Automatik oder Handschaltung?
Manuelle Getriebe sterben aus

Manuell schalten ist von gestern. 80 Prozent aller im letzten Jahr verkauften Neuwagen in der Schweiz haben ein Automatikgetriebe.
Publiziert: 13.04.2021 um 17:07 Uhr
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Aktualisiert: 14.04.2021 um 15:20 Uhr
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Damals noch ein seltenes Komfort-Privileg: 1952 erhielt Schauspielerin Olga Tschechowa den ersten Hansa 2400 S, womit die Auslieferung der Automatik in der Oberklasse-Limousine begann.
Foto: BORGWARD Group AG
Raoul Schwinnen

Wer sportlich Auto fährt, schaltet selbst. Autos mit Automatikgetriebe sind für Warmduscher, die das Spiel mit Kupplung und Gas nicht richtig beherrschen. Dies die landläufige Meinung bis vor wenigen Jahren.

Doch heute präsentiert sich ein ganz anderes Bild. Gemäss AutoScout24 wurde im letzten Jahr in der Schweiz nur noch jeder fünfte Neuwagen mit Kupplungspedal und manuellem Schaltgetriebe ausgeliefert. «Gründe dafür sind die markanten Verbesserungen der Automatikgetriebe bei Schalt- und Treibstoffeffizienz und das gesteigerte Sicherheitsbedürfnis der Autofahrer», sagt Maurice Acker, Verkaufsdirektor bei AutoScout24.

Automatik schaltet effizienter

«Moderne Automatikgetriebe sind so programmiert, dass sie stets den effizientesten Gang eingelegt haben, und optimieren so den Verbrauch und die Emissionen deutlich,» erklärt Acker. Automatik- oder automatisierte Getriebe verfügen inzwischen über bis zu zehn Stufen und sind elektronisch mit zahlreichen Fahrerassistenten gekoppelt. Diese Sicherheitsassistenten funktionieren nur in Autos mit automatischen oder automatisierten Getrieben. In Elektroautos wird die Kraft immer über Einganggetriebe oder per Zweigang-Automatik übertragen.

Früher waren automatische Schalthilfen weder sparsam noch schnell – und daher gerade bei sportlich ambitionierten Fahrern verpönt. Heute gibt selbst der frühere Rallye-Weltmeister Walter Röhrl zu, dass er kaum schneller und sicher nicht effizienter als ein modernes Automatikgetriebe schalte. Der ehemalige Rennprofi nennt noch ein weiteres, wichtiges Argument für das Automatikgetriebe: «Wer will heute bei den vielen Staus auf unseren Strassen noch permanent aufs Kupplungspedal treten!»

Anderes Bild bei Occasionen

Wer aber trotz allem nicht auf einen Handschalter verzichten und auf ein breites Angebot zurückgreifen will, kauft sich einen Oldtimer (da sind sieben von zehn Fahrzeuge mit manuellem Getriebe ausgerüstet) oder einen normalen Gebrauchtwagen. Im Gegensatz zu den Neuwagen sind bei Occasionen Kupplung und Schalthebel noch doppelt so häufig im Angebot wie automatische Getriebe.

Manuelle Getriebe vor dem Aussterben: Tschüss Handschaltung
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