Fahrbericht BMW S 1000 XR
Eine Supersport-GS für die Strasse

Vor 35 Jahren lancierte BMW mit der R 80 G/S eine vielseitig einsetzbare Maschine und schuf so ein neues Töffsegment. Ähnliches erhoffen sich die Münchner nun von der neuen S 1000 XR. «TÖFF»-Redaktor Michael Kutschke ist für SonntagsBlick die sportliche Abenteurerin gefahren.
Publiziert: 14.06.2015 um 00:00 Uhr
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Aktualisiert: 28.09.2018 um 19:07 Uhr
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Von Michael Kutschke

Über eine halbe Million GS-Motorräder verkaufte BMW seit 1980. Ihr breites Einsatzspektrum, der exzellente Komfort und ihr einfaches Fahrverhalten machten die GS-Modelle derart beliebt. Inspiriert von diesem Erfolg, lancieren die Bayern nun mit der S 1000 XR eine Art Supersport-GS für die Strasse. Die Performance aus dem Supersport-Segment wurde dabei mit Touring-Qualitäten und Alltagstauglichkeit verschmolzen. So soll die neue Abenteurerin für sportliches Fahren auf Landstrassen und Autobahnen genauso taugen wie für Fernreisen.

Der 4-Zylinder-Reihenmotor der S 1000 XR ist baugleich mit dem 200-PS-Kraftpaket des Rennstreckenknallers S 1000 RR. Er leistet zwar 40 PS weniger, schickt dafür aber bei 7000/min satte 20 Nm und 20 PS mehr ans Getriebe als das RR-Pendant. Dennoch steht dem Fahrer ein nutzbares Drehmomentband von mehr als 11'000/min zur Verfügung. Schaltfaules Fahren ist somit ebenso möglich wie eine sehr sportliche und dynamische Gangart, verspricht BMW. Dem weit gestreckten Einsatzbereich trägt die XR auch mit einem deutlich längeren Radstand (plus 11 cm) sowie einem komplett neu entwickelten Fahrwerk mit einem aus vier Elementen zusammengeschweissten Alu-Brückenrahmen als Herzstück Rechnung. Serienmässig gibts die Fahrmodi «Rain» und «Road» sowie die Traktionskontrolle ASC. Optional kann die XR ab Werk auch mit dem «Fahrmodi Pro» (beinhaltet Fahrmodi «Dynamic» und «Dynamic Pro» sowie DTC und Kurven-ABS «ABS Pro») bestellt werden.

Unsere erste Testfahrt in der Region von Barcelona zeigt: Butterweich geht der 160 PS und 112 Nm starke Reihenvierer ans Gas. Über 5000 Touren schiebt die fahrfertig 228 Kilo schwere XR, untermalt vom aggressiven 4-Zylinder-Sound, geradezu jähzornig aus den Ecken. Lastwechsel sind kaum spürbar. Power gibts im Überfluss. Dank Quickshifter flutschen die Gänge durch, wie Patronen eines Maschinengewehrs. Herrlich unsittlich, politisch unkorrekt und immer bestens dosier-, beherrsch- und dirigierbar. Auch gemeines Kick-back unterbindet der Lenkungsdämpfer bereits im Ansatz. So lässt sich die XR willig auch durch fieses schlagloch-, hügel- und kuppengespicktes Geläuf prügeln. Die Sitzposition ist kommod, einzig die zu kleinen Anzeigen im Cockpit-Display lassen sich nur schwer ablesen.

Ducati wollte einst mit seiner Multistrada dem Marktleader GS mit einem asphaltorientierten Konzept ans Leder. Das Ergebnis: Die GS-Verkaufszahlen steigen weiter, aber auch Ducati konnte sich ein grosses Kuchenstück sichern. Nun wendet sich das Blatt: Mit der ab 15'950 Franken erhältlichen BMW S 1000 XR werden die Italiener zu den Gejagten. Bleibt die Frage, ob die XR mit einem Motor, der eigentlich nicht für das Adventure-Segment entwickelt wurde, nur Reibungsverluste für die Multistrada verursacht, oder ob wie damals bei der GS ein neues Töffsegment zum Profit aller wächst.

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