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Höhepunkte der Detroit Motor Show 2019
Japan stiehlt den Amis die Show

Nachdem die Europäer der Detroit Motor Show auch heuer mehrheitlich fernbleiben, wäre dies eigentlich eine Chance für einheimische US-Hersteller. Wäre!
Publiziert: 19.01.2019 um 09:18 Uhr
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Aktualisiert: 13.02.2019 um 11:53 Uhr
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Ford enthüllt an der Detroit Motor Show den neuen Ford Explorer.
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Stefan Grundhoff und Raoul Schwinnen

Zum letzten Mal öffnete diese Woche die Detroiter Motor Show als Branchen-Jahresauftakt im Januar ihre Tore. In der Hoffnung auf grössere Akzeptanz bei den Herstellern findet sie ab 2020 im Juni statt. Ob das allerdings die 2019 mehrheitlich fernbleibenden europäischen Aussteller zurückbringen wird, bleibt fraglich. Zumal auch die einheimische US-Autoindustrie die Messe in Motown offenbar nicht mehr nutzen will. Enttäuschend blutleer ist jedenfalls der Auftritt der grossen US-Player Chrysler, Ford und General Motors (GM).

Weltpremiere Supra

So kommt denn der grosse Messestar nicht aus Amerika oder Europa, sondern aus Japan. Als technischer Zwilling des BMW Z4 feiert der Toyota Supra Weltpremiere. Weil BMW die zu erwartenden Stückzahlen für eine Neuauflage des Z4 zu klein erschienen, sprangen die Japaner als Partner ein. Mit der Idee, auf diese Weise der eigenen Modellpalette mit der Neuauflage eines Supra zu mehr Emotionen und Dynamik zu verhelfen. Und da sich der einstige BMW-CEO Norbert Reithofer und Toyota-CEO Akio Toyoda prima verstanden, einigte man sich, dass BMW den Grossteil der Entwicklung leistet und nach einer Produktionsstätte sucht (Magna Steyr im österreichischen Graz), derweil Toyota sich an den Entwicklungskosten beteiligt und eine Abnahmegarantie liefert. Die Modelle sollten zudem nicht in direkter Konkurrenz zueinander stehen: So bleibt der BMW Z4 ein offener Zweisitzer, während der Toyota Supra ein geschlossenes Coupé ist, mit eigenständigem Design und perfekter Gewichtsverteilung. Für den Fahrspass des ab Spätsommer bei uns startenden Supra sorgt der BMW-Antrieb (Dreiliter-Sechszylinder mit 340 PS, 500 Nm und Achtgang-Automatik), der den Japan-Sportler in 4,3 Sekunden auf Tempo 100 beschleunigt. Kostet der BMW Z4 bei uns ab 57'620 Franken (197 PS) bzw. ab 82'500 Franken (340 PS), gibts den Dreiliter-Supra (340 PS) ab 79'900 Franken. 

Hoffnungsträger Passat

VW knüpft in Amerika grosse Hoffnungen an den neuen Passat. Freilich hat die US-Version nichts mit unserer europäischen Variante zu tun, weil das US-Modell noch auf der alten PQ35-Plattform basiert und nur mit einem 174 PS starken Zweiliter-Turbo mit Frontantrieb und Sechsstufen-Automat angeboten wird. Ob VW damit das immer schlechter laufende Segment der Mittel- und Oberklasse-Limousinen in Amerika neu beleben kann, darf bezweifelt werden. Denn neben dem Toyota Supra und dem VW Passat sind die wichtigsten Neuheiten in Detroit – wen wunderts – überwiegend SUVs.

Explorer statt Bronco

Neben dem Cadillac XT6 enthüllt zum Beispiel Kia mit dem Telluride den grössten SUV, den die Südkoreaner je entwickelt haben. Über fünf Meter lang, wird dieser 4x4 von einem 3,8-Liter-V6 mit 291 PS angetrieben. Ford zeigt in Detroit zwar noch nicht den eigentlich sehnlichst erwarteten neuen Bronco, dafür erstmals seinen neuen Explorer. Dieser dürfte, ähnlich wie der Mustang, Chancen haben, auch nach Europa zu kommen. Zumal der Oberklasse-SUV nicht nur als Benziner und als 400-PS-Sportler ST, sondern auch als 318 PS starker Hybrid kommen wird. 

Kaum Alternativen

Sonst aber ist in Detroit mit alternativen Antrieben nicht viel los. Bis auf eine elektrische Cadillac-SUV-Studie für 2021 dominieren vor allem fette Pick-ups. Wie beispielsweise der RAM 3500 Heavy Duty von Dodge, der nicht nur mit 6,4-Liter-V8-Benziner, sondern auch mit einem 6,7-Liter-Turbodiesel mit 1350 Nm Drehmoment und einer Zugkraft von bis zu 16 Tonnen seine Muskeln spielen lässt.

Detroit mit Chicago?

Auch wenn sich die Detroit-Veranstalter mit der Terminverschiebung in den Juni ab nächstem Jahr wieder mehr Aussteller erhoffen, bezweifeln wir, dass sich die einst zu den wichtigsten fünf Automessen zählende North American International Auto Show (NAIAS) noch lange im Programm hält. Wahrscheinlicher scheint, dass sie mit der ebenfalls kriselnden und jeweils im Februar stattfindenden Chicago Motor Show zusammengelegt wird: Zwei Automessen im Nordosten der USA ohne nennenswerte internationale Bedeutung dürften über kurz oder lang eine zu viel sein.

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