Laut Yamaha-Produktplaner Oliver Grill war für die Konstrukteure der neuen MT-10 die grösste Herausforderung, dass sie auf der R1 basiert, die nicht als Plattform für weitere Modelle, sondern kompromisslos für die Rennstrecke gebaut wurde: «Und weil wir nicht einfach eine nackte R1 wollten, wurden letztlich nicht nur der Motor, sondern auch 60 Prozent der R1-Chassis-Teile angepasst.»
Power gekappt, Strassentauglichkeit erhöht
Für den Einsatz in der MT wurde dem R1-Vierzylinder, wie üblich bei Übernahmen von Rennmotoren in Naked-Bikes, die Maximalleistung etwas gekappt und dafür mehr Druck in der Mitte verliehen. Statt 200 PS bei 13'500/min leistet der CP4-Motor noch 160 PS bei 11'500/min. Dafür bietet er bis etwa 9000/min stets ein Plus an Leistung und ein noch grösseres Plus an Drehmoment – genau, wie man es im Alltag gerne hat.
Etwas, was die MT-10 ebenfalls von der R1 mitbekommen hat, ist der betörende Sound. Das sonore Big-Bang-Brüllen, das sich vom höheren Vierzylinder-Schreien deutlich abhebt, ist und bleibt ein besonderes Klangerlebnis, das unter den aktuellen Serien-Naked-Bikes einzigartig ist.
Wie bei der kleineren Schwester MT-09 gibt es auch für die MT-10 drei wählbare Motormodi: «Standard», «A» und «B». Das jeweils gewählte Setting, das auch nach Ausschalten der Zündung gespeichert bleibt, ändert zwar nichts an der abrufbaren Gesamtleistung, regelt aber, wie direkt der Motor auf den Dreh am Gasgriff reagiert und wie schnell die Leistungskurve in die Höhe schnellt.
Ein weiteres Gadget, das man vor allem auf längeren Autobahnfahrten schätzen lernt, ist der Tempomat. Er funktioniert vom vierten bis sechsten Gang und im Tempobereich zwischen 50 und 180 km/h.
Straff gefedert, aber...
So, wie die MT-10 auf kurvenreichen Strecken mit einer unglaublichen Handlichkeit überzeugt, die man ihr beim blossen Anblick in dieser Weise nicht geben würde, so besticht sie auf schnellen Passagen mit Stabilität. Ihr Fahrwerk ist wohl sehr sportlich ausgelegt – ohne allzu viel Komfort zu bieten – und dennoch nicht zu straff, was auf Landstrassen mit ständig ändernder Beschaffenheit ein grosser Vorteil ist.
Die Maschine mit einer sehr guten Gewichtsverteilung von 51 Prozent vorn und 49 Prozent hinten verfügt denn auch über edle Komponenten. Hauptbestandteil ist der von der R1 weitgehend übernommene Alu-Deltabox-Hauptrahmen, der trotz seiner Kompaktheit höchste Steifigkeit garantiert.
Auch die Federelemente stammen von der Supersport-Schwester. Vorn eine volleinstellbare Kayaba-USD-Gabel mit 43 Millimeter Durchmesser, die für den Einsatz in der MT-10 überarbeitet wurde. Das Hinterrad wird von einer Zweiarmschwinge geführt und von einem Kayaba-Einzelfederbein gedämpft.
Fazit
Mit den leichten, einfach zu fahrenden und dennoch kraftvollen Bikes der neu lancierten MT-Reihe (MT-09 und MT-07) hat Yamaha den Puls der Zeit getroffen. Die 14'680 Franken teure MT-10 rundet diese Philosophie nun nach oben hin auf gelungene Weise ab.
In der am Kiosk für 5.90 Franken erhältlichen Ausgabe des Schweizer Zweirad-Fachmagazins «TÖFF» (07/16) werden die aktuellen Mittelklasse-Adventure-Maschinen BMW F 800 GS Adventure, Honda Africa Twin, KTM 1050 Adventure, Triumph Tiger 800 XCA und Suzuki V-Strom 1000 verglichen. Zudem gibts einen Fahrbericht zur KTM 1290 Super Duke GT und ausführlichere Fahrberichte zu der (hier getesteten) Yamaha MT-10 und der Harley D-Roadster. Dazu ein Interview mit MV-Agusta-Chef Castiglioni zur schwierigen Finanzlage des Unternehmens. Die neueste Ausgabe (08/16) ist seit gestern am Kiosk erhältlich.
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