Er ist einer der berühmtesten Rennwagen der Filmgeschichte: Den hellblauen Gulf Porsche 917K (K für «Kurzheck») mit den orangefarbenen Streifen aus dem Film «Le Mans» kennen nicht nur Kinofans und Rennsportanhänger. Unvergessen, wie Steve McQueen den Wagen im harten 24-Stunden-Rennen erfolgreich gegen die Ferrari-Meute verteidigt und schliesslich zum Sieg führt. Der Kinofilm entstand 1970 und enthält jede Menge Rennsport-Action. Manche Szenen sind sogar authentisch: Bei den Trainings zu dem klassischen Langstreckenrennen wurden einige Boliden mit Kameras bestückt, um die rasanten Fahrten auf dem französischen Rundkurs möglichst echt zu dokumentieren.
Steve McQueen hätte «seinen» hellblauen Porsche gern eigenhändig über den Kurs gejagt – schliesslich war er im gleichen Jahr beim 12-Stunden-Rennen in Sebring (USA) mit einem Porsche 908 Zweiter geworden (hinter Mario Andretti). Doch die Organisatoren attestierten dem Hollywood-Star zu wenig Erfahrung und liessen ihn nicht starten.
Der Wagen war mit drei Kameras ausgestattet und wurde im Le-Mans-Rennen von Herbert Linge und Jonathan Williams gelenkt. Die angebauten Kamerastative verursachten beim 917er aerodynamische Nachteile, vor allem auf der langen Hunaudières-Geraden, wo viele Rennautos schon 1970 annähernd 400 km/h erreichten. Dennoch schaffte der Wagen mit der Startnummer 20 den guten neunten Platz.
Bis heute hält sich hartnäckig das Gerücht, dass McQueen den Wagen heimlich ein paar Runden gefahren habe. Zwei Monate später rückten einige der teilnehmenden Sport- und Rennwagen noch einmal aus, damit Regisseur Lee H. Katzin Szenen nachdrehen konnte. Und diesmal durfte McQueen offiziell ran.
Auch nach seinem Renn- und Filmeinsatz hatte der Porsche mit der Chassisnummer 022 spannende Abenteuer zu bestehen. Wie ein Wanderpokal wurde er von einem Eigentümer zum nächsten weitergereicht und hat seinen Filmhelden bis heute überlebt. Steve McQueen starb 1980 an Krebs.
Erster Käufer des Kurzheck-Porsche 917 war ein Privatier, der das Auto bei Langstreckenrennen im Jahr 1971 vom deutschen Pilotengespann Reinhold Joest und Willi Kauhsen bewegen liess. Als nächster Besitzer folgte der britische Rennfahrer Brian Redman, der als Teilnehmer am 1970er-Rennen und auch im Film so viel Gefallen an dem hellblauen Wagen gefunden hatte, dass er ihn unbedingt besitzen wollte.
Doch auch bei Redman blieb der Porsche nicht lange. Er verkaufte ihn an seinen britischen Rennfahrerkollegen Richard Attwood, der die 24 Stunden von Le Mans 1970 in einem ebensolchen 917-Kurzheck-Boliden gewann, zusammen mit dem Deutschen Hans Herrmann. «Der Wagen ist meine Altersrente», sagte Attwood damals und liess den hellblauen Porsche in die rot-weisse Lackierung seines Siegerautos umspritzen.
In diesem neuen Look schmückte der Le-Mans-Renner zahlreiche Rennwagen-Ausstellungen auf der ganzen Welt. In den Neunzigerjahren erhielt er – für Werbezwecke – seine hellblaue Gulf-Originalbemalung wieder zurück.
Im Jahr 2000 trennte sich der inzwischen 60-jährige Attwood bei einer Auktion im kalifornischen Monterey von seinem geschichtsträchtigen Gefährt. Der Verleger der «Los Angeles Times», Otis Chandler, ersteigerte es zum «Schnäppchenpreis» von weniger als 2,4 Millionen Franken. Aber auch der passionierte Sammler verkaufte den McQueen-Porsche später weiter: an den Handy-Anbieter und Multimillionär Bruce McCaw. Nur blieb das Rennauto auch dort nicht lange. Erst der heutige Eigentümer, US-Komiker Jerry Seinfeld, könnte der Le-Mans-Legende endlich zum wohlverdienten Frieden verhelfen. Er vervollständigte mit dem hellblauen 917K seine umfangreiche Porsche-Sammlung und erfüllte sich einen lang gehegten Traum.