Timothy Pfannkuchen (50): Der Diesel hat nicht ausgenagelt
Eigentlich wärs an der Zeit, vollelektrisch zu fahren. Stromer fahren sich super – und grüner wirds nicht. Den Hyundai Kona Electric, der weit kommt und nicht teurer ist als ein hübscher Kombi, würde ich nehmen. Würde – aber daheim kann ich noch nicht laden, wir Eigentümer diskutieren noch. Gas? Ich lebe im Tösstal und will nicht zum Tanken erst nach Winterthur ZH. ÖV? Kostet täglich über eine Stunde extra. Hybrid? Wenn, dann Plug-in. Aber den kann ich nicht laden. Darum Diesel! Ich schätze viel Durchzug ohne pubertäres Geröhre und die irre Reichweite. Rentiert sich bei 72 Kilometer Arbeitsweg am Tag noch nicht ganz, aber der zum Benziner tiefere Verbrauch freut mich noch, wenn ich den höheren Preis verdaut habe. Wer «Stinker!» sagt, dem zeige ich tiefe CO2-Werte. Ohnehin käme nur ein NOx-günstiger 6d-Temp ins Haus. Trotz Dieselskandal? Gerade darum! Während VW betrogen hat, hatten andere derweil echte Sauberdiesel entwickelt: Der Diesel hat noch längst nicht ausgenagelt.
Raoul Schwinnen (53): Ein Hybrid ist Elektro ohne Laden
Ich wohne in der Zürcher Agglo und staue jeden Tag im Auto knapp 20 Kilometer zur Arbeit. Dabei differiert meine Fahr- oder vielmehr Stehzeit von 18 bis 60 Minuten – je nach aktueller Baustellen- und Stausituation. Vernünftig wäre der ÖV. Allerdings stinkts mir – wortwörtlich – gerade im Hochsommer eingepfercht in der überfüllten S-Bahn 36 bis 42 Minuten lang die Beine in den Leib zu stehen und zweimal umzusteigen. Also wäre ein Elektroauto, das mich leise und ohne lästiges Kuppeln täglich zur Arbeit bringt, praktisch. Nur: Mir fehlen die Lademöglichkeiten. Und das Netz öffentlicher Stationen ist (noch) zu wenig gut. Zudem habe ich keine Lust, meine Fahrt für Stunden zu unterbrechen, weil der Akku leer ist (und dann ist bestimmt die einzige Ladesäule in der Nähe besetzt). So bleibt, um mein grünes Gewissen etwas zu befriedigen, Hybrid oder einer der neuen Mildhybride mit 48-Volt-System. Die müssen nicht an die Steckdose und können trotzdem etwas elektrisch fahren. Oder stauen.
Andreas Faust (48): Der Elektroantrieb macht süchtig
Nach bisher geltenden Elektro-Regeln erfülle ich alle Bedingungen, um auf keinen Fall mit einem Stromer glücklich werden zu können. Ich wohne im Toggenburg, gefühlt fast hinterm Mond und weit weg von Ladeinfrastruktur. Ich pendle jeden Tag 140 Kilometer hin und zurück zur Arbeit – ein Vielfaches des Durchschnittsschweizers. Und ich besuche manchmal die Familie weit weg im «Grossen Kanton». Aber die alten Regeln gelten nicht mehr. Es gibt bezahlbare Modelle mit mehr als 300 km Reichweite, auch lokale Stromanbieter entdecken das Imagepotenzial einiger Ladesäulen in ihrem Sprengel, und die Zeit der skurrilen Stromer-Karosserien ist endlich passé. Elektro auf der Strasse wird so normal wie Elektro im Club. Natürlich, mit einer Tochter am Esstisch wird bei uns übers Klima diskutiert. Aber das ist für mich nicht entscheidend. Elektroautos sind cool, stark und leise. Dafür investiere ich gerne in eine Wallbox und nehme an der Raststätte halt noch einen Kaffee, während das Auto am Schnelllader nuckelt.
Andreas Engel (34): Ich spare mit Benzin
Eigentlich erfülle ich entgegen Redaktionskollege Andreas Faust alle Formalitäten, um ein Elektroauto zu fahren: Ich wohne in der Stadt, lege viele Kurzstrecken zurück und habe sogar schon den Anschluss für eine Ladestation in der Tiefgarage. Dennoch würde ich mich für einen Kleinwagen mit sparsamem Benzinmotor entscheiden. Warum? Zum einen zahle ich bei der Anschaffung wesentlich weniger als für einen vergleichbaren Stromer, zum anderen fahre ich besonders jetzt im Sommer auch gerne mal mit dem Velo zur Arbeit – bei nur sechs Kilometern hin und retour! So lege ich im Monat theoretisch nur so viele Kilometer zurück wie Kollege Faust pro Tag – und da lohnt ein Elektroauto schon von der Ökobilanz her nicht. Erst ab rund 40’000 Kilometern, in der Schweiz vielleicht etwas weniger, hat der Stromer nämlich seinen CO2-Rucksack aus der Akkuproduktion aufgebraucht – da müsste ich lange pendeln. Sowieso käme mir nur eine Occasion in die Garage – damit spare ich nicht nur beim Kaufpreis, sondern erspare der Umwelt auch weiteren Ressourcenverschleiss für einen Neuwagen.
Martin A. Bartholdi (33): Ich gebe Erd-Gas
Mein Herz sagt: Hol dir einen Benziner mit Handschaltung und grossem Spassfaktor, etwa den Mazda MX-5. Ideal für mich, denn ich bin Single, habe keine Kinder, bin oft alleine unterwegs und fahre am liebsten über kurvige Landstrassen. Davon gibts manche auf meinem Arbeitsweg, und bei Stau nehme ich den kleinen Umweg gerne in Kauf. Aber mein Kopf hat auch ein Wörtchen mitzureden – und der fragt: Warum kein E-Auto? Weil ich aber zur Miete wohne und die Tiefgarage erst noch in einem anderen Gebäude mit anderer Verwaltung liegt, wird das mit dem Laden fürs E-Auto schwierig. Zum Glück gibts in Schaffhausen eine Erdgastankstelle – für mich und mein grünes Gewissen auch eine Alternative. Mit einem Seat Leon TGI oder den Erdgasmodellen von Audi (A3, A4, A5) kann ich fast eine Woche zur Arbeit pendeln, bevor ich wieder tanken muss. Ist die zu weit weg, gibts eine Benzinreserve. Selbst das Herz findet einen Gas-Grund: Erdgas ist günstiger als Benzin, so bleibt mehr Geld für Reisen.