Gespannt starte ich für meine erste Testfahrt den komplett neu entwickelten 948-ccm-Reihenvierzylinder (125 PS, 99 Nm). Die Standgas-Klangkulisse ist bekannt. Zwei Finger reichen, um die neue, hervorragend dosierbare Rutschkupplung mit Assist-Funktion zu bedienen, das Sechsganggetriebe arbeitet knackig-präzis.
Interessant, dass Kawasaki die ersten fünf Gangstufen für eine spritzigere Leistungsentfaltung eher kurz übersetzt hat, während der Sechste als Overdrive ausgelegt wurde. Erfreulich knackig, aber nicht nervös, hängt der neue Inline-Four am Gas – im Euro4-Zeitalter keine Selbstverständlichkeit. Ab Schritttempo schnurrt der Sechzehnventiler anstandslos rund vor sich hin, um schon ab 3000/min respektablen Druck abzuliefern.
Freudige Höhen für Könner
Was dann aber ab 5000 Touren passiert, habe ich bei einer Z-Kawasaki so noch nie erlebt. Der Sound wandelt sich zu einem turbinenartigen Heulen, und die 900er schiebt atemberaubend an. Die leicht progressive Leistungsentfaltung ab 7000/min, wo die Z die Krallen dann bis zum Begrenzer bei 11'000/min ganz ausfährt, erinnert in Schub und Charakter stark an die ersten 1000er-Supersportler. Mit dem Unterschied, dass die Z gefühlt doppelt so schnell hochdreht.
Novizen sollten allerdings bei feuchten bzw. kalten Bedingungen ab 5000/min gefühlvoll am Gas drehen, denn eine Traktionskontrolle gibts bei der Z900 nicht. Schade, ein 125 PS starkes Naked-Bike ohne Traktionskontrolle ist – zumindest für den zentraleuropäischen Markt – nicht zeitgemäss.
Behält Kawasaki-Charakter
Stimmen die äusseren Bedingungen aber, ist das Handling der fahrfertig 210 Kilo «leichten» Z900 an Leichtigkeit kaum zu übertreffen und das geniale, aber straffe Fahrwerk sowie der neue Antrieb begeistern von A bis Z dank bärigem Druck, beflügelndem Knall und sehr guter Bedienbarkeit. Das Schönste aber ist, dass der unvergleichlich unrasierte Kawasaki-Charakter erhalten blieb!
Neue Dimensionen
Fazit: Mit der ab 9700 Franken erhältlichen Z900 bringt Kawasaki nicht bloss einen Ersatz für die angestaubte Z800, sondern stösst in eine neue Dimension vor. Die Neue ist ein Präzisionsinstrument erster Güte mit einem berauschenden Motor und damit eigentlich die Z1000, wie wir sie uns heimlich immer gewünscht haben. Rational betrachtet können wir Einsteigern dieses Bike allerdings nicht empfehlen – dafür ist es schlicht zu anspruchsvoll. Mit der Z650/Ninja 650 führt Kawasaki geeignetere Bikes im Sortiment.
2017 dürfte als jenes Jahr in die Töff-Geschichtsbücher eingehen, das die Ablösung der Power- durch Mittelklasse-Naked-Bikes eingeläutet hat. Triumph etwa setzt als Absatzgarant ab sofort auf die Street statt auf die Speed Triple. Bei KTM dürfte die 790 Duke die 1290 Super Duke R vom Thron stossen, und bei Kawasaki übernimmt ab sofort die brandneue Z900 die Rolle des Naked-Rudelführers von der Z1000. Grund für diese Entwicklung: Die neuen, nackten Sport-Mittelklassebikes bieten inzwischen (mindestens) die gleiche Gesamtperformance wie die 1000er. Dies bei deutlich leichterem Gewicht, attraktiverem Preis und geringeren Unterhaltskosten.
2017 dürfte als jenes Jahr in die Töff-Geschichtsbücher eingehen, das die Ablösung der Power- durch Mittelklasse-Naked-Bikes eingeläutet hat. Triumph etwa setzt als Absatzgarant ab sofort auf die Street statt auf die Speed Triple. Bei KTM dürfte die 790 Duke die 1290 Super Duke R vom Thron stossen, und bei Kawasaki übernimmt ab sofort die brandneue Z900 die Rolle des Naked-Rudelführers von der Z1000. Grund für diese Entwicklung: Die neuen, nackten Sport-Mittelklassebikes bieten inzwischen (mindestens) die gleiche Gesamtperformance wie die 1000er. Dies bei deutlich leichterem Gewicht, attraktiverem Preis und geringeren Unterhaltskosten.