Amag-CEO Morten Hannesbo im Interview
«Wir zogen uns warm an»

Die Amag blickt auf ein bewegtes Jahr zurück. Einerseits galt es den VW-Skandal zu bewältigen, andererseits vorwärts zu schauen und die Import-Gruppe für neue Aufgaben und Mobilitätsformen zu rüsten. SonntagsBlick unterhält sich exklusiv mit Amag-CEO Morten Hannesbo (54).
Publiziert: 22.01.2017 um 00:03 Uhr
|
Aktualisiert: 12.09.2018 um 12:10 Uhr
Amag-CEO Morten Hannesbo (54) hat 2016 wegen des VW-Skandals, aber auch den grundlegenden Herausforderungen in der Auto-Branche ein abwechslungsreiches Jahr hinter sich.
Foto: Philippe Rossier
Raoul Schwinnen, Urs Bärtschi

Was war im abgelaufenen Jahr Ihre grösste Herausforderung?
Morten Hannesbo:
Die Veränderungen unserer Branche zu erkennen und gemeinsam mit meinem Team und der Organisation die Weichen so zu stellen, dass wir auch künftig erfolgreich sein können. Operativ war‘s natürlich die Bewältigung der Dieselthematik.

Der Image-Schaden durch den VW-Skandal – oder die Dieselthematik, wie Sie‘s nennen – scheint nicht so gross wie befürchtet. Die VW-Verkäufe gingen nur marginal zurück.
VW hat gar etwas Marktanteil gewonnen! Das ist erfreulich und ich danke all unseren Kunden fürs Vertrauen in uns und unsere Produkte. Sie waren zwar, wie ich auch, erstaunt, dass VW einen Fehler gemacht hat, haben diesen aber weitgehend verziehen.

Der Abgasskandal hat sich nicht auf die Verkaufszahlen von VW oder den weiteren Marken Audi, Seat und Skoda ausgewirkt. Für die Absatzrückgänge gibt es andere Erklärungen.
Foto: Philippe Rossier

Der Dieselanteil von 39,2 Prozent aller 2016 verkauften Neuwagen bedeutet Rekord. Überrascht?
Ja und nein. Auf den ersten Blick sicher erstaunlich. Wenn man aber schaut, wie das SUV-Segment weiter wächst, dann weniger. In dieser Kategorie ist der Dieselmotor überdurchschnittlich beliebt. Und ein moderner Dieselmotor ist halt ein technisches Wunder!

Und noch lange nicht tot?
Nein. Ich gehe davon aus, dass wir den Diesel noch eine Weile als attraktive Antriebsquelle sehen werden, vor allem bei grösseren Modellen. Da ist er in Sachen Leistung, Verbrauch und Drehmoment einfach Spitze.

2016 musste die Amag einen Verkaufsrückgang bei Audi, Seat und VW (Details siehe am Ende des Artikels) hinnehmen. Ist das Maximum mit 29,3 Prozent Marktanteil erreicht?
Wir konnten in den letzten Jahren konstant zulegen. 2016 haben wir den Marktanteil in etwa halten können – trotz der ziemlich herausfordernden Umständen. VW hat gar Marktanteil gewonnen und somit besser performt als der Gesamtmarkt! Ich bin mit der Leistung unserer Garagisten sehr zufrieden!

Die Gründe für die rückläufigen Zahlen sind unterschiedlich. Beginnen wir bei Sorgenkind Audi …
Da gingen die Verkäufe effektiv leicht zurück. Das lag unter anderem daran, dass die Mitbewerber 2016 viele Neuheiten präsentieren konnten, bei uns gleichzeitig aber A3, A5 und Q5 abgelöst werden und somit am Auslaufen waren. Für dieses Jahr verspreche ich mir deshalb einiges – nicht nur vom neuen Q2, der bereits richtig eingeschlagen hat.

Audi hatte 2016 einen Absatzrückgang von fast zwölf Prozent zu verkraften. Die Amag erklärt sich dies damit, dass die Konkurrenz neue Modelle lanciert hat, während die Verkäufe der neuen Audis wie dem A5 im Bild sich erst dieses Jahr richtig in den Verkaufszahlen niederschlagen werden.
Foto: Werk

Bei Seat kams trotz – oder wegen – dem neuen Ateca nicht zum erhofften Rekordabsatz. Der Grund dürfte Sie ärgern...
Ja! Der neue Ateca, aber nicht nur der, hat voll eingeschlagen. Leider nicht nur in der Schweiz, deshalb kam es hier zu Lieferengpässen. Dennoch konnte Seat seinen Marktanteil halten. Und die Bestellbücher sind prall voll. Da freue ich mich sehr auf die kommenden Verkaufsmonate!

Obwohl der neue Ateca sehr gefragt ist, musste auch Seat einen Rückgang hinnehmen, da es beim SUV wegen der grossen Nachfrage in ganz Europa zu Lieferengpässen kam.
Foto: Robert Tomitzi

Zufrieden werden Sie auch mit dem VW-Verkaufsergebnis sein. Oder rechneten Sie trotz VW-Skandal mit einem praktisch identischen Absatz wie 2015?
Anfang 2016 war ich schon sehr gespannt und wir zogen uns warm an … (lacht). Doch bald durften wir feststellen, dass die VW-Kunden der Marke die Treue halten und neue Kunden dazu kommen. Unsere Händler konnten das Vertrauen unserer Kunden zurückgewinnen. Das hat mich sehr gefreut.

2016 kams zum Kopf-an-Kopf-Rennen um die Nummer 1 zwischen VW Golf und Skoda Octavia. Schliesslich blieb der Golf mit einem Schlussspurt im Dezember vorn. Haben Sie da als Importeur eingegriffen?
Unsere Marken stehen nicht nur mit anderen Herstellern im Wettbewerb, sondern auch intern. Das hält fit und motiviert. Jede Marke ist für ihre Performance und ihren Erfolg verantwortlich. Da wird von oben nicht eingegriffen.

Der VW Golf konnte seinen Spitzenposition knapp ein weiteres Jahr verteidigen und bleibt im 41. Jahr in Folge, das meistverkaufte Auto der Schweiz.
Foto: Werk

Bei Skoda verkauft sich nicht nur der Octavia gut. Auch der Superb und bald der Kodiaq beflügeln die Marke. Mit neuem Absatzrekord ist Skoda nun die Nummer 4 der Schweiz. Liegt noch mehr drin?
Die Abstände auf den Plätzen 2 bis 5 der Schweizer Auto-Verkaufshitparade sind nicht gross. Skoda hat heute eine hervorragende Modellpalette, die perfekt zur Schweiz passt. Und mit dem neuen Kodiaq, der erst in diesem Jahr startet, bietet Skoda ein zusätzlich spannendes Modell im weiter wachsenden SUV-Segment an. Deshalb glaube ich schon, dass noch mehr drin liegen könnte.

Als einzige Amag-Marke konnte Skoda im letzten Jahr leicht wachsen und dank des nun anlaufenden SUV Kodiaq dürfte der Trend auch 2017 nach oben gehen.
Foto: Werk

Für die Branche wird es immer schwerer, die laufend strengeren CO2-Vorschriften zu erfüllen. Schaffte die Amag 2016 das vom Bund definierte Ziel von 130 g/km oder wird eine CO2-Busse fällig?
Nach unseren internen Berechnungen sollten wir die 130 g/km unterschritten haben.

Was erwarten Sie vom Autojahr 2017?
Die Branche befindet sich im Wandel. Neue Antriebsformen werden dieses Jahr auf den Markt kommen und langsam Marktanteile gewinnen. Derzeit aber noch langsam. In den kommenden Jahren wird sich dies aber beschleunigen. Zudem finden neue Mobilitätskonzepte – vor allem im urbanen Raum – immer mehr Beachtung.

Amag-Umbau für die Zukunft

Um Herausforderungen wie Digitalisierung, neue Technologien oder neue Mobilitätsformen anzugehen und doch im Tagesgeschäft stark zu bleiben, baut die Amag ihre Organisation um. Künftig gibt es einen Bereich «Marken», der bestehende Markendivisionen (Audi, Seat, Skoda, VW-PW, VW-Nutzfahrzeuge) zusammenfasst. Dies geht mit Personalwechseln einher. Den neuen Bereich übernimmt der bisherige VW-Markenchef Oliver Stegmann, um von dort direkt an Bernhard Soltermann, Managing Director Amag Import, zu berichten. Dafür wechselt Peter Schmid vom Seat- auf den VW-Markenchef-Sessel, während bei Seat die bisherige VW-Marketingleiterin Sandra Grau die Markenleitung übernimmt und ihren Posten wiederum an Giselle Vaugne, zuvor Skoda-Produktmanagement, abgibt.

Um Herausforderungen wie Digitalisierung, neue Technologien oder neue Mobilitätsformen anzugehen und doch im Tagesgeschäft stark zu bleiben, baut die Amag ihre Organisation um. Künftig gibt es einen Bereich «Marken», der bestehende Markendivisionen (Audi, Seat, Skoda, VW-PW, VW-Nutzfahrzeuge) zusammenfasst. Dies geht mit Personalwechseln einher. Den neuen Bereich übernimmt der bisherige VW-Markenchef Oliver Stegmann, um von dort direkt an Bernhard Soltermann, Managing Director Amag Import, zu berichten. Dafür wechselt Peter Schmid vom Seat- auf den VW-Markenchef-Sessel, während bei Seat die bisherige VW-Marketingleiterin Sandra Grau die Markenleitung übernimmt und ihren Posten wiederum an Giselle Vaugne, zuvor Skoda-Produktmanagement, abgibt.

Und wie stellt sich die Amag darauf ein?
Wir bei der Amag haben die Vision, auch bei neuen Mobilitätsformen eine wichtige Rolle zu spielen. Deshalb investieren wir 2017 bewusst in einen neuen Geschäftsbereich mit dem Arbeitstitel «Digitalisierung und New Mobility».

Verraten Sie uns etwas mehr dazu?
Nur soviel: Wir sind heute bereits an Catch a Car von Mobility und an Sharoo beteiligt. Zwei spannende Unternehmen für neue Mobilitätsformen. Zudem haben wir eine Kooperation mit der Swiss Startup Factory, um Jungunternehmer im Bereich Mobilität zu fördern. Diese Engagements wollen wir bündeln und weitere Möglichkeiten gezielt nutzen und ausbauen.

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Amag: Nur unwesentlich verloren

Die Amag-Gruppe der Familie Haefner erzielte im abgelaufenen Jahr einen konsolidierten Umsatz von 4,55 Milliarden Franken und beschäftigt 5600 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, darunter 710 Lernende.

Marke

2015

2016

Differenz

Marktanteil

Differenz

Audi

22'225

19'582

- 11,9 %

6,2 %

- 0,7 %

Seat

10'451

10'136

- 3,0 %

3,2 %

0,0 %

Skoda

20'972

21'060

+ 0,4 %

6,6 %

+ 0,1 %

VW

42'212

42'142

- 0,2 %

13,3 %

+ 0,3 %

Amag Total*

95'860

92'920

- 3,1 %

29,3 %

- 0,3 %

*ohne Nutzfahrzeuge, Quelle: auto-schweiz/ASTRA/MOFIS/Amag

Die Amag-Gruppe der Familie Haefner erzielte im abgelaufenen Jahr einen konsolidierten Umsatz von 4,55 Milliarden Franken und beschäftigt 5600 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, darunter 710 Lernende.

Marke

2015

2016

Differenz

Marktanteil

Differenz

Audi

22'225

19'582

- 11,9 %

6,2 %

- 0,7 %

Seat

10'451

10'136

- 3,0 %

3,2 %

0,0 %

Skoda

20'972

21'060

+ 0,4 %

6,6 %

+ 0,1 %

VW

42'212

42'142

- 0,2 %

13,3 %

+ 0,3 %

Amag Total*

95'860

92'920

- 3,1 %

29,3 %

- 0,3 %

*ohne Nutzfahrzeuge, Quelle: auto-schweiz/ASTRA/MOFIS/Amag

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