro-Kleinwagen e den neuen Honda Fit, bei uns als Jazz bekannt. Er bleibt wie der Vorgänger variabel und hat Platz für bis zu fünf Personen oder jede Menge Gepäck. Serienmässig gibts einen Hybridantrieb, allerdings ohne Stecker. 

Nicht zuletzt mit Blick auf die Olympischen Sommerspiele 2020 ist das autonome Fahren bei einigen japanischen Herstellern ein Thema. Konzeptstudien wie der Suzuki Hanare sollen sich mittelfristig ohne Zutun eines Fahrers durch Städte bewegen. Das Fahrerassistenzsystem Pro Pilot von Nissan soll im nächsten Schritt zumindest bei Geschwindigkeiten von bis zu 60 km/h im Stadtverkehr den Fahrer entlasten. 

Wenige europäische Aussteller

Das dürfte auch der Mercedes EQS können, der 2021 auf die internationalen Märkte rollt und in Tokio einen Ausblick auf die erste elektrische S-Klasse gibt. Ebenfalls aus Europa angereist ist Renault. Die französische Nissan-Tochter zeigt im Messezentrum nicht nur die nachgeschärfte Alpine A110 S mit nun 292 PS, sondern mit dem Lutecia auch die Asienversion des frischen Clio.

Auch BMW-Veredler Alpina ist in Tokio präsent und feiert im Land des Lächelns mit der Weltpremiere der 462 PS starken B3 Limousine seinen 40. Geburtstag.

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