Zahllose Marken kündigten schon im Vorfeld der grössten und wichtigsten Automesse IAA ihr Fehlen an (BLICK berichtete). Jene Hersteller, die heuer vom 12. bis 22. September dennoch dabei sind, trommeln dafür aber ganz schön laut. Allen voran Volkswagen: VW nutzt die IAA, um einen Neustart zu verkünden (auch darüber hatten wir bereits ausführlich berichtet). Und mit dem VW ID 3, dem künftigen Elektrowagen fürs Volk, legen sie die Latte vor allem beim Anschaffungspreis tief und damit für die Konkurrenz hoch.
Die wenigen Rivalen, die in Frankfurt am Main (D) Neuheiten zeigen, haben zwar zweifellos das eine oder andere Schmuckstück dabei. Wirkliche Überraschungen muss man auf den teils deutlich reduzierten Ausstellungsflächen aber fast mit der Lupe suchen. Immerhin: Keiner der deutschen Hersteller hatte den Mut, bei der diesjährigen IAA nicht dabei zu sein. Und wenn schon an der Messe vertreten, wollen wenigstens sie dem Publikum etwas bieten.
Überraschung elektrische S-Klasse
So gewährt Mercedes mit dem überraschend gezeigten Vision EQS einen seriennahen Ausblick auf die kommende elektrische Luxuslimousine EQS der Zukunft, die elektrische S-Klasse. Und zeigt zudem erstmals den neuen Siebenplätzer-SUV GLB, der gegen starke Konkurrenz aus Wolfsburg, Ingolstadt und München kämpfen muss. Audi lässt Offroad-Fans mit dem AI:Trail visionär träumen oder katapultiert Sportwagenfans mit dem Power-Doppelpack aus RS6 und RS7 in eine bis zu 305 km/h schnelle Zukunft.
Stars sind VW ID 3, Porsche Taycan ...
BMW zeigt mit der Studie Concept 4 einen Ausblick auf seine kommende 4er-Familie sowie den neuen X6 und holt die Brennstoffzelle durch die Kooperation mit Toyota wieder mal aus der Schublade. Die Stars der Messe heissen aber ganz klar VW ID 3 – der gar die Weltpremiere der mittlerweile achten Generation des Golfs auf eine kleinere Bühne später im Jahr verdrängte – und Porsche Taycan. Allerdings feierte dieser erste rein elektrische Porsche wohl nicht zur Freude der IAA-Veranstalter seine Weltpremiere bereits eine Woche zuvor an verschiedenen Plätzen der Welt.
... und der Land Rover Defender
Ein weiterer, viel beachteter Star der diesjährigen IAA in Frankfurt ist neben dem Lamborghini-Hybrid-Supersportler Sian FKP 37 (819 PS, ca. 2,5 Mio. Fr.) der erstmals ungetarnt gezeigte neue Land Rover Defender, der als fünf Meter langer Geländekünstler mit seinem Vorgänger nur mehr wenig gemein hat. Schon bekannt, weil ebenfalls bereits im Vorfeld der IAA enthüllt, ist der Opel Corsa als technischer Zwilling des Peugeot 208 – wahlweise mit Verbrennungs- oder Elektromotor. Oder der elektrische Honda e und der Mini Cooper SE, die beide zeigen, dass E-Autos in erster Linie Sinn in Städten machen, mit ihren Preisen (etwa Honda e ab 43'100 Fr.) aber den einen oder anderen potenziellen Kunden erschrecken dürften. Immerhin kündigt Honda bereits ein attraktives Leasing-Angebot für seinen E-Cityflitzer an. Ebenfalls klein und neu: der Hyundai i10 und die aufgefrischte Smart-Familie. Grösser und durchwegs elektrisch: der chinesische Byton M-Byte, der mehr bieten will als «nur» seinen riesigen 48-Zoll-Bildschirm im Cockpit, sowie die sehenswerte Studie Tavascan von Seats Sporttochter Cupra mit 306 PS und 450 Kilometern Reichweite.
Gerüchte und Spekulationen
An Messen wie der IAA gehts natürlich nicht nur um neue Fahrzeuge. Sie sind auch ein Branchentreff, wo es viele Gerüchte und Spekulationen gibt. Hauptthema heuer: Wird die IAA in zwei Jahren noch in dieser Form bestehen? Viele schütteln den Kopf. Und was ist an den Umzugsgerüchten nach Berlin dran? Wohl eher nichts. Weil Geld und imageträchtige Firmen fehlen und Berlin alles andere als eine Autostadt ist. Dennoch scheint die Zukunft der IAA ungewisser denn je.