Neue Player, echte Neuheiten
«Die Auto-Zukunft steht in China und nicht in Europa»

Chinesische Autoshows wie die gerade stattfindende Auto Shanghai werden für die Autoindustrie immer wichtiger. Hiesige Automessen hingegen verkommen zu Nebenschauplätzen.
Publiziert: 24.04.2019 um 18:44 Uhr
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Aktualisiert: 01.07.2020 um 12:40 Uhr
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Das waren noch goldene Zeiten: Daimler-Konzern-Abend an der Frankfurter IAA 2013.
Foto: Werk
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Andreas EngelRedaktor Auto & Mobilität

Es sind schwere Zeiten für die europäische Autoindustrie – besonders für die deutschen Hersteller. Erst der Dieselskandal, dann der verpasste Start ins Elektro-Zeitalter und jetzt die Befürchtung, dass die bisher wichtigste europäische Automesse, die Frankfurter IAA, in der Bedeutungslosigkeit verschwindet.

Neue Player setzen auf E-Autos

Die «German Angst» kommt nicht von ungefähr, wie die derzeit stattfindende Auto China in Shanghai zeigt: Neue Autobauer, von denen man vor der Messe noch nie etwas gehört hatte, stellen auf beeindruckenden Messeständen ihre Elektroautos vor. Nur Elektroautos und sonst nichts, lautet die Devise der neuen Player.

China ist zu wichtig, um nicht dort zu sein, obwohl das Autogeschäft im Reich der Mitte derzeit stagniert. Neben fast allen traditionellen Herstellern und Tech-Unternehmen wie Huawei oder Baidu gibt sich sogar Elektropionier Tesla die Ehre, der sonst auf den grossen Automessen mit Abwesenheit glänzt.

Schon über 20 Absagen

Ein ganz anderes Bild geben die klassischen Autoshows ab: Die diesjährige Detroit Motor Show kam einer Beerdigung gleich. Am Genfer Salon konnte das Wegbleiben einiger grosser Hersteller immerhin mit grösseren Ständen und Platzhaltern wie Cafés ganz gut kaschiert werden. Für Frankfurt hingegen siehts nach jetzigem Stand ganz düster aus: Schon gut 20 Autobauer haben für die Messe abgesagt (siehe Tabelle), darunter die komplette französische und japanische Autoindustrie. Andere grosse Hersteller wie der Fiat-Konzern, Jaguar/Land Rover oder Hyundai haben sich noch nicht festgelegt.

Diese Automarken bleiben der Frankfurter IAA im Herbst 2019 fern
  1. Alpine
  2. Aston Martin
  3. Cadillac
  4. Chevrolet
  5. Citroën
  6. Dacia
  7. DS
  8. Infiniti
  9. Lexus
  10. Link & Co
  11. Mazda
  12. Mitsubishi
  13. Nissan
  14. Peugeot
  15. Renault
  16. Rolls-Royce
  17. Suzuki
  18. Tesla
  19. Toyota
  20. Volvo
  1. Alpine
  2. Aston Martin
  3. Cadillac
  4. Chevrolet
  5. Citroën
  6. Dacia
  7. DS
  8. Infiniti
  9. Lexus
  10. Link & Co
  11. Mazda
  12. Mitsubishi
  13. Nissan
  14. Peugeot
  15. Renault
  16. Rolls-Royce
  17. Suzuki
  18. Tesla
  19. Toyota
  20. Volvo

Autoexperte Ferdinand Dudenhöffer von der Uni Duisburg-Essen nennt sechs Gründe für den grossen Einbruch:

  • Hohe Kosten für den Messeauftritt mit wenig Wirkung.
  • Traditionelle Messen haben sich überlebt. Wer kein neues Konzept hat, wie etwa die IAA, verliert.
  • Riesige Messegelände wie in Frankfurt sind nicht mehr zeitgemäss. Besucher wollen «Digital Emotions» wie an der CES in Las Vegas (USA).
  • Die IAA präsentiert nach den vielen Absagen nicht mehr das Bild der Autoindustrie, sondern verkommt zur Regionalmesse.
  • Die IAA hat keine Attraktionen mehr, die Neuheiten sind längst schon vor der Messe bekannt.
  • Die Autokonjunktur in Europa stockt, der Umstieg auf Elektro kostet. Die Hersteller sparen sich die Marketinggelder für den Messeauftritt.

Mit dem Niedergang der IAA wird die deutsche Autoindustrie getroffen – ihre internationale Bedeutung sinkt. «Die Zukunft steht in Shanghai und nicht mehr in Frankfurt», fasst Dudenhöffer passend zusammen.

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