Jeder hierzulande kennt sie, die Amag. Die Automobil- und Motoren AG – kurz Amag – importiert Autos von Audi, Seat, Skoda, VW und VW-Nutzfahrzeuge. Was viele nicht wissen: Früher fertigte die heutige Amag-Group AG gar Autos und mischt heute im Parkhaus- und Mietwagen-Geschäft sowie Carsharing mit.
Was heute wie geschmiert klappt, ging einst stotternd mit einem Fehlstart los. Die Amag wurde vor 92 Jahren von Jacques Tschudi gegründet. Der Glarner importierte ab 1928 US-Fahrzeuge von Chrysler und DeSoto. Doch während des Zweiten Weltkriegs ging die Amag 1944 Konkurs. Walter Haefner (1910–2012) – als Sohn eines Missionars geboren, hatte Wirtschaft studiert, für Shell und General Motors gearbeitet – sprang ein. Der Mann mit der Nase für lukrative Geschäfte (als im Krieg Sprit fehlte, rüstete seine Firma Autark bei der Amag Autos auf Holzvergaser um) übernahm und gründete am 3. Januar 1945 die «Neue Amag»
1928 Jacques Tschudi gründet die Amag (Automobil- und Motoren AG). Sie vertreibt die Marken Chrysler und DeSoto in der Schweiz.
1944 Die Amag geht Konkurs. Walter Haefner übernimmt – zunächst treuhänderisch.
1945 Haefner gründet am Utoquai in Zürich am 3. Januar die «Neue Amag». Im August startet der Import der britischen Automarke Standard Motors. Umsatz: 1,7 Millionen Franken, 59 Mitarbeiter.
1946 Neu kommen die Marken Triumph, Chrysler, Plymouth und Dodge dazu.
1948 Ende April wird der Importvertrag zwischen der Amag und dem VW-Werk geschlossen. Im gleichen Jahr verkauft die Amag 1380 VW Käfer.
1949 Start Endmontage der US-Autos Plymouth am neuen Standort Schinznach-Bad AG.
1950 Umsatz: 36,9 Millionen Franken, 275 Beschäftigte.
1951 Porsche und Amag schliessen nach dem Genfer Autosalon einen Vertrag zur Schweizer Generalvertretung.
1954 Der 10'000. Käfer ist in der Schweiz verkauft. Porsche hat via Amag bereits 1000 Autos verkauft.
1957 Die Montage des VW Karmann-Ghia startet in Schinznach-Bad AG. Bis 1960 werden dort 1098 Exemplare gebaut.
1960 Umsatz: 200 Millionen Franken, 794 Beschäftigte.
1967 Die Amag wird Generalvertreterin für Audi.
1970 Umsatz: 641,8 Millionen Franken, 1486 Beschäftigte.
1972 Die Amag stellt ihre Automontage in Schinznach ein. In 24 Jahren wurden 29'227 Autos gebaut. Das letzte: ein Plymouth Valiant.
1980 Die Amag Leasing AG wird gegründet. Leasing bot die Amag aber schon seit 1967 an. Gleichzeitig wird der Verkauf und Import von Chrysler-Fahrzeugen gestoppt.
1980 Umsatz: 1,3 Milliarden Franken, 1823 Beschäftigte.
1983 Am 31. März wird der letzte von 320'637 in die Schweiz importierten VW Käfer verkauft.
1984 Die Amag startet den Import und Verkauf der neuen VW-Konzernmarke Seat.
1985 Erstmals verkauft die Amag über 50'000 Neuwagen in einem Jahr.
1990 Umsatz: 2,6 Milliarden Franken, 1861 Beschäftigte.
1992 Die Amag startet mit dem Fahrzeugimport der VW-Konzerntochter Skoda.
1994 Die Amag steigt ins Parkhaus- und Mietwagengeschäft ein. Sie übernimmt Parkhäuser in Zürich und die Budget-Mietwagenlizenz, später auch jene von Europcar.
1995 Die Amag wird 50 Jahre alt.
1996 Das erste regionale Occasions Center (ROC) der Amag entsteht in Crissier VD.
2000 Umsatz: 3,0 Milliarden Franken, 3100 Beschäftigte.
2006 Das Label Amag-Retail entsteht für konzerneigene Garagenbetriebe.
2008 Die Amag verliert den Porsche-Import an den Hersteller, bleibt aber grösster Porsche-Händler der Schweiz.
2009 Der 2007 zur Amag gestossene Morten Hannesbo wird CEO, Martin Haefner beschränkt sich aufs Verwaltungsratspräsidium.
2010 Umsatz: 4,0 Milliarden Franken, 5064 Beschäftigte.
2013 Das bekannte Amag-Logo wird durch eine Wortmarke ersetzt.
2017 Die Amag übernimmt die Aktienmehrheit der Carsharing-Plattform Sharoo.
2018 Umorganisation: Unter dem Dach der Amag Group arbeiten künftig Retail und Import als eigenständige Firmen. Gründung des Innovation & Venture LAB in Zürich.
2019 Die Amag bezieht ihre neue Zentrale in Cham ZG.
2020 Die Amag wird 75 Jahre alt.
1928 Jacques Tschudi gründet die Amag (Automobil- und Motoren AG). Sie vertreibt die Marken Chrysler und DeSoto in der Schweiz.
1944 Die Amag geht Konkurs. Walter Haefner übernimmt – zunächst treuhänderisch.
1945 Haefner gründet am Utoquai in Zürich am 3. Januar die «Neue Amag». Im August startet der Import der britischen Automarke Standard Motors. Umsatz: 1,7 Millionen Franken, 59 Mitarbeiter.
1946 Neu kommen die Marken Triumph, Chrysler, Plymouth und Dodge dazu.
1948 Ende April wird der Importvertrag zwischen der Amag und dem VW-Werk geschlossen. Im gleichen Jahr verkauft die Amag 1380 VW Käfer.
1949 Start Endmontage der US-Autos Plymouth am neuen Standort Schinznach-Bad AG.
1950 Umsatz: 36,9 Millionen Franken, 275 Beschäftigte.
1951 Porsche und Amag schliessen nach dem Genfer Autosalon einen Vertrag zur Schweizer Generalvertretung.
1954 Der 10'000. Käfer ist in der Schweiz verkauft. Porsche hat via Amag bereits 1000 Autos verkauft.
1957 Die Montage des VW Karmann-Ghia startet in Schinznach-Bad AG. Bis 1960 werden dort 1098 Exemplare gebaut.
1960 Umsatz: 200 Millionen Franken, 794 Beschäftigte.
1967 Die Amag wird Generalvertreterin für Audi.
1970 Umsatz: 641,8 Millionen Franken, 1486 Beschäftigte.
1972 Die Amag stellt ihre Automontage in Schinznach ein. In 24 Jahren wurden 29'227 Autos gebaut. Das letzte: ein Plymouth Valiant.
1980 Die Amag Leasing AG wird gegründet. Leasing bot die Amag aber schon seit 1967 an. Gleichzeitig wird der Verkauf und Import von Chrysler-Fahrzeugen gestoppt.
1980 Umsatz: 1,3 Milliarden Franken, 1823 Beschäftigte.
1983 Am 31. März wird der letzte von 320'637 in die Schweiz importierten VW Käfer verkauft.
1984 Die Amag startet den Import und Verkauf der neuen VW-Konzernmarke Seat.
1985 Erstmals verkauft die Amag über 50'000 Neuwagen in einem Jahr.
1990 Umsatz: 2,6 Milliarden Franken, 1861 Beschäftigte.
1992 Die Amag startet mit dem Fahrzeugimport der VW-Konzerntochter Skoda.
1994 Die Amag steigt ins Parkhaus- und Mietwagengeschäft ein. Sie übernimmt Parkhäuser in Zürich und die Budget-Mietwagenlizenz, später auch jene von Europcar.
1995 Die Amag wird 50 Jahre alt.
1996 Das erste regionale Occasions Center (ROC) der Amag entsteht in Crissier VD.
2000 Umsatz: 3,0 Milliarden Franken, 3100 Beschäftigte.
2006 Das Label Amag-Retail entsteht für konzerneigene Garagenbetriebe.
2008 Die Amag verliert den Porsche-Import an den Hersteller, bleibt aber grösster Porsche-Händler der Schweiz.
2009 Der 2007 zur Amag gestossene Morten Hannesbo wird CEO, Martin Haefner beschränkt sich aufs Verwaltungsratspräsidium.
2010 Umsatz: 4,0 Milliarden Franken, 5064 Beschäftigte.
2013 Das bekannte Amag-Logo wird durch eine Wortmarke ersetzt.
2017 Die Amag übernimmt die Aktienmehrheit der Carsharing-Plattform Sharoo.
2018 Umorganisation: Unter dem Dach der Amag Group arbeiten künftig Retail und Import als eigenständige Firmen. Gründung des Innovation & Venture LAB in Zürich.
2019 Die Amag bezieht ihre neue Zentrale in Cham ZG.
2020 Die Amag wird 75 Jahre alt.
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Importvertrag mit VW
Haefner war klar, dass nach dem Krieg das Holzvergaser-Geschäft keines mehr sein würde. Er schaute sich nach Alternativen um und unterschrieb im August 1945 in Coventry (Grossbritannien) den Importvertrag mit der britischen Marke Standard und ein Jahr später mit deren Schwester Triumph. Gute Englischkenntnisse und Kontakte zu den Briten verhalfen Haefner 1948 auch zum Importvertrag mit VW: Volkswagen stand damals noch unter britischer Verwaltung. Dieser Deal erst ermöglichte die ganz grosse Erfolgsgeschichte. Zeitweise war jeder dritte verkaufte Neuwagen ein VW Käfer. Bald nahm Haefner Porsche und später die VW-Marken Audi, Seat und Skoda mit ins Amag-Boot (siehe Box).
Von 59 auf 6500 Mitarbeiter
Die Amag wuchs ständig. Bald war der Stammsitz am Zürcher Utoquai zu klein, und die Amag expandierte 1949 nach Schinznach-Bad AG in eine stillgelegte Zementfabrik. Dort wurden Autos ausgeliefert – und auch endmontiert! Erst jene von Standard, Plymouth und Chrysler, später von Karmann-Ghia. Die Amag hatte durch diesen letzten Produktionsschritt steuerliche Vorteile. Walter Haefner zog sich bald aus dem Tagesgeschäft zurück, überliess Managern die Geschäftsführung und dirigierte die heute von Autark zu Careal umbenannte, übergeordnete Holding. Hier brachte er neue Geschäftszweige ein, wie etwa die Bauunternehmung Mobag, den Küchengeräte-Hersteller Novelectric (in den 1970er-Jahren gewinnbringend weiterverkauft) oder das irische Pferde-Zuchtgestüt Moyglare.
Weiterhin Familienbetrieb
Trotz Erfolg und Reichtum blieben der 2012 mit 102 Jahren verstorbene Amag-Gründer Walter Haefner und seine Kinder Martin (66) und Eva-Maria (62) bescheiden und öffentlichkeitsscheu. Der Senior lebte ab 1948 immer im gleichen Haus in Küsnacht ZH, fuhr VW Käfer und Golf und zuletzt Skoda Fabia. Sohn Martin, ETH-Mathematiker und Gymi-Lehrer, übernahm erst nach langer familiärer Überzeugungsarbeit 2005 den Job vom damals 95-jährigen Vater an der Amag-Spitze. Heute führt er die Amag als Verwaltungsratspräsident so souverän und leise wie einst sein Vater.
Besonnenheit und Kontinuität
Dies werde er tun, solange er eine 6 als erste Altersziffer habe, sagt der 66-jährige Martin Haefner. Kinder hat er keine. Schwester Eva-Maria Bucher-Haefner, die sich ausser ums VR-Mandat ums Gestüt und die Walter-Haefner-Stiftung (Sozial- und Bildungsinitiativen) kümmert, zwei. Doch beide sind mit Jahrgang 1994 und 1995 noch jung. Und es heisst, sie müssten nicht zwingend in die Firma einsteigen. Führt Martin Haefner wie sein Vater die Amag bis ins hohe Alter, bleibt ja noch Zeit für die Nachfolgeregelung – und er wird auch das 100-Jahr-Jubiläum der Amag an deren Spitze erleben.