Bekommt man es mit Ami-Sportlern zu tun, kommen zwiespältige Nostalgie-Gefühle auf. Klar denkt man an Bärenkräfte, aber auch an trostlose Plastikwüsten. Aber genau wie die neueren Corvettes widerlegt der ATS-V von GM-Edelschwester Cadillac Vorurteile.
Im potenten ATS-V prägen Alcantara, Klavierlack und Leder das Bild: Sieht ordentlich aus und fühlt sich auch so an. Nur der Hartplastik-Blinkerhebel enttäuscht. Schade, denn ihn brauchts im ATS-V besonders oft: 470 PS sind 40 weniger als im Mercedes C 63 AMG, aber 39 mehr als im BMW M3! Dafür verantwortlich ist ein 3,6-Liter-V6-Twinturbo, der den ATS-V in 3,9 Sekunden auf 100 und weiter bis 304 km/h treibt. «Wir haben die Konkurrenz und natürlich auch BMW genau angeschaut», erklärt V-Chefentwickler Tony Roma.
Das sieht man (analog zu M3/M4 gibts Limousine und Coupé) – und spürt man: Die Amis können nur geradeaus? Von wegen! Der Cadillac stürzt sich mit irrer Angriffslust in Kurven und macht einen Höllenspass – was schon laut Norm 11,6 l/100 km kostet. Dafür wirken die 1,7 Tonnen des Hecktrieblers so leicht, dass die Deutschen zittern. Nur die Lenkung erreicht nicht ganz deren Präzision, aber der Achtstufen-Automat schaltet zackig.
Die Power (603 Nm ab 3500/min) kommt über die Drehzahl, was beim V6-Klang kein Nachteil ist. Je nach Fahrmodus ist der 4,69-Meter-Ami seidig oder brachial. Und das ab 86'900 (Coupé: 89'500) Franken. «So viel Sportwagen zu dem Preis. Was wollen Sie mehr?», fragt uns Tony Roma. Eigentlich nichts.