Aiways zeigt das neue SUV-Coupé U6ion
Mehr als eine chinesische Eintagsfliege?

Das chinesische Auto-Start-up Aiways gibt nach dem Start des Elektro-SUVs U5 mit dem U6ion Concept ein kräftiges Lebenszeichen. Die SUV-Coupé-Studie ist ein schon sehr konkreter Ausblick aufs Ende Jahr folgende Serienmodell.
Publiziert: 07.03.2022 um 13:25 Uhr
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Aktualisiert: 07.03.2022 um 14:53 Uhr
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Das chinesische Auto-Start-up Aiways gibt mit der rein elektrischen Studie U6ion ein kräftiges Lebenszeichen ...
Foto: ZVG.
Wolfgang Gomoll

Mit chinesischen Auto-Start-ups verhält es sich oft wie mit Eintagsfliegen: Sie wirbeln kurz durch die Branche – und dann hört man nichts mehr von ihnen. Aiways dagegen trat mit weit weniger Tamtam als viele Wettbewerber an und liefert jetzt nach dem kompakten Elektro-SUV U5 mit dem U6ion Concept den Beweis, dass das chinesische Start-up alles andere als eine Eintagsfliege sein könnte.

Die Studie ist ein trendiges SUV-Coupé. «Freuen Sie sich aufs Serienmodell, dessen Exterieur fast jenem der Studie entspricht», sagt Alexander Klose (58), Vice President Overseas Operations. Und der Deutsche in Diensten des chinesischen Autoherstellers ergänzt stolz: «Mit dem Aiways U6, der Ende Jahr auf den Markt kommen wird, beweisen wir, dass wir unser Versprechen halten, jedes Jahr ein neues Modell herauszubringen.»

Persönlich: Alexander Klose

Alexander Klose (57) aus München (D) startete seine Karriere in der Autobranche 1997 im Vertrieb bei BMW und ging zu Ford in London, wo er Marketingdirektor wurde. 2004 wechselte Klose zu Jaguar Land Rover, wo er als CEO Region Asia Pacific fungierte. 2007 wurde er CEO von Volvo China. Nach der Gründung eines Start-ups in der Occasionsbranche ist Klose seit Oktober 2018 stellvertretender Geschäftsführer Auslandsgeschäft bei Aiways.

Aiways-Europachef Alexander Klose

Alexander Klose (57) aus München (D) startete seine Karriere in der Autobranche 1997 im Vertrieb bei BMW und ging zu Ford in London, wo er Marketingdirektor wurde. 2004 wechselte Klose zu Jaguar Land Rover, wo er als CEO Region Asia Pacific fungierte. 2007 wurde er CEO von Volvo China. Nach der Gründung eines Start-ups in der Occasionsbranche ist Klose seit Oktober 2018 stellvertretender Geschäftsführer Auslandsgeschäft bei Aiways.

Gleiche Technik wie beim U5

Auch das zweite Aiways-Modell basiert auf der MAS-Plattform des U5, hat somit Vorderradantrieb und ist rund 4,70 Meter lang. Der Antriebsstrang wird ebenfalls vom U5 übernommen. Folglich wird der Aiways U6 mit seinem 63-Kilowattstunden-Akku mindestens 204 PS (150 kW) und ein Drehmoment von 315 Nm haben. Dabei ist es gut möglich, dass die Techniker das Batteriemanagement bereits soweit optimiert haben, dass auch mehr als die 410 Kilometer Reichweite des U5 drinliegen.

Die äussere Optik ist eine konsequente Weiterführung der Formsprache des U5: Der U6 steht mit den ausgestellten hinteren Radläufen und dem coupéartig abfallenden Glasdach schnittig-kantig da. Der markante Eindruck ist kein effektheischender Selbstzweck. Die Designer legen bei der Optik einen gesteigerten Wert auf die Aerodynamik, denn Windschlüpfrigkeit ist bei E-Autos ein entscheidender Faktor für mehr Reichweite. Deshalb wird mithilfe der Lufteinlässe vorne und dem Unterboden der Luftstrom so geleitet, dass das SUV-Coupé weniger gegen den Luftwiderstand kämpfen muss. Allerdings hoffen wir im Sinne der Ästhetik, dass die Designer fürs Serienmodell auf den oberen Heckspoiler verzichten.

F1-Lenkrad dürfte weichen

Beim lichtdurchfluteten Interieur mit der Glaskuppel dürfte es nicht jedes Detail den Weg in die Serie schaffen. So etwa der grosse Automatikschalthebel, der an einen Schubhebel einer Motorjacht erinnert. Auch das oben offene Lenkrad, ähnlich einem F1-Volant, dürfte durch den bekannten Rechteck-Steuer des Aiways U5 ersetzt werden. Ähnliches gilt für die netzartigen Lichtadern in den Türen. Die sehen bei einer Studie optisch attraktiv aus, würden aber für eine Umsetzung in die Serie zu viel kosten.

Schliesslich will das chinesische Start-up weiterhin mit einem besonders attraktiven Preis-Leistung-Verhältnis überzeugen. Die Vordersitze wirken futuristisch-chic, aber kaum langstreckentauglich. Im Fond gibts genug Beinfreiheit, dafür wird es für Grossgewachsene bei der Kopffreiheit konstruktionsbedingt deutlich enger als im U5.

Preis von unter 40'000 Franken?

Aiways hat die Modelle seines chinesischen Konkurrenten Nio offenbar genau studiert. Wie bei Nio sitzt auch auf dem Armaturenbrett des Aiways U6 eine Emoji-ähnelnde Kugel als Spracheingabe-Assistentin. Eine solch aufwendige Infotainment-Bedienung kommt in China bestimmt gut an, ist aber nicht ganz billig. Wir sind daher gespannt, ob es der freundliche Begleiter auch tatsächlich ins Serienmodell schafft. Sicher schaffen wird es dagegen der 14,6 Zoll grosse Infotainment-Monitor. Die Animationen darauf lassen den Schluss zu, dass es beim U6 eine integrierte Navilösung geben könnte. Aus Preisgründen ist aber auch denkbar, dass Aiways weiterhin auf eine Handynavigation setzt.

Für einen verbindlichen Einstiegspreis des China-Stromers ist es aktuell noch etwas zu früh. Aber Alexander Klose lässt durchblicken, dass man in Europa einen Basispreis von umgerechnet knapp unter 40’000 Franken anpeilen wird.

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