Ami-Sportler C8 Stingray
So fährt sich die erste Corvette mit Mittelmotor

Die Corvette C8 Stingray erhält endlich das von den Fans sehnlichst gewünschte Mittelmotorkonzept. Die Fahrleistungen des knapp 500 PS starken US-Sportlers lesen sich auf dem Papier vielversprechend. Doch wie schlägt sich die achte Corvette-Generation im Alltag?
Publiziert: 25.02.2020 um 16:23 Uhr
|
Aktualisiert: 11.02.2021 um 11:25 Uhr
1/20
Keine Frage, die neue Corvette C8 Stingray ist eine Augenweide.
Foto: Zvg
Wolfgang Gomoll

Corvette-Fans forderten es schon lange, nun wurden sie erhört: Die neue C8 Stingray wird zum Mittelmotor-Sportler. Für Schub sorgt aber nicht etwa ein Turbomotor, sondern ein klassischer Sauger – mit 6,2 Litern Hubraum. Freilich mit moderner variabler Ventilsteuerung.

Zusammen mit dem für die europäischen Corvette-Versionen verbauten Z51-Paket leistet dieser Achtzylinder-Smallblock 495 PS (364 kW) und ein maximales Drehmoment von 637 Nm, das erst ab 5150 Umdrehungen vollständig parat steht.

Turbofreunde mögen darob die Nase rümpfen. Doch der hochdrehende, angenehm satt und voluminös klingende 6,2-Liter verfügt auch ohne Turbo-Zwangsbeatmung über einen kräftigen Antritt. So erledigt die bis 312 km/h schnelle C8 den US-Standardsprint von 0 auf 60 mph (96 km/h) in beeindruckenden 2,9 Sekunden.

Wir messen den Spurt auf Tempo 100 unter keineswegs optimalen Bedingungen mit Hilfe von Launchcontrol und Bordcomputer – und schaffen 3,1 Sekunden. Im Schnitt genehmigt sich der US-Sportler bei unserer ziemlich ambitionierten Testfahrt überraschend akzeptable 13,4 l/100 km.

Sensationelles Kurvenverhalten

Fast noch imposanter als die reine Beschleunigung ist das Kurvenverhalten der Mittelmotor-Corvette. Selbst wenn man den über 1600 Kilo schweren Hecktriebler richtig flott bewegt, bleibt er lange stoisch. Erst sehr spät meldet sich das Heck. Allerdings wirkt die Lenkung dabei ziemlich synthetisch und nicht so analog, wie das etwa bei einem Porsche 911 der Fall ist.

Das erstmals in einer Corvette verbaute Achtgang-Doppelkupplungsgetriebe erledigt seine Aufgabe unaufgeregt. Natürlich gibts hinter dem Lenkrad auch grosse Schaltpaddel für manuelle Gangwechsel.

Die Vierkolben-Bremsen packen kräftig zu, dürften aber besser dosierbar sein. Die variablen «Magnetic Ride»-Dämpfer des Fahrwerks schaffen den Spagat von komfortabel (in den Fahrmodi «Weather» und «Tour») bis straff («Sport» und «Track»). Dazu gibts zwei weitere, individuell konfigurierbare Fahrprogramme.

Die gelungene Abstimmung ist auch das Resultat der zehn Prozent steiferen Karosserie. Allerdings wiegt die C8 durch die zusätzlichen Versteifungen fürs herausnehmbare Targa-Dach auch rund 65 Kilo mehr als die C7.

Überfrachtetes Cockpit

Im Cockpit fallen die breite Mittelkonsole und die hoch aufragende Knopfleiste auf, die den Fahrerbereich vom etwas beengt sitzenden Beifahrer trennt. «Das ist keine abgefahrene Designidee, sondern der nötigen Versteifungen fürs herausnehmbare Dach geschuldet», erklärt Techniker Josh Holder.

Wie die überfrachteten Armaturen wirken auch die zusätzlich zum Head-up-Display digitalen Anzeigen auf dem 12-Zoll-Bildschirm überladen. Die Sitze bieten genug Seitenhalt und das oben und unten abgeflachte Lenkrad liegt gut in der Hand. Materialien wie Leder und Alu sorgen dafür, dass man sich in der C8 wohlfühlt.

Moderater Einstiegspreis

Chevrolet rüstet ihre achte Corvette-Generation mit Assistenten wie Totwinkel-Warner, Querverkehr-Warner beim Ausparken oder Innenspiegel-Kameradisplay aus. Dennoch bleibt der Einstiegspreis, zumindest in Amerika, verglichen mit europäischen Supersportlern mit 59’995 Dollar (gut 60’000 Franken) äusserst moderat. Wir in Europa müssen uns auf die Mittelmotor-Corvette allerdings noch etwas gedulden. Erst in einem Jahr, im ersten Quartal 2021, werden die ersten mit dem Z51-Paket europäisierten Fahrzeuge zu den Schweizer Händlern rollen.

Fehler gefunden? Jetzt melden

Was sagst du dazu?