Das 3. Memorial Bergrennen Steckborn-Eichhölzli findet 60 Jahre nach dem allerersten Rennen statt. 1955 feierte die britische Traditionsmarke Jaguar einen Doppelsieg. Obwohl das Rennen damals ein Erfolg war, dauerte es sieben Jahre bis zur zweiten Austragung. 1962 starteten 195 Fahrer und begeisterten 15 000 Besucher. Den Tagessieg holte sich Heinz Schiller in einem Porsche mit dem Streckenrekord von 1:45,2 Minuten. Dabei blieb es, weil danach Autorennen in der Schweiz verboten wurden. Heute findet nun nach 2007 und 2011 zum dritten Mal ein Memorial statt. Am Jubiläumsrennen starten rund 290 Teilnehmer, darunter 40 Töffs und der Sieger-Jaguar von 1955. 22 der mindestens 30 Jahre alten Autos kommen aus Steckborn selber. SonntagsBlick stellt drei dieser Auto-Schätze und ihre Besitzer vor.
Infos: www.bergrennen-steckborn.ch
Rolls-Royce 20/25 von Beat Labhart
DER KULTURELLE
Seit er 14 jährig ist, baut der gelernte Feinmechaniker Beat Labhart (62) alte Autos auf. «Ich habe bestimmt 30 Autos aufgebaut, immer für mich selbst.» 1998 arbeitete er an einem Alfa Romeo 6C (1929). Für einen neuen Wasserkühler reiste er nach Manchester und konnte dort auch eine Einstellhalle mit Dutzenden Oldtimern besuchen. In der hintersten Ecke blieb Labhart wie vom Blitz getroffen stehen: «Es war Liebe auf den ersten Blick. Diese Form, das Gesicht...», schwärmt er noch heute vom Rolls-Royce 20/25 (1934). «Ich musste ihn einfach haben.» Einfach war es allerdings nicht. Was nicht am Besitzer sondern am britischen Königshaus lag. Der 20/25 ist eine Einzelanfertigung mit spezieller Karosserie. Deshalb wurde das Fahrzeug als Kulturgut eingestuft, dessen Ausführung England nicht erlauben wollte. «Ich liess aber nicht locker und nach langem Papierkrieg erhielt ich schliesslich die Erlaubnis vom Königshaus, das Kulturgut ausführen zu dürfen.» Damit wars aber noch nicht geschafft. In einem gepolsterten Möbelwagen kam der Rolls in die Schweiz. Als er in Basel ausgeladen werden sollte, wurde Labhart vom Zoll gestoppt. Die Reifen des 20/25 durften erst nach der Bezahlung einer einmaligen Luxussteuer auf Schweizer Boden rollen.
Jawa 600 Roadster von Herbert Bürgi
DER EXOTISCHE
25 Jahre investierte der gelernte Automechaniker Herbert Bürgi (78) in die Restaurierung seines tschechischen Jawa 600 Roadster (1940) und liess sich selbst vom eisernen Vorhang nicht aufhalten. «1976 erfuhr ich zufällig, dass der Jawa verkauft werden sollte. Weil meinem Vater die Form gefiel und ich ein Auto restaurieren wollte, schlug ich zu.» Er war eine teilweise in Einzelteile zerlegte Ruine und der Motor war nicht komplett. Die Suche nach Ersatzteilen liess Bürgi 1978 bis in die damals kommunistische Tschechoslowakei reisen. Schwiegereltern eines Kunden seiner Garage, die er 1963 vom Vater übernommen hatte, lebten in Prag und machten ihn mit dem Besitzer von drei defekten Jawa Limousinen bekannt. Bürgi deckte sich mit einem Motor, vielen Ersatzteilen, einem Handbuch und einer Ersatzteilliste (beides auf tschechisch) ein. Hierfür wurde ein Ausfuhrzoll fällig und der Staatssicherheitsdienst (Stasi) musste ihm bestätigen, dass er keine hochstehende Technologie ausführe. Nach zehn Tagen verliess er Prag wieder. «Zwei Wochen später stand der Schweizer Nachrichtendienst vor meiner Tür und fragte mich über meine Prag-Reise aus.» Bürgi gab brav Auskunft, durfte die Teile behalten und die Restauration konnte beginnen.
Ford Fairlane 500 Retractable von Leo Staub
DER SAUBERE
«Ich war nahe dran, den Ford Fairlane 500 Retractable (1959) einzustampfen», gesteht der selbstständige Heizungsmonteur Leo Staub (62). Er wurde bei der Restauration des 6,47 Meter langen Amis über den Tisch gezogen. Der Innerschweizer Restaurator habe zehn Jahre lang Geld genommen, aber nichts gemacht. Deshalb holte Bürgi seinen Ford nach Steckborn zurück und brachte ihn seinen Nachbarn. Fünf Jahre lang restaurierten Davide und Giuseppe Maiolo den Fairlane, weil Staub selbst keine Zeit dafür hatte. Besonders aufwendig war das Dach. Schon 1959 hatte der Fairlane ein vollautomatisches Hardtopdach, das mit sieben Motoren funktioniert. Es dauerte alleine zwei Monate, diese Motoren zu synchronisieren. Im April 2010 übergaben die Maiolos den Ford in tadellosem Zustand an Staub. Noch immer glänzt der Fairlane wie an jenem Tag. Staub: «Ich putze ihn mehr, als dass ich ihn fahre.» Vor jeder Ausfahrt sicher eine bis zwei Stunden – inklusive Motorraum mit dem mächtigen V8. «Wegen dem eigenständigen Sound habe ich grosse, amerikanische Autos schon immer geliebt. Das Blubbern ihrer V8-Motoren ist sensationell», schwärmt Staub – und poliert schon wieder an der Karosse.