Yamaha Niken
Neben der Spur

Endlich ist mit der Yamaha Niken ein echtes Dreispur-Motorrad am Markt. Die ausgeklügelte Neige- und Lenktechnik funktioniert prächtig.
Publiziert: 20.06.2018 um 07:29 Uhr
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Aktualisiert: 12.12.2018 um 11:38 Uhr
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Yamaha Niken
Foto: Barbanti, Storm, Godin
Daniele Carrozza

«Zwei Vorderräder – das Ding muss mörderische Traktion haben», lautete mein Statement beim ersten Blick auf die Niken. Zwei (= Ni) Schwerter (= Ken) lautet die Übersetzung aus dem Japanischen. Yamaha verspricht, dass der Dreispur-Töff in Kurven den Asphalt regelrecht tranchiert und enormen Fahrspass bietet. Möglich machens via Parallelogramm-Neigemechanik, Ackermann-Lenkprinzip und Doppel-USD-Gabeln geführte zwei 15-Zoll-Vorderräder.

Die mächtigen blauen Doppel-USD-Gabeln gehören zum cleveren und komplexen Mechanismus, der es der Niken erlaubt, sich trotz zwei Vorderräder in die Kurve zu legen.
Foto: Barbanti, Storm, Godin

So funktionierts

Lenkimpulse werden via Umlenk-Hebelsystem und zweitem Lenkkopf direkt auf die Lenkstange übertragen. Die leitet das Moment über Gelenke an die schwenk- und neigbaren Gabelpaare, wobei jeweils ein Versatz vorliegt. Der bewirkt, dass das kurveninnere Rad stärker einlenkt als das kurvenäussere (Ackermann-Prinzip). Die Niken ist aber kein Trike, sondern soll die Fahrdynamik eines Töff reproduzieren und in Schräglage «gehen». Dazu müssen sich die Gabelholmen-Paare parallel neigen, was dank Parallelogramm-Mechanik mit bis zu 45 Grad Schräglage möglich ist.

In Kurven zeigt sich die Niken spurtreu und stabil wie ein normales Motorrad.
Foto: Barbanti, Storm, Godin

Antworten auf drängende Fragen

Komplexe Technik, doch wie fährt sich die Niken? Wie wirkt sich das Zusatzgewicht von 50 Kilo gegenüber der Yamaha Tracer aus, die die Basis stellte? Steht das Ding an der Ampel von allein? Zeit für Antworten! Ich schwinge mich übern Sattel (Sitzhöhe: 820 mm) und erfreue mich der geräumigen Platzverhältnisse. Aufrechter Oberkörper, offener Kniewinkel, lockerer Griff am gegenüber der Tracer um 35 mm breiteren Lenker. Ungewohnt die wuchtige Front. Daher hieve ich die Niken instinktiv mit heftigem Ruck vom Ständer. Zack, und fast hätte ich die fahrfertigen 263 Kilo auf der anderen Seite heruntergeklatscht! Hier gibt sich die Niken also wie ein normales Motorrad – von Zusatzmasse ist kaum etwas zu spüren.

TÖFF am Kiosk

Ein ausführlicher Testbericht zur neuen Yamaha Niken findet sich in der nächsten Ausgabe des Schweizer Motorradmagazins TÖFF (ab Mittwoch am Kiosk). Daneben liefert TÖFF einen grossen Vergleichstest, bei dem die Neoklassiker Ducati Scrambler 1100 Sport, Honda CB1000R, Kawasaki Z900RS Café und Husqvarna Vitpilen 701 auf den Platzhirsch BMW R nineT treffen. Im zweiten Vergleichstest versucht die brandneue KTM 790 Duke die Triumph Street Triple RS und damit das Machtzentrum der Mittelklasse-Naked-Bikes zu entthronen.

Ein ausführlicher Testbericht zur neuen Yamaha Niken findet sich in der nächsten Ausgabe des Schweizer Motorradmagazins TÖFF (ab Mittwoch am Kiosk). Daneben liefert TÖFF einen grossen Vergleichstest, bei dem die Neoklassiker Ducati Scrambler 1100 Sport, Honda CB1000R, Kawasaki Z900RS Café und Husqvarna Vitpilen 701 auf den Platzhirsch BMW R nineT treffen. Im zweiten Vergleichstest versucht die brandneue KTM 790 Duke die Triumph Street Triple RS und damit das Machtzentrum der Mittelklasse-Naked-Bikes zu entthronen.

Komfort-Gewinn

Auch beim Rangieren, noch beim Losfahren oder bei langsamen Tempi hat man nicht das Gefühl, auf einem «Nicht-Zweirad» zu sitzen. Zunächst checken wir das «Yamaha Leaning Multi Wheel System», kurz LMW: In spitzem Winkel überfahrene LKW-Spurrinnen sind kaum zu spüren. Beim Befahren von aufgesprengtem Asphalt werden Rumpeleien von hinten wie bekannt durchgereicht, aber die Front transportiert nur einen Bruchteil der Unruhe (gefühlt 20 Prozent) – in Bezug auf Komfort ein echter Gewinn!

Unter den Leuchten sind Gelenke zu sehen, die für die Neigefähigkeiten zuständig sind.
Foto: Barbanti, Storm, Godin

In die Schräglage

Der CP3-Triple (115 PS, 87,5 Nm) fühlt sich weniger spritzig an und dürfte bei sportlichem Anspruch mehr Druck in der Mitte bieten – speziell bergauf. Ansonsten passt der Motor hervorragend zur Niken, die atemberaubend spurtreu und stabil durch weite Bögen zieht. Selbst in Serpentinen ist in punkto Handling und Stabilität alles im grünen Bereich. Das harmonische Einlenkverhalten begeistert. Am Kurvenausgang nervt sie weder mit Unter- noch mit Übersteuern. Wer in Schräglage in die Bremsen langt, frohlockt ob des fast ausbleibenden Aufstellmoments. Und das Erreichen der konstruktiv bedingten 45-Grad-Schräglagengrenze kündigt sich via Aufsetzen der Fussrasten-Stifte frühzeitig an.

Fahrdynamisch ist das Yamaha-Dreirad überraschend nahe an konventionellen Bikes dran.
Foto: Barbanti, Storm, Godin

Nicht unstürzbar

Unglaublich, wie souverän und gleichzeitig vertrauenerweckend die Niken auch Kopfsteinpflaster oder Nässe meistert. Aber Vorsicht! Selbst sie ist nicht unstürzbar und kann über die Vorderräder wegrutschen und umfallen, wenn man es übertreibt. Doch die Reserven sind gross. Vor allem aber ist kaum zu glauben, wie nah die Niken (ab 17'990 Franken) fahrdynamisch an konventionellen Bikes dran ist.

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