Das zeigen die Autohersteller an der CES 2020
Die Puppen tanzen in der Wüste

Die Consumer Electronic Show (CES) in Las Vegas (USA) ist inzwischen auch für die Autobranche der ideale Jahresauftakt. Wer sich als Mobilitätsanbieter der Zukunft sieht, darf nicht fehlen. Obwohl heuer mehr denn je die Technik und nicht das Auto im Vordergrund steht.
Publiziert: 11.01.2020 um 22:15 Uhr
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Aktualisiert: 11.01.2020 um 23:35 Uhr
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Einer der Stars an der CES 2020: Das vom «Avatar»-Team und Daimler gemeinsam entwickelte Showcar Mercedes Vision AVTR. Stolz posieren Filmregisseur James Cameron und Daimler-CEO Ola Källenius (r.).
Foto: Mercedes-Benz AG - Global Communications Mercedes-Benz Cars & Vans
Stefan Grundhoff aus Las Vegas

Daimler-CEO Ola Källenius steht auf der Bühne und lässt gemeinsam mit Filmregisseur James Cameron («Avatar») zumindest virtuell die Puppen tanzen. Die Studie des Mercedes Vision AVTR ist als Kooperationsmodell mit Hollywoods Filmindustrie und Starregisseur Cameron einer der grossen Stars an der CES 2020.

«Mercedes war schon immer eine Technologie- und Luxusmarke. Mehr denn je geht es jetzt darum, Luxus und Nachhaltigkeit noch näher zusammenzubringen. Denn für uns stehen die beiden in keinem Widerspruch», so Daimler-CEO Källenius. «Die Menschen lieben die individuelle Freiheit, jederzeit dorthin zu reisen, wo sie gerade wollen. Deshalb ist unsere Perspektive eindeutig: Wir respektieren die Grenzen unseres Planeten – aber wir wollen individueller Mobilität keine neuen Grenzen setzen.» Das Auto wurde nach bionischen, naturnahen Prinzipien entwickelt, trägt innen veganes Leder, erkennt den Fahrer an dessen Atmung, trägt insgesamt 20'000 Leuchtdioden und kann mit 33 hexagonalen, beweglichen Klappen im Heck mit der Umwelt kommunizieren. Winke, winke sozusagen.

Sony baut ein Auto

Bei der grössten Unterhaltungsmesse der Welt im Spielerparadies Las Vegas haben längst nicht nur Samsung, LG oder Sony ihre grosse Bühne. Auch wenn Sony kurzzeitig zum Autohersteller mutiert und mit dem Vision-S eine 4,90 Meter lange Studie eines eigenen viersitzigen Elektroautos zeigt, die mit ihren zahllosen Sensoren und 400 kW Leistung aber nie in Serie gehen wird. Solch einen Stromer aus der Entertainment-Branche hätten wir zwar eher Apple zugetraut, die haben sich aber inzwischen von teuren automobilen Projekten verabschiedet. Sony dagegen will beweisen, dass es auch eine Firma aus der Consumerbranche kann. Und das Geschäft mit Kameras und Sensoren ist ein ertragreiches – da kommt eine automobile Vision im Umfeld der mächtigen Fachmesse gerade recht.

Leisere Autohersteller

Obwohl die Fahrzeughersteller heuer in Las Vegas nicht mehr ganz so laut wie noch vor ein paar Jahren trommeln – wer in der Autobranche etwas auf sich hält, ist auch in diesem Jahr an der CES. Nicht nur Neulinge oder Kleinhersteller wie Byton, Bird, Rivian oder Fisker, sondern auch die etablierten Marken wollen sich innovativ und visionär präsentieren. Fisker unternimmt mit dem elektrischen Crossover Ocean zum Preis von umgerechnet unter 40’000 Franken den nächsten Versuch, das Auto der Zukunft Realität werden zu lassen. Byton kann vermelden, dass der M-Byte dank über 60’000 Vorbestellungen in diesem Jahr nun endlich in Serie geht. Doch die grossen Autobauer lassen es subtiler angehen. So zeigt BMW verklausuliert den Innenraum des elektrischen Hoffnungsträgers iNext, der 2021 Realität werden soll. Audi lässt uns mit der bekannten Studie AI:ME empathischer denn je in einen autonomen Stadtverkehr blicken, während sich Jaguar Land Rover mit dem bald auf den Markt kommenden Defender und der Tatsache, dass nur mit mehreren SIM-Karten eine perfekte Vernetzung garantiert ist, realitätsnäher zeigt. Während die Kids im Fond Filme streamen, erhält der Defender-Fahrer aktuelle Verkehrsinfos – in Echtzeit.

Abgefahrene Zulieferer

Bosch zeigt an der CES einen fahrbaren Personen- und Waren-Container (Bild). Viel spannender ist aber der Virtual Vizor: Diese Sonnenblende kann bei Nacht auch die Scheinwerfer des Gegenverkehrs über eine Maske ausblenden. Noch nicht abgefahren genug? Wie wäre es mit einer Brille, die Informationen ins Blickfeld des Fahrers projiziert? Genau in die andere Richtung arbeitet die neue Display-Technik von Bosch, bei der Warnhinweise aus der Instrumenteneinheit dreidimensional ins Blickfeld des Fahrers gespielt werden. Und Continental führt weiter, was Audi beim Elektro-SUV E-Tron bereits in die Realität umgesetzt hat: Kleine Kameras ersetzen die Aussenspiegel und projizieren deren Bilder auf Displays im Cockpit. Das senkt nicht nur den Luftwiderstand, sondern ermöglicht auch das Einspielen einfacher Warnhinweise.

Bosch zeigt an der CES einen fahrbaren Personen- und Waren-Container (Bild). Viel spannender ist aber der Virtual Vizor: Diese Sonnenblende kann bei Nacht auch die Scheinwerfer des Gegenverkehrs über eine Maske ausblenden. Noch nicht abgefahren genug? Wie wäre es mit einer Brille, die Informationen ins Blickfeld des Fahrers projiziert? Genau in die andere Richtung arbeitet die neue Display-Technik von Bosch, bei der Warnhinweise aus der Instrumenteneinheit dreidimensional ins Blickfeld des Fahrers gespielt werden. Und Continental führt weiter, was Audi beim Elektro-SUV E-Tron bereits in die Realität umgesetzt hat: Kleine Kameras ersetzen die Aussenspiegel und projizieren deren Bilder auf Displays im Cockpit. Das senkt nicht nur den Luftwiderstand, sondern ermöglicht auch das Einspielen einfacher Warnhinweise.

Urbane Visionen

Wie Hyundai, die gemeinsam mit Uber an der CES einen futuristisch anmutenden Velocopter-Service präsentieren, hegt auch Toyota urbane Visionen. Die klare Nummer 1 in Asien plant auf einem ehemaligen Firmengelände eine visionäre Stadt der Zukunft mit Namen Woven City. «Eine komplette Stadt zu bauen, selbst in kleinem Massstab wie unserem, ist eine einzigartige Gelegenheit, Zukunftstechnologien zu entwickeln – inklusive eines digitalen Betriebssystems für die Infrastruktur der Stadt. Mit Menschen, Gebäuden und Fahrzeugen, die alle untereinander über Daten und Sensoren kommunizieren, werden wir vernetzte KI-Technologie testen können – sowohl im virtuellen als auch im physischen Bereich», erklärt Akio Toyoda, Präsident der Toyota Motor Corporation, das Projekt. Die 175 Hektar grosse Zukunftsstadt unweit des Mount Fuji soll als lebendiges Labor Bewohner und Forscher beheimaten, die vor Ort Zukunftstechnologien wie Autonomie, Robotik, Mobilität oder künstliche Intelligenz in einer realen Umgebung erproben.

Dazu passt auch Fords gemeinsam mit dem US-Unternehmen Agility Robotics entwickelter humanoider Roboter mit Armen und Beinen, der Lagerhaltung und Warenlieferungen effizienter und erschwinglicher gestalten soll. In eine ähnliche Richtung gehen die Überlegungen beim Massenlieferdienst Amazon, der auf der grössten Consumermesse der Welt natürlich nicht fehlen darf. Das wird sich übrigens auch der eine oder andere Autohersteller in den nächsten Jahren fragen: Darf man der CES überhaupt noch fernbleiben?

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