Im nächsten Herbst stellt VW die neue, achte Generation des Golf vor. Es könnte die letzte Neuauflage des über 40 Jahre alten Dauer-Bestsellers werden. Denn fast parallel – im Frühjahr 2020 – startet auch das erste Modell von VWs neuer I.D.-Elektrofamilie. Der I.D. Neo, wie der kompakte Stromer bisher in Wolfsburg genannt wird, ist dabei nur der Anfang einer ganzen Reihe von knapp zehn Elektroautos, die in den kommenden Jahren die gesamte VW-Modell-Palette umkrempeln sollen.
Kompakter Neuanfang
Das sich VW als Stromer-Einstiegsmodell nicht wie die Konkurrenz für einen SUV, sondern für ein 4,25 Meter langes Kompaktmodell entschied (also fast gleich lang wie der Golf), erstaunt. «Das Preissegment ist anspruchsvoll», weiss auch VW-Entwicklungsvorstand Frank Welsch, «aber wir wollen den I.D. zum Preis eines vergleichbar ausgestatteten Golf Diesel auf den Markt bringen. Es wird verschiedene Akkupakete geben, die nach dem WLTP-Zyklus Reichweiten von mindestens 330 Kilometern erlauben sollen.»
Fährt sich wie ein VW
Bei der I.D.-Entwicklung mussten Welsch und sein Team bei Null anfangen. Aus dem Konzernregal stammen nur Türgriffe, 12-Volt-Batterie und das Selbstverständnis, was ein Auto können muss. Umso straffer war der Zeitplan – und umso überraschender ist, wie erwachsen sich der komplett mit Tarnfolie verzierte Neo-Prototyp bereits anfühlt. Das erste VW-Modell mit Heckantrieb seit dem Käfer hängt mit seinem wohl rund 200 PS und mehr als 300 Nm starken E-Motor flott am Gas und beschleunigt besonders aus geringen und mittleren Tempi sehr dynamisch. Auch Lenkung, Bremsen und Fahrwerk hinterlassen beim 1,6 Tonnen schweren Testfahrzeug einen guten Eindruck, selbst die Wind- und Abrollgeräusche halten sich trotz des groben Strassenbelags in Grenzen.
Fährt sich wie ein E-Auto
Clever: Um etwa auf Bergabfahrt die Rekuperation für die Stromgewinnung optimal zu nutzen, lässt sich über einen Schaltknauf neben dem Instrumentendisplay von der Fahrstufe D (Gleitstufe) auf B (Rekuperation) wechseln, was den Einsatz der Bremse minimiert. Neben Highspeed-Laden (bis 120 kW) und dem Laden an der heimischen Wallbox (22 kW) soll beim I.D. auch induktiv, also kabellos, Strom getankt werden können. Vor Welsch und seiner Mannschaft liegt also noch genügend Arbeit.