«Der GTI ist das Herzstück von Volkswagen», sagt VW-Marketing-Vorstand Jürgen Stackmann auf der Bühne am Ufer des Wörthersees. Beim vermutlich grössten VW-Treffen der Welt hat VW Grund zum Feiern, obwohl mit dem Abgasskandal viel passiert ist seit dem letzten GTI-Treffen. Das verschweigt auch VW-Markenchef Herbert Diess nicht, der heuer zum ersten Mal in Österreich dabei ist. «Wir hatten in diesem Jahr nicht nur schöne Dinge zu sagen. Um so glücklicher bin ich, hier zu sein. Und ich bin auch froh, sind unsere anderen Konzernmarken heuer nicht dabei.»
Nur für VW
Tatsächlich fehlen die Konzernschwestern Audi, Seat und Skoda beim 35. GTI-Treffen. «Back to the Roots», lautet das diesjährige Motto – VW will sich wieder an die Anfänge des Treffens erinnern und ausschliesslich den GTI zelebrieren. Offenbar kam die Kritik in Wolfsburg an, wonach das GTI-Volksfest mit bis zu 200'000 Fans vom VW-Konzern mit offiziellen Auftritten aller Marken verwässert und immer mehr zum gigantischen PR-Konzern-Event «verkommerzialisiert» wurde.
«Vor zwei Jahren haben sies definitiv übertrieben und uns Besucher richtig abgezockt», schimpft Ralph (38) aus Buttikon SZ. Dass der VW-Konzern nach dem «Abgasbschiss» kleinere Brötchen bäckt und beim GTI-Treffen bescheidener auftritt, entgeht aber auch ihm bei seiner mittlerweile achten Teilnahme nicht: «Der offizielle VW-Auftritt ist noch etwa halb so gross wie zuvor. Es hat aber auch weniger Besucher.» Dafür steht wieder einzig und allein der GTI im Zentrum. «Hoffentlich keine einmalige Sache, nur weil der Kult-Flitzer dieses Jahr seinen 40. Geburtstag feiert», wünscht sich Ralph.
Der Über-GTI
Zum Jubiläum bringt VW alle sieben GTI-Generationen an den Wörthersee und präsentiert den Clubsport S, den mit 310 PS stärksten GTI aller Zeiten (siehe Box). Mit GTI-Vater Anton Konrad und der damaligen Innendesignerin Gunhild Liljequist blickt VW auch auf die Entstehung des GTIs zurück. Damals war der VW-Vorstand nicht an einem Sportauto interessiert und sechs Männer entwickelten den GTI deshalb hinter verschlossenen Türen.
VW feiert den 40. Geburtstag des Golf GTI mit einem Rundenrekord auf der legendären Nürburgring-Nordschleife: Mit 7:49,21 Minuten bezwingt der neue Clubsport S die «Grüne Hölle» als erstes frontgetriebenes Serienfahrzeug in weniger als acht Minuten. Der Fahrmodus «Individual» stimmt jedes Modell des weltweit auf 400 Exemplare limitieren (50 Stück kommen in die Schweiz) Clubsport S speziell für die Nordschleife ab. Der Zweisitzer (aus Gewichtsgründen wird auf die Rückbank verzichtet) ist mit 310 PS der stärkste GTI aller Zeiten und knallt in nur 5,4 Sekunden auf Tempo 100. Der Preis für den bei uns ab Herbst erhältlichen GTI Clubsport S ist noch nicht bekannt.
VW feiert den 40. Geburtstag des Golf GTI mit einem Rundenrekord auf der legendären Nürburgring-Nordschleife: Mit 7:49,21 Minuten bezwingt der neue Clubsport S die «Grüne Hölle» als erstes frontgetriebenes Serienfahrzeug in weniger als acht Minuten. Der Fahrmodus «Individual» stimmt jedes Modell des weltweit auf 400 Exemplare limitieren (50 Stück kommen in die Schweiz) Clubsport S speziell für die Nordschleife ab. Der Zweisitzer (aus Gewichtsgründen wird auf die Rückbank verzichtet) ist mit 310 PS der stärkste GTI aller Zeiten und knallt in nur 5,4 Sekunden auf Tempo 100. Der Preis für den bei uns ab Herbst erhältlichen GTI Clubsport S ist noch nicht bekannt.
Die heute 80-jährige Liljequist verantwortete das legendäre Karomuster der Sitze und den Golfball als Schaltknauf: «Es sollte ein sportliches Auto werden. Was lag bei der Kombination VW Golf und Sport näher als der Golfsport?» Beim Karomuster liess sie sich von schottischen Clan-Mustern inspirieren, die sie bei einer Grossbritannien-Reise entdeckt hatte.
Zwei GTI-Welten
Am Wörthersee treffen zwei GTI-Welten aufeinander. Jene Fans, die ihren Kult-Flitzer im Originalzustand belassen und die Bastler mit ihren Einzelstücken. Tiefer legen gehört zum Standard; darüber hinaus gibts schrillste Farbkombinationen, Flügeltüren oder GTIs mit Felgen von Porsche, Ferrari oder Bentley.
Unter den exotischen Kunstwerken treffen wir auf den Glarner Simon (27) mit dem wohl aussergewöhnlichsten Exemplar des ganzen Treffens. Innen Holzplanken-Verkleidungen, Jutte-Säcke als Sitzbezüge und als Lenkung ein Schiffssteuerrad. Dazu gibts Kerzen an der Mittelkonsole sowie ein Kronleuchter unter dem Dachhimmel. Und einen Anhänger mit dem Boot Antje drauf. Ein einmaliges Gesamtkunstwerk mit einer schwer verdienten Strassenzulassung. «In zehn Jahren war ich sechs Mal beim Strassenverkehrsamt.»
Die Schweizer Zertifikate reichten den österreichischen Ordnungshütern jedoch nicht und sie knöpften Simon bei der Anreise über 120 Euro Busse für das ihrer Meinung nach illegale Steuerrad ab. Der Glarner trägts mit Fassung: «Hauptsache, mein Eigenbau hat die 600 Kilometer lange Anfahrt über die Pässe heil überstanden.» Und es lohnt sich: Simons «Seegolf» wird pausenlos von interessierten Besuchern mit Kameras belagert.
Viel nackte Haut – und Bier
Andere Autos dagegen finden keinen offiziellen Standplatz mehr und defilieren deshalb über die Strassen des kleinen Orts Reifnitz. Niemand stört sich daran, dass nur jedes vierte Auto ein GTI ist. Auf einem liebevoll «Gummi-Platte» genannten Platz ziehen rauchende Driftshows zahlreiche Schaulustige an. «Die Platte ist der Hammer», freut sich René (31) aus Herznach AG. Er ist mit seinem 1985er Scirocco das erste Mal am GTI-Treffen: «Als VW-Fahrer muss man mindestens einmal hier gewesen sein und den Granit-GTI berühren.»
Auch als es dunkel wird, die Ladies sich leichter kleiden und das Bier in grösseren Mengen fliesst, kippt die gute Stimmung nicht. «Ich hatte noch nie Ärger. Die Leute sind immer gut drauf», sagt Stefan (22) aus Othmarsingen AG, stellt bei seinem dritten Besuch allerdings fest, dass es deutlich mehr Polizei als die Jahre zuvor hat. Doch diese Präsenz zahlt sich offenbar aus. Die Polizei verzeichnet ein ruhiges und geordnetes 35. GTI-Treffen. In Reifnitz ist die VW-Welt eben noch in Ordnung.