Wieso weckt mich keiner? Ich träume; anders ist das hier kaum zu erklären. Kneifen geht aber nicht: Der Sechspunktgurt presst mich wie ein Schraubstock in den Sitz – und in die Realität. Also ist es wahr: Ich sitze in der Wüste bei Dubai (VAE) im Rallye-Dakar-Renner!
Das 1,9-Tonnen-Carbonteil im Mini-Countryman-Look hat 320 PS und siegte im Januar an der Rallye Dakar; vier Mini lagen nach 9111 Kilometern in den Top Fünf. Der Maxi-Mini ist zwei Meter hoch. Innen Displays wie in einem A380 und die Hitze einer finnischen Sauna. Und eine Art abgesägter Laternenpfahl: der Schalthebel.
Los! Beherzt am Laternenpfahl reissen. Klack. Kuppeln? Ach Quatsch. Klonk, Vollgas. Der Dreiliter-V6-Diesel im 850'000-Franken-Boliden wummert wie ein verärgerter Sattelzug. Wir düsen los wie ein Tennisball beim Aufschlag. Klonk, klonk, wie schnell sind wir denn? Gut 130 km/h; wohlgemerkt auf Sand!
Mein Helm knallt im bis zu 180 Sachen schnellen Marathon-Mini im Schlagloch-Stakkato hin und her und hämmert mein Hirn mürbe. Mein Copilot, der Dakar-Dritte Xavier Panseri (F), ruft: «2. Gang!» Klonk, klonk. «Vor Düne links!» Sagt sich so: Kurven sind hier eher eine wilde Driftsammlung. Der eigene Wille des Mini will erst mal unterjocht sein. Ich kurble wie wild: Mensch gegen Maschine. Xavier ruft «Gas, Gas, Gas!» Denn wer zaudert, gräbt sich im Sand ein und sein Rallye-Grab.
Nach nur zehn Kilometern Sandsurfen, Wadidriften und Dünenhüpfen torkle ich mit der Körpertemperatur einer Bratwurst, dem Adrenalin eines Bungeejumpers und wie einbetoniertem Grinsen in die 42 Grad heisse Wüste zurück. Die spinnen doch! Egal. Darf ich bitte gleich nochmal?