Internationale Töffmesse EICMA
Qualität statt Quantität

Noch bevor die Töffmesse EICMA in Mailand (I) morgen ihre Tore schliesst, zeigt Blick die aus Schweizer Sicht vielversprechendsten Modellneuheiten für die Töff-Saison 2018.
Publiziert: 11.11.2017 um 21:23 Uhr
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Aktualisiert: 12.09.2018 um 14:10 Uhr
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BMW K 1600 Grand America
Foto: Dimitri Hüppi/zvg
Daniele Carrozza

Was die Anzahl Töff-Modellneuheiten angeht, wird 2018 ein Zwischenjahr. Grund: Durch die Anfang 2017 eingeführte Emissionsnorm Euro 4 wurden die Hersteller gezwungen, auch ihr bereits bestehendes Portfolio technisch anzupassen. Naheliegend, dass viele dieser Töff gleich rundum aufgefrischt als Modellneuheit lanciert wurden. Was jedoch nicht heisst, dass 2018 ein schlechter Modelljahrgang wird. Qualität statt Quantität lautet die Devise. Augenfällig: Der Retro-Trend und das Wachstum im Adventure-Segment halten weiter an, während die Elektrifizierung bei den motorisierten Zweirädern nach wie vor keine wichtige Rolle zu spielen scheint.

Die Ducati Panigale V4 ist nicht nur wegen der charmanten Präsentation der Hingucker der EICMA. Mit dem V4-Motor aus der MotoGP ist sie eines der Highlights der Messe.
Foto: Dimitri Hüppi/zvg

Ducati

Den schillerndsten Auftritt in Mailand hat mit fünf echten Modellneuheiten Ducati. Die Roten präsentieren mit dem Superbike Panigale V4 die wohl attraktivste Neuheit der Messe. Damit verabschieden sich die Italiener – zumindest im Hypersportsegment – vom für Ducati bis jetzt unumstösslichen V2-Konzept und schwenken auf den klingend «Desmosedici Stradale» genannten V4-Motor mit 90 Grad Zylinderwinkel um. Grundsätzlich also jenes Aggregat, das Ducati erfolgreich im MotoGP einsetzt. Freilich mit auf mehr Lebensdauer ausgelegten Innereien sowie einer Abstimmung, die mehr Druck in der Mitte bietet.

Die wichtigsten Eckdaten der für 23'990 Franken ab Dezember erhältlichen Panigale V4 lassen aufhorchen: 214 PS bei einem fahrfertigen Gewicht von 194 Kilo, gegenläufig rotierende Kurbelwelle am Sechzehnventiler mit 1103 ccm Hubraum, alle erdenklichen elektronischen Helfer; darunter ein kurvenfähiges ABS, Traktions-, Slide-, Wheelie- und Motorbremskontrolle. Damit ist die Panigale V4 der weltweit stärkste Grossserien-Töff, wobei die auf 1500 Einheiten limitierte Panigale V4 Speciale mit bis zu 226 PS noch einen draufsetzt – auch preislich (ab März ab 42'900 Fr.).

Piaggio zeigt an der EICMA erstmals die finale Version der Vespa «Elettrica». Der Elektroroller soll 2018 auf den Markt kommen.
Foto: Dimitri Hüppi/zvg

Daneben zeigen die Italiener mit der ab März in drei (Retro)Design-Varianten angebotenen, pfiffigen Scrambler 1100 endlich eine grosse Schwester der erfolgreichen 800er-Scrambler. Schön, dass für deren Motorisierung die Wahl auf den prämierten und neu auf Euro 4 gebrachten, luftgekühlten Zweiventil-V2 mit 1079 ccm und 86 PS fiel – einer der besten je von Ducati gebauten Antriebe (ab 14'090 Fr.).

Honda

Honda erlöst seine Fans und enthüllt die längst überfällige CB 1000 R (ab April; alle Preise offen). Das Power-Naked-Bike mit überraschenderweise Retro-angehauchtem Design und dem Namenszusatz «Neo Sports Cafe» ist 20 PS stärker (145 PS) und zwölf Kilo leichter als das seit 2008 nahezu unverändert angebotene Vorgängermodell. Zur selben Modellfamilie gehören die neuen Einsteiger-Nakeds CB 125 R und CB 300 R; verfeinert wurde die Bestseller-Reiseenduro Africa Twin, von der es ab März noch eine wüstentaugliche «Adventure Sports» geben wird.

In Mailand enthüllt KTM seine sehnlichst erwartete 790 Duke.
Foto: Dimitri Hüppi/zvg

Eine Renaissance erlebt die inzwischen zum Kult-Reisetöff aufgestiegene Gold Wing – in der klassischen Vollornat-Variante neu «Gold Wing Tour» genannt (ab April). Der Sechszylinder-Boxer-Luxustourer wurde 43 Kilo leichter und leistet 126 PS. Das Design ist komplett neu, als Option gibts auch ein Siebengang-Doppelkupplungsgetriebe und Airbag.

BMW

In der Gold-Wing-Fulldresser-Liga spielt heute nur noch die BMW K 1600 GTL, die ab Februar von der neuen K 1600 Grand America abgelöst wird (27'070 Fr.). Abgeleitet wurde sie von der K 1600 B, die sich mit ihrem Bagger-Design schon sehr amerikanisch gibt. Mit dem entsprechenden «Long and low»-Design, dem bewährten 1,6-Liter-Reihensechzylinder mit 160 PS, haufenweise Stauraum und der ellenlangen Ausstattungsliste dürfte der 363 Kilo wiegende XXL-Luxusdampfer alles bieten, um inklusive Sozius höchst souverän über den Highway zu cruisen.

Die Niken von Yamaha soll mit ihrem ausgeklügelten Neigesystem ein für Töff nicht gekanntes Grip-Level bieten.
Foto: Dimitri Hüppi/zvg

Neben den neuen Mittelklasse-Reiseenduros F 750 GS und F 850 GS (ab März) zeigen die Bayern noch den Mittelklasse-Roller C 400 X (ab Mai), der Design-Elemente der Bestseller-Grossenduro R 1200 GS aufnimmt.

Kawasaki

Viel Neues im kommenden Jahr gibts auch von Kawasaki. Neben dem Einsteiger-Supersportler Ninja 400 (ab Februar) kommt unter anderem auch der Tourensportler mit Kompressor-Technik Ninja H2 SX (ab Februar), ein Derivat der 215 PS starken Rakete Ninja H2, die jetzt – mit Anpassungen an Motor (210 PS), Rahmen, Geometrie, Verschalungen und Ergonomie – auf sportliches Touren getrimmt wurde.

Mit der Z900 RS lässt Kawaski die 1970er Jahre wieder aufleben.
Foto: Dimitri Hüppi/zvg

Aber Kawasaki unternimmt auch eine aufregende Reise zurück in die frühen 1970er-Jahre – mit den Modellschwestern Z 900 RS und Z 900 RS Cafe, die sich optisch gut erkennbar an die legendäre 900 Z1 anlehnen. Der 111-PS-Reihenvierzylinder stammt vom Bestseller Z900, kommt aber mit einer weniger aggressiven Abstimmung und Traktionskontrolle. Rahmen und Federelemente sind neu. Sehr hübsch erscheinen der tropfenförmige 17-Liter-Tank mit Zweifarben-Lackierung und die minimal gestufte Sitzbank. Die RS wird ab Dezember, die stylische «Cafe» mit Frontschale, tieferem Lenker, sportlicher Sitzbank und dezenteren Felgen ab März verfügbar sein.

Weitere Messe-Highlights

Die bereits zuvor in Tokio enthüllte Yamaha Niken mit zwei über ein ausgeklügeltes Neigesystem angesteuerten 15-Zoll-Vorderrädern. Sie dürften ein in der Töffwelt bislang nicht gekanntes Grip-Level bieten, womit die Power des prämierten 847-ccm-Dreizylinders voll ausgeschöpft werden kann. Und Piaggio zeigte beim Heimspiel schliesslich die finale Version der E-Vespa «Elettrica», deren Markteinführung für Herbst 2018 versprochen wurde, während KTM das sehnlichst erwartete Naked-Bike 790 Duke enthüllte.

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