Seit Jahrzehnten geniesst Ducati den Ruf, sportliche Töffs zu bauen, die viel Emotionen und noch mehr Leistung bieten. Vor fünf Jahren folgte aber mit der Diavel ein erster Paradigmenwechsel. Die Diavel fuhr sich zwar äusserst agil, war aber eben doch kein Cruiser. Und heute zeigt sich: Sie diente als Zwischenschritt von der Monster zum echten Ducati-Cruiser, der neuen XDiavel. Der Radstand wurde dabei immer länger, die Sitzhöhe kontinuierlich niedriger. Auch Nachlauf und Lenkkopfwinkel wurden immer cruiser-typischer.
Als eines der zentralsten Elemente – neben der vorverlegten Position der Fussrasten – betrachteten die Ducati-Verantwortlichen für die XDiavel den Motor. Nicht nur hinsichtlich Design (keine störenden Kühlerschläuche) macht er eine gute Figur, sondern auch punkto Leistung. Im Vergleich zum 11°-Testastretta mit 1198 ccm weist er einen um 3,6 Millimeter grösseren Hub auf, bietet aber mit 156 PS sechs weniger und erreicht auch das maximale Drehmoment der 1262er-DVT nicht ganz. Wichtiger aber: Zwischen 4000 und 5000/min besitzt er ein rund 20 Prozent grösseres Drehmoment. Und schon ab etwa 2500/min, wenn der Twin auf Zug ruhig zu laufen beginnt, liegen klar über 100 Nm an. Die XDiavel (ab 21'790 Fr. bzw. 24'990 Fr für die im Bild gezeigte S-Version), die wir auf herrlich kurvigen Strassen fuhren, geht richtig ab! Ihr Drehmoment lässt katapultartige Starts zu und auf dem Weg zur Leistungsspitze vergisst man schnell, dass man auf einem Cruiser sitzt. Eine Traktionskontrolle gibt es ebenso wie die Launch-Control DPL, die einem auf dem Dragstrip die besten Starts ermöglicht.
Gut, zügig vorwärts können andere Cruiser auch! Doch der maximale Schräglagenwinkel der «X» von 40 Grad lässt der sportlichen Motorisierung auch würdige Kurventempi zu! Gemütliches Gleiten geht aber auch. Ab 2500/min dreht der Motor mit der variablen Ventilsteuerung (DVT), die in der neuen Multistrada Premiere feierte, ruckelfrei. Auch das Getriebe ist knackig und präzise. Ohne Kraftaufwand bringt man das mit Kurven-ABS bestückte Muscle-Bike zudem zum Stillstand. Und zwar beide Versionen – die Standardausführung mit Vierkolben-M4-32-Sätteln und die S-Version mit den klar bissigeren Vierkolben-M50-Sätteln (beide Brembo). Auch das Fahrwerk überzeugt, selbst wenn harte Schläge sehr direkt zum Fahrer durchgereicht werden, doch das muss bei echten Cruisern ja so sein…
In der aktuellen und ab sofort am Kiosk für 5.90 Franken erhältlichen Ausgabe des Schweizer Zweirad-Fachmagazins «TÖFF» (04/16) werden die aktuellen Sporttourer BMW R 1200 RS, Suzuki GSX-S 1000 F und Kawasaki Z 1000 SX verglichen. Zudem im Test: KTM 1290 Super Duke GT – die Gran Turismo mit frivolen 173 PS, MV Agusta Brutale 800 – die Schöne, die ein Biest geblieben ist, und das feurige kleine Naked-Bike Yamaha MT-03.
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